Prolog

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Es war einmal im fernen Orient ein Königreich. Es war zwar nicht besonders groß, dafür aber sehr reich und prunkvoll.

Ein weitere Unterschied zu den umliegenden Reichen war auch, dass das regierende Königspaar sehr milde und freundlich war. Es senkte die Steuern und stand vor allem für den Frieden ein.

Doch wo ein helles Licht war, war auch viel Schatten, denn die Herrscher der anderen Königreiche versuchten immer wieder, das Paar zu stürzen oder zu hintergehen, um mehr Macht zu erlangen. Aber bevor es zu so etwas kommen konnte, übergaben sie ihre Macht an ihren ältesten Sohn.

Dieser besaß zwar die Güte seiner Eltern, war aber, seiner Meinung nach, nicht so naiv wie sie. Er wusste, dass viele weitere Herrscher ein Auge auf das hübsche, kleine Königreich Idris geworfen hatten.

Wie könnten sie auch nicht, denn sein zu Hause war der schönste Ort, den es in der trockenen Wüste nur gab, voller Oasen und beeindruckender Steinformationen. Dazu noch die reichen Städte und die Freundlichkeit der Bewohner.

Sein Königreich war perfekt und deshalb hatte er sich geschworen, es um jeden Preis zu beschützen. Er wollte besser sein als seine Eltern, obwohl dies kaum möglich war.

Jedoch war das Paar nicht ganz so gutgläubig, wie er gedacht hatte, denn sie übergaben ihm die Macht nicht ohne weiteres. Sie verlangten von ihm, zu heiraten, aber nicht irgendwen, sondern die Liebe seines Lebens. Genauso wie sie es einst getan hatten.

Der Sohn hatte zugestimmt, aber nicht weil er das selbst wollte. Er wollte sich nicht binden, denn er wusste, dass das Königreich ersteinmal jemanden brauchte, der wieder Ordnung schaffte. Denn zwar waren viele Bewohner sehr freundlich, aber das brachte ihnen nichts, wenn sie von den Heeren der umliegenden Königreiche angegriffen wurden.

Der Sohn wollte sich nicht von einer Liebe verweichlichen lassen, denn Härte und Disziplin würden es sein, die allen schlussendlich helfen würde.
Liebe würde nicht in seine Pläne passen, aber er hatte es versprochen und um seine Eltern nicht zu enttäuschen, ging er tatsächlich auf die Suche nach der wahren Liebe, nur eben auf seine Weise.

Ein Vorteil seiner weichherzigen Eltern war, dass sie ihn und seine ... Vorlieben beinahe widerstandslos akzeptiert hatten. Solange er glücklich wäre, wären sie es auch.

Dass das gar nicht geplant war, mussten sie ja nicht wissen.

Er hatte nämlich nichts für Frauen übrig und er hatte diese Botschaft beinahe freudig begrüßt, denn das würde seine Chancen, auf die große Liebe zu treffen, etwas minimieren oder so dachte er zumindest.

Als er jedoch den Aufruf startete, auf der Suche nach einem Mann zu sein, mit dem er das Königreich regieren wollte, meldeten sich unzählige. Der Sohn bekam es mit der Angst zu tun, denn eigentlich wollte er mit niemanden zusammen herrschen.

Man konnte ihn jetzt machtgierig nennen, aber er wollte sich lediglich nicht binden. Sonst würde er nur verletzt werden.

Also ließ er sich etwas einfallen. Er gab jedem jungen Anwärter auf den Thron eine Nacht, in der er sich vorstellen und ihn von sich überzeugen sollte. Wenn der Anwärter scheiterte, wurde er hingerichtet. Das war grausam, aber der Sohn wusste sich keinen anderen Ausweg.

Er wollte schließlich nicht, dass irgendwer herausfand, wie er sich während dieser Nächte verhielt oder was er mit den jungen Männern anstellte. Außerdem war es die ideale Abschreckung für andere.
Das war nicht die feine Art, aber dem Sohn war das in diesem Moment egal.

Mit der Zeit wurden es immer weniger Anwärter und der junge König war glücklich darüber.

Er war glücklich darüber, dass es bisher niemand geschafft hatte, zu ihm durchzudringen.

Er war glücklich, dass niemand seine Fassade durchschaut und seine Pläne entlarvt hat.

Er war glücklich, dass niemand ihn gesehen hatte. Den Mann hinter der Fassade, der sich selbst zu etwas zwang und dafür auf sein Glück verzichtete, damit alle anderen eben genau jenes haben konnten.

Er war glücklich, bis er kam und ihn völlig aus der Bahn warf

Zehn und eine NachtWhere stories live. Discover now