Kapitel 64: Alles auf Anfang

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Das leichte Pochen seiner Wunde war bereits so normal für ihn geworden, dass er sie für den kurzen Moment, ehe er die beanspruchten Muskeln streckte, sogar vergessen hatte. Gage zuckte, als die eng gezogene Naht unter Protest aufheulte.

»Wird es gehen?«

Auch an die Anwesenheit und mit ihr einhergehende Randbemerkungen des verrückten Jungen hatte er sich irgendwie gewöhnt. Dass er jetzt im morgendlichen Dämmerlicht so entspannt neben ihm her lief und sogar schon ein paar Leute grüßte, war irgendwie nett.

Und wenn es auch gerade einen Tag her war, dass sie einander kennengelernt hatten, konnte Gage doch sagen, dass er ihn mochte. Nun, wenn man von seiner Vorliebe für diese todbringenden Messer absah, überwog jedenfalls das Gute.

Gage nickte. Es beruhigte ihn sogar auf gewisse Weise, dass ausgerechnet er Fayen begleiten würde. Und während er selbst bei Anni noch frische Kleidung für sie abgeholt hatte, war Beat mit den Vorbereitungen für ihre Abreise verfahren.

Ob es nun Trotz war, die furchtbare Erfahrung von letzter Nacht oder aber der Zeitdruck, darüber mochte er nicht nachdenken. Fayen würde Fairfield heute verlassen und er konnte es ihr nicht einmal verübeln.

»Glaubst du dem Spinner?«

Darüber hatte er sich allerdings Gedanken gemacht. Paul war so darauf versessen, Fayen die Schuld an dem Angriff zu geben, dass er ihm doch mehr über sich verraten hatte, als gut für ihn war.

Die Tore in Green Hill waren nicht aufgebrochen worden, als man sie angegriffen hatte. Aus dem einfachen Grund, dass sie jemand geöffnet hatte. Für ihn war klar, wer auch immer die verbrannte Siedlung zu verantworten hatte, hatte das gleiche mit Fairfield vor.

Die Frage aber blieb, wer sich gegen sie stellte.

Von Paul hatte er bei ihrer Beantwortung keine Hilfe zu erwarten. Dass er selbst dann noch gelogen hatte, als seine eigene Tochter in Gefahr gewesen schien, war nicht nur niederträchtig. Es deutete auch auf etwas Größeres hin.

»Was Fayen betrifft, nein. Sie hat weder etwas mit dem Angriff auf Fairfield zu tun, noch mit Green Hill. Aber aus irgendeinem Grund wusste er, dass nach ihr gesucht wird.«

Beat zuckte mit den Schultern. »Kann er nur wissen, wenn er mit dem Militär arbeitet.«

»Sicher?«

»Deren Funksystem läuft auf einer Frequenz, die analoge Anlagen nicht erfassen können. Nicht einmal Lorettes Antenne kann die noch empfangen und die habe ich erst vor etwa vier Jahren entwendet. Die Kanäle, die Soldaten hier draußen überhaupt noch benutzen, sind alt und werden nicht mehr überwacht.«

Vor der Praxis blieb Gage stehen, offensichtlich erstaunt, dass der Junge so etwas wusste, und neugierig, woher er das wusste. Beat verbarg sein Lächeln schlecht.

»Habe schon viele private Gespräche mitgehört, aber nie etwas über eine Mission oder über Gesuchte. Ich bleibe auf dem Laufenden, wenn ich unterwegs bin, betrifft mich schließlich auch.« Als Gage nur eine Braue nach oben zog, konnte Beat seine Belustigung nicht mehr zurückhalten. »Die Geschichte ist mindestens genauso lang. Vielleicht erzähle ich dir die auch irgendwann.«

Die würde er wirklich gern hören. Doch irgendwann rückte noch viel weiter in die Ferne, als Karl von seinem Wachposten zu ihnen gelaufen kam und Gage mit ihm bereits die nächste Katastrophe nahen sah.

»Gage!«

»Oh, bitte, nicht schon wieder ...«

Doch die Wache zeigte ein erbauliches Lächeln, für das nicht nur Gage mehr als dankbar war.

Fayen || Outland's RustWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu