▪︎ Ascheregen ▪︎

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Flatternd hoben sich ihre Lider, als Hitze gegen ihre Finger züngelte. Der beißende Schmerz ließ ihre Hand zucken, doch das Gewicht ihrer eigenen Glieder hielt sie am Boden. Träge zog sie sie an sich heran, dass spitze kleine Steine in ihre Haut schnitten, und spürte mehr als dass sie sah, dass die sanften Rillen an ihren Fingerspitzen einer glatten, unpersönlichen Fläche gewichen waren.

Dann erst fiel ihr Blick auf das gewellte, immer grauer werdende Stück Papier, das sich der Hitze ergebend bog und krümmte. Ihr Wegweiser löste sich im Tanz mit der stetig wandernden Flamme auf, bis nur noch Asche übrig blieb.

Doch selbst als die kleinen grauen Flocken an ihr vorbeiwehten, erkannte sie noch nicht, was ihr durch die Finger geronnen war. Sie spürte nur die sengende Hitze in ihrem Rücken, die das trügerische Leuchten bis zu ihr herüber trug, und den verzehrenden Schmerz in ihrem Inneren.

Müßig stemmte sie die geschundenen Hände auf den Boden, um sich aufzurichten. Splitt rieselte von ihrer Wange und ihre überspannten Muskeln heulten auf, als sie sich schwankend zu der treibenden Kraft umdrehte.

Und da lag es vor ihr. Das Höllenfeuer, das sie selbst entzündet hatte, strahlte ihr entgegen, dass sich die Haut in ihrem Gesicht und an den nackten Armen spannte, und ihr mit dicker, stickiger Luft das Atmen erschwerte.

Dennoch trat sie näher und konnte nur dabei zusehen, wie die meterhohen Flammen die Häuser verschluckten, über die ächzenden Brücken krochen und an den schaukelnden Booten leckten.

So zerstörerisch sie sich auch über ihre Opfer hermachten, so schön wirkten sie in diesem Moment.

Doch war ihr nur der Anblick der gnadenlosen Zerstörung vergönnt, denn sie hörte nichts von dem Knistern und Knacken der brechenden Balken und verfallenden Stege. Ein hohes, hohles Pfeifen lag über allem, das sich um sie herum ereignete, und schluckte jeden weiteren Ton, der sich ihr auch nur näherte.

Aber sie hatte das einfach tun müssen. Sie hatte dafür sorgen müssen, dass dieser Hort keiner Menschenseele je wieder zugänglich sein würde. Und nun genoss sie diese rituelle Reinigung und den kurzen Augenblick absurder Zufriedenheit, in dem sie sich selbst ein Versprechen gab.

Dies würde nicht die letzte Stätte gewesen sein, die unter ihrem Zorn niederbrannte.

Hier war sie fertig. Das Feuer würde sich holen, was sie zurückgelassen hatte. Übrig bleiben würden nur die nackten metallenen Gerippe der Kräne, die sich boshaft von dem lodernden Nachthimmel abhoben. Diese scheußlichen Werkzeuge, von Zeit und Rost zerfressen, überragten das Lager und grinsten ihr die grausame Gewissheit entgegen, dass sie die Flammen überstehen und auch ihre Reise überdauern würden.

Ja, dies war nur eins von vielen Zielen. Doch wo sollte sie nur anfangen? Ihr einziger Hinweis war gerade vor ihren Augen als Lohenstaub in die Nacht hinausgetanzt.

Und so stand sie einfach da, an Ufern, die sie nicht erreichen konnte, und blickte hinaus auf die wogenden Wellen, die stetig gegen den Kai rollten. Sie verlor sich in dem sanften Hin und Her, das so drängend nach ihr zu rufen schien, sie lockte mit dem salzigen Zauber des Meeres.

Vor. Zurück. Vor.

So offen lag es da. So verschlossen ließ es sie zurück. Voll Hohn verbarg es das Geheimnis seiner Weiten, die so unendlich wirkten, verschleierte seine unzähligen Wege, lachte ohrenbetäubend über das klaffende Loch in ihrer Brust.

Und so hörte sie die Schritte nicht, die sich ihr näherten, nahm die drohenden Rufe nur als tiefes Brummen wahr. Konnte auch die tanzenden roten Lichtpunkte auf dem Boden nicht deuten, die wild um sie herumhuschten und sich letztlich alle auf ihrem Rücken sammelten.

Sie spürte eine Bewegung hinter sich, doch in dem Moment, in dem sie sich zu ihr umzudrehen versuchte, fuhr ein solcher Schmerz durch ihren Kopf, dass ihr der Atem stockte.

Ihr Herz stolperte über seinen eigenen Schlag und ihre Knie gaben nach. Als sämtliche Spannung aus ihrem Körper wich, kamen die wogenden Wellen auf sie zu.

Umspült vom kühlen Nass sah sie starke Silhouetten und greifende Hände und spürte doch nichts. Und so versank sie im Schoß des vermeintlichen Lebens, das ihr eigenes zu schlucken drohte, während die Welt um sie herum dunkel wurde.

Fayen || Outland's RustNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