Kapitel 8: Smertnizy

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Auf dem kurzen Weg durch die Büroräume verschaffte sich Gage einen Überblick über das magere Angebot, in der Hoffnung, sie würden noch etwas Nützliches finden. Viel war es nicht, das man in dem verwinkelten Bau zurückgelassen hatte.

Die verbliebenen Essensreste in Chipstüten und Tupperschüsseln waren längst verrottet, aber er bildete sich ein, dass sie dennoch einen absurden Gestank verbreiteten, obwohl der Luftzug durch kaputte Fenster wehte.

Aus den meisten Möbeln und Geräten hatte die Witterung längst einen Fall für den Schrott gemacht und wenn sie ihre Angreifer nicht mit stumpfen Brieföffnern aufhalten wollten, war nichts hiervon zu gebrauchen.

Mist.

Aber viel schlimmer war der Zustand seiner Begleiter. Gordon und Pete hatten nur leichte Schrammen, aber Toben war nach einem Schuss durch den Unterschenkel nicht mehr in der Lage zu rennen. Anni war nur knapp einem Kopfschuss entgangen, doch ihr linkes Ohr war zerfetzt und hörte nicht auf zu bluten, obwohl Caleb bereits einen provisorischen Verband um ihren Kopf wickelte.

Und nachdem Patricia verschwunden war, war auch ihr Vater Paul an seine Grenzen gestoßen. Scheiße, er hoffte, sie würden sie finden. Tony, Harry und Len hatten sie bereits verloren.

So viel zu seiner Rettungsmission.

Trotz des Gestanks atmete er tief ein. Denk nach, verdammt, lass dir etwas einfallen.

Sie waren einen halben Tagesmarsch von Fairfield entfernt. Zwar hatte er den Sender bei sich, bezweifelte aber, dass das Signal stark genug war, um ihre Gemeinschaft zu erreichen. Und selbst wenn, er traute sich nicht, noch mehr von ihnen in Gefahr zu bringen, während diese Typen durch die Straßen zogen.

Er winkte Pete zu sich heran, nachdem der Tobens Bein verbunden hatte, und sprach im Flüsterton zu ihm. »Eine Tür zum Dach, hast du gesagt?«

»Ja, wohl der Notausgang. Stabil, aber auch abgeschlossen. Willst du den Schlüssel suchen?«

Gage schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Feuerleiter gesehen. Du?«

Auch der junge Pete sah ein, dass Toben keinen Sprung aufs Nachbargebäude schaffen würde, und senkte betreten den Blick. Sie saßen hier fest und weil keine Verstärkung von außerhalb kommen würde, sah Gage nur noch einen Weg. Die Flucht nach vorn.

»Wie viel Munition haben wir noch?«

Ohne zu ahnen, was ihr Anführer vorhatte, überschlug der Junge kurz und kam auf mindestens drei Magazine. Nun gut, nicht die beste Aussicht, aber die unzureichende Ausrüstung passte zu seinem kopflosen Plan.

Er nahm Pete die Pistole ab, stellte fest, dass der vor Schreck nicht einmal geschossen hatte, und war beinahe froh, dass ihm die Übung fehlte. Gordon teilte er gerade als Wache ein, als die erste Verunsicherung seiner Begleiter sein Tempo drosselte.

»Bist du lebensmüde?«

Anni hatte vielleicht nur noch ein Ohr, aber dafür gute Augen. Sie erkannte sofort, was er vorhatte und dass ihre Chancen, lebendig hier herauszukommen, drastisch sanken, wenn er einfach da hinaus laufen würde.

»Wir können hier nicht bleiben und warten, bis die Idioten auf die Idee kommen, das ganze Haus abzufackeln. Bleibt ruhig und wartet auf mein Zeichen.« Mit einem Blick, der kein Nein duldete, wandte er sich an Gordon. »Und egal, wer durch diese Tür kommt, du schießt, bis er sich nicht mehr rührt.«

Entsetztes Stimmgewirr hob an, das Gage nur noch nervöser machte. Hätte er eine andere Idee, würde er nicht freiwillig die Zielscheibe spielen, aber es gab nur diesen einen Weg. Er würde eben vorsichtig sein. Seine Erklärungen überzeugten niemanden. Stille rief nur das metallische Scheppern im Erdgeschoss hervor.

Fayen || Outland's RustWhere stories live. Discover now