Kapitel 43: Eine absonderlich dumme Idee

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»Oh, bitte nicht.«

Dass die beiden sich kannten, war im Grunde nicht verwunderlich, aber dass er hier ein und aus ging, das war ärgerlich. Noch mehr, weil die Damen im Foyer ihren Feierabend wohl nur zu gern für ihn aufschöben. Waren sie ihr bisher alle so sympathisch, sägte das mädchenhafte Lachen nun bedrohlich an ihren Nerven.

Und auch Gertrud ließ nicht von ihrer Überzeugung ab oder davon, Roccos wunden Punkt zu umreißen.

»Du brauchst sie beide auf deiner Seite und ein gutes Argument. Dann kann er gar nicht anders, als alle Hebel umzulegen.«

Doch Fayen bekam keine Gelegenheit, ihren neuen Dauerzustand wohltemperierter schlechter Laune auch verbal auszudrücken, bevor der zumindest für ihr Verständnis ungebetene Gast in die Küche flanierte.

»Ah, guten Appetit. Und, wie ist mein Kuchen?«

»Gratis. Und jetzt verschwinde.«

Sein gewohnt fröhlicher Ausdruck hatte sich längst wieder in sein Gesicht eingebrannt, doch sie hatte nicht vergessen, wie tief er selbst in dieser Ansammlung von Scheiße steckte. Und sie hatte nicht minder Lust, ihn in selbiger zu ersäufen.

»Abgelehnt. Bin schließlich hier, um dir zu helfen.«

»Hilf dir selbst, indem du mich in Ruhe lässt, oder stirb einen grauenvollen Tod.«

Mit der Gabel mit Mund machte ihre Drohung wenig Eindruck auf ihn, und auch Gerti bedachte die beiden mit einem Blick, den sie einander an den Ohren kauenden Hunden zuwerfen würde.

»Du reichst mir gerade mal bis zur Hüfte. Was willst du schon ausrichten?«

Das beschrieb zumindest ihre aktuelle Position, aber wenn er es schon darauf anlegte, wollte sie ihm auch zeigen, was sie sogar sitzend mit ihm anstellen konnte. Schneller, als er erwartet hätte, zog sie ihn an seiner Weste zu sich, die Kuchengabel gegen den empfindlichsten Teil seines Körpers gedrückt.

»Geh mir weiter auf die Nerven und ich mache ein paar der Mädchen hier sehr unglücklich.«

Und er hatte keinen Zweifel daran, dass sie es zumindest versuchen würde. Dennoch hielt er ihren eisigen Blick, sich ihrer Bedeutung für ihn nun sogar schmerzlich bewusst.

»Fayen. Ich wollte bestimmt nicht, dass das passiert. Das kannst du mir glauben. Und ich bin wirklich hier, um dir zu helfen.«

»Ach, sagst du mir, wo ich meinen Jemand finde?«

»Weiß ich leider nicht.«

Weniger kraftvoll, als er verdient hätte, stieß sie ihn zurück, warf ihre lächerliche Waffe auf den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Sich erst jetzt bewusst, dass Gertrud noch immer in ihrem Oberteil stocherte.

»Dann bist du nutzlos.«

»Oho, ich mag vieles sein, aber sicher nicht nutzlos.« Seine Männlichkeit in Sicherheit wissend und selbige erneut über sein Ego streifend baute er sich vor ihr auf. »Vergiss Rocco. Ich kenne noch jemanden, der helfen kann.«

Doch Fayen weigerte sich, ihn auch nur anzusehen. Ihre gespannte Aufmerksamkeit lag auf Gertis faltigen Händen, die den letzten Faden vernähten. Unter gehobenen Brauen mahnte die sie ebenfalls zur Einsicht.

»Nun, es gäbe nur noch einen anderen Mann, der dir vielleicht helfen könnte, aber dass du mit dem besser fährst, möchte ich bezweifeln.«

Beat grinste. »An den habe ich gedacht.«

Und damit verließ auch die alte Dame der Glaube. Mahnend schüttelte sie den Kopf. »Junge, das ist eine ganz absonderlich dumme Idee, selbst für dich.«

Fayen || Outland's RustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt