Kapitel 8 - Das Leben im Palast

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~Alexander! Schön dich zu sehen.~, begrüßte ihn Magnus mit einem kleinen Lächeln am Abend, als er an ihm vorbeiging.

Alec erstarrte ... aus mehreren Gründen.

Einerseits sah Magnus natürlich wieder atemberaubend aus mit der engen, dunklen Hose und dem hellgrünen Seidenhemd. Seine Augen waren wieder geschminkt, sodass sie noch größer und hypnotisierender wirkten als ohnehin schon.

Aber andererseits lag sein Schockzustand auch an etwas anderem ...
~Woher kennst du meinen Namen?~

~Ach das? Andrew hat ihn mir verraten.~
~Andrew?~
~Der Diener, der mir zugeteilt wurde. Er ist nett und ziemlich redselig. Er hat mich vorhin noch mit allem Klatsch versorgt, den man in einem Palast wie diesem nur finden kann.~, erklärte Magnus schulterzuckend.

~Das ist nicht seine Aufgabe.~
~Er soll mir mit Rat und Tat zur Seite stehen. In welcher Hinsicht hat niemand festgelegt. Außerdem ist er immer noch ein Mensch und kein Gegenstand.~

Alec setzte zum Widerspruch an, klappte dann den Mund aber wieder zu. Er konnte Magnus zwar jetzt eine Predigt darüber halten, dass sie über Bediensteten standen und sich nicht mit ihnen verbrüdern sollten, aber er hatte das Gefühl, dass das nichts bringen würde. Er kannte ihn zwar kaum, aber sein Gefühl sagte ihm, dass sein Gegenüber mindestens genauso stur war wie er selbst.

Außerdem musste er berücksichtigen, dass Magnus sich mit dem Leben im Palast nicht auskannte. Seit jeher war er es gewohnt gewesen, zu dienen und jetzt bedient zu werden war etwas Neues, Unbekanntes, mit dem er sich nicht abfinden wollte.

Das brachte Alec seltsamerweise dazu, über sein eigenes Verhalten gegenüber seinen Bediensteten nachzudenken. Er behandelte sie tatsächlich eher wie Dinge statt selbstdenkende Menschen.

Ob sie das verletzte? Ob das überhaupt richtig war? Wie würde er sich an ihrer Stelle fühlen?

Alec schüttelte den Kopf, um seine absurden Gedanken loszuwerden. Wenn er jetzt begann, jede seiner Handlungen zu hinterfragen, würde er völlig handlunsgunfähig werden und ein hilfloser König war ein schlechter König.
Also straffte er die Schultern und sagte~Es ist dein Diener, also auch dein Problem.~

Damit schien Magnus sich mehr oder minder zufrieden zu geben, denn er ließ sich auf den Boden fallen. Genau da, wo er letzte Nacht die Geschichte des kleinen Hexenmeisters angefangen hatte.

Alec hatte sich den ganzen Tag über kaum konzentrieren können, da er durchgängig an den kleinen, gutherzigen Jungen gedacht hatte. Ständig hatte er sich gefragt, was das für Gewitterwolken waren, die am Horizont aufragten. Was würde dem kleinem Kerl widerfahren?

Er wusste es nicht, aber er brannte förmlich darauf, es endlich zu erfahren. In dieser Hinsicht hatte Magnus ihn vollkommend in der Hand.
~Dann hätten wir das ja geklärt.~, schloss Magnus mit einem zufriedenem Lächeln ab.

Normalerweise war Alec ein sehr ehrgeiziger Kerl, der hasste zu verlieren, egal bei was, aber hier überließ er ihm einfach den Sieg.

Warum? Es war Magnus und er wollte sich nicht mit solchen Kleinigkeiten aufhalten, wenn diese Nacht eigentlich für etwas ganz anderes bestimmt war.
Also setzte er sich ebenfalls auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken ans Bett.

~Dieselben Regeln wie Gestern, nur dass du dieses Mal nicht so einfach davonkommen wirst.~
Magnus' Augen funkelten kurz diebisch herausfordernd auf, aber er nickte nur gehorsam, bevor er begann zu erzählen.

