Kapitel 68: Du willst es. Du kriegst es.

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»Das Netz? Dieses Monster unter dem Bett, das kleine Kinder frisst?«

Beats sarkastische Nachfrage wurde nur noch von dem ungläubigen Tonfall seiner Stimme übertroffen. Natürlich hatte auch er schon die paranoiden Theorien zu dieser geheimen Organisation gehört. Im gesamten Rust warnte man seine Kinder mit Schauermärchen davor, allein aus dem Haus zu gehen.

Doch weil niemand wirklich wusste, wer oder was dieses Netz sein sollte und schon gar nicht, was sie wirklich taten, hatten diese Erzählungen immer etwas von den Gruselgeschichten, die er als Kind vor dem Schlafengehen gelesen hatte, illustriert mit bunten und wenig angsteinflößenden Bildern.

»Nun, die fressen weniger als dass sie sie sammeln.«

Fellow hingegen schien davon überzeugt, dass diese Bande sehr real war. Er trat noch einmal an die Tafel heran und verwies auf einen kleinen Ort im Süden.

»Also, für unseren Plan brauchen wir Verbündete, so wie Green Hill. Aber in den letzten sechs Jahren wurden immer mehr von ihnen angegriffen und bis auf die Grundfesten niedergebrannt. Keine Überlebenden, keine Spuren.«

Das zumindest konnte Gage bestätigen. Das Netzwerk, das er selbst aufzubauen begonnen hatte, musste schon zu viele Schläge verschmerzen, deutlich mehr in diesen sechs Jahren als in seiner gesamten Zeit im Rust. Dass dort etwas vor sich ging, wussten sie alle, doch war der Verdächtige stets ein anderer gewesen.

Als eben jener mit einem halb vertrockneten Marker anfing, wild Kreise auf ein Blatt Papier zu malen, holte Gage tief Luft. Seine Finger krampften sich um seine vor der Brust verschränkten Arme, während er dem Mann zusah, den er so lange für so vieles verantwortlich gemacht hatte, und noch immer konnte er nicht ganz glauben, dass sie alle so falsch gelegen haben sollten.

»Es gibt keine Schäden an den Eingängen, die Tore sind oft sogar noch weit geöffnet. Die Bewohner werden getötet und anschließend alles verbrannt. Kommt dir das bekannt vor?«

Seine Kreise wurden durch Kreuze und blasse Balken bis zur Unkenntlichkeit erweitert. Als er endlich fertig war, präsentierte Fellow ihnen die Art von Chaos, die er bereits in zu vielen Siedlungen gesehen hatte, und wandte sich direkt an Gage.

»Es ist immer der gleiche Vorgang. Angriff von innen heraus. Auffällig ist vor allem, dass unter den Toten, egal in welcher Siedlung, nie Kinder sind. Aber wenn du Green Hill kennst, weißt du, wie viele Familien dort gelebt haben. Das ist kein Zufall.«

Fellows Stimme sank auf ein unheilvolles Niveau, als er aussprach, was nun auch Gage für möglich hielt, aber nie hatte bestätigt wissen wollen.

»Und ob ihr es glaubt oder nicht, geführt wird es von einer Frau namens Reni Vatus. Ein sehr makaberer Scherz dabei ist, dass sie sich selbst die Schwarze Witwe Alabamas nennt.« Fellow blickte in überraschte Gesichter, denen sein eigenes sehr ähnlich gewesen sein musste, auch wenn Fayen den Zusammenhang noch nicht sah. »Das Netz existiert und es ist bereits im ganzen Land aktiv.«

Fayen späte zu ihrem Begleiter, absolut sicher, dass er die Parallelen zum Angriff auf Fairfield ebenso zählte wie sie und zu dem gleichen grauenvollen Schluss kam. Das war der Angriff von innen heraus, den sie zu gern auf Fayen abwälzen wollten. Die Frau, die ihnen, wie sie es so treffend ausgedrückt hatte, ans Bein gepisst hatte.

Und jetzt ergab alles einen Sinn. Caleb am Funk, Paul als Wache und Patricia in der Betreuung ihrer vielen, vielen Kinder. Ihm wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, dass sie in seiner Siedlung, in seinem Zuhause waren. Und er sie selbst zu sich eingeladen hatte.

Es war, als könnte sie seine Gedanken lesen, und in diesem Moment, auch wenn ihr das selbst auf den Magen schlug, bereute sie beinahe, dieser Frau geholfen zu haben. Doch das war noch keine Antwort auf ihre eigentliche Frage, die in ihr rumorte, seit er diese Organisation ins Spiel gebracht hatte.

Fayen || Outland's RustDonde viven las historias. Descúbrelo ahora