Jedoch würden die Gewitterwolken noch einige Zeit brauchen, bis sie die Welt des kindlichen Hexenmeisters verschlucken konnten und so war ihm eine Schonfrist gewährt, in der er noch ein wenig Kind sein durfte.

Er hielt sich an den Rat seiner Mutter und versuchte nicht mehr allzu verletzt darüber zu sein, wenn ihn die anderen Kinder bei irgendetwas ausschlossen. Viel mehr versuchte er zu verstehen, dass sie lediglich verzweifelt nach Glück suchten und hofften, es endlich finden zu können.

Ein paar Jahre vergingen, aber dennoch änderte sich die Persönlichkeit des kindlichen Hexenmeisters kaum. Er blieb diese sanfte, freundliche und nette Person. Er versuchte aufgeschlossen zu sein und irgendwann kam es sogar dazu, dass er von den Gleichaltrigen nicht mehr allzu häufig wie ein Aussätziger behandelt wurde.

Er war oft mit den anderen Mädchen des Dorfes unterwegs, da diese ihn für seine Tipps zum richtigen Frisieren und Flechten von Zöpfen schätzten. Außerdem punktete er mit seiner liebenswürdigen Art ... und er zog sie nicht ständig an den Haaren wie die anderen Jungs.

Besagte mieden ihn noch immer, aber das war dem kindlichen Hexenmeister nun ziemlich gleich, denn er war nicht mehr alleine und das reichte ihm.

Eines Tages jedoch kam es zu einem Vorfall, der vieles verändern sollte.

Eigentlich war alles normal. Der kindliche Hexenmeister saß mit einigen Mädchen am lokalen Brunnen und unterhielt sich angeregt mit ihnen, als plötzlich ein Ball auf sie zuflog und knapp neben einer Schwarzhaarigen aufkam. Sie schrie erschrocken auf und sofort war der kindliche Hexenmeister besorgt.

Als er aber die annahende Truppe bemerkte, spannte er sich augenblicklich an. Er wusste, dass ihn die anderen Jungs nicht mochten. Meistens ließen sie ihn aber in Ruhe.

Nur in letzter Zeit sagten sie immer wieder gemeine Dinge zu ihm. Der Hexenmeister ließ es sich nicht anmerken, aber es tat schon weh, was sie sagten. Vor allem, weil nichts davon stimmte und sie ihm einfach nicht glauben wollten.

~Hey, wirf mal den Ball rüber, du kleines Mädchen. Falls du das überhaupt kannst!~
Der kindliche Hexenmeister presste die Lippen zusammen.

Ja, er war ziemlich klein für sein Alter, aber er war kein Mädchen. Dass er nur nicht gerne im Dreck spielte wie die anderen oder sich mit den anderen Mädchen eben besser verstand, machte da keinen Unterschied. Dennoch wurde er immer wieder so genannt und wenn ehrlich zu sich selbst war, nervte es ihn etwas.

Er sah zu dem, der ihn gerufen hatte. Es war ein großer Junge, etwa ein Jahr jünger, aber mindestens einen halben Kopf größer als er.

Er hatte eigentlich schwarze Haare, aber wegen dem Staub schienen sie hellbraun. Seine Augen funkelten ihn hämisch und siegesgewiss an, aber dieses Mal würde der kindliche Hexenmeister nicht klein bei geben.

Er hatte auch seinen Stolz und das hier ging schon lange genug. Langsam stand er auf und schnappte sich den Ball. Dann tat er so, als ob er ihn dem Fiesling zuwerfen wollte, aber insgeheim holte er mehr Schwung.

Mit mehr Kraft als es hätte sein müssen warf er den Ball, der den Fiesling zielsicher im Bauch traf. Doch schon während der Ball noch durch die Luft flog, begann der kindliche Hexenmeister sich schuldig zu fühlen.

Er hätte das nicht tun sollen, aber er war nunmal so ... sauer gewesen. Er wollte einfach nur, dass man aufhörte, ihn zu hänseln.

Der ander Junge hielt sich den Bauch und starrte ihn perplex an, bevor sich sein rundes Gesicht vor Zorn verzog.
~Packt ihn!~, blaffte er und seine Freunde stürzten los.

Panik übernahm die Kontrolle im Körper des kindlichen Hexenmeisters, als er kehrt machte und davonlief.

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