Kapitel 52: Boomerang Buckskin

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Beat stand mit verschränkten Armen und einer nicht ganz eindeutigen Gefühlslage vor der Ladefläche seines Wagens, den Blick auf seine Begleitung geheftet, die noch lange nach Sonnenaufgang grunzte wie ein Biber beim Stammschnitzen.

Die Frau hatte ja einen gesegneten Schlaf. Einen, den er nur bekam, wenn sie stattdessen Wache hielt. Bereits nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht - und Fayen hasste diese Bezeichnung und für selbige, zumindest ein wenig, auch ihn - hatte er das zur Bedingung gemacht.

Doch er hatte nicht bedacht, sie wecken zu müssen.

»Fay-Fay«, sein Singsang erreichte sie kaum und so hob er die Stimme, »aufstehen, Schlafmütze, die Sonne lacht.«

Nun, er hatte es versucht. Beat sah sich um, suchte etwas, dessen Klang sie eher wahrnehmen würde, und konnte in vorauseilender Schadenfreude das Grinsen nicht zurückhalten. Mit dem Messingbecher in der Hand beugte er sich zu ihr, dann trommelte er mit dem Löffel darauf herum.

Fayen schoss in eine halb aufrechte Position. Gefangen in ihrem Schlafsack rang sie mit den fesselnden Schichten, doch erst als sie nach hinten kippte, hörte sie das alberne Lachen. Kindisch, höher, als man annehmen würde, und in dieser Situation durchaus hassenswert.

Sicher, diese seltsam geartete Beziehung, die sie noch den letzten Nerv kosten würde, nicht einmal mit ernst gemeinten Beleidigungen torpedieren zu können, warf sie ihm ihre Begrüßung entgegen, zusammen mit ihrer Tasche.

»Arschloch.«

Während Beat, immer noch lachend, die Weiterfahrt initiierte, schälte sie sich aus ihrer Stoffhülle. Nur einen Moment stützte sie den Kopf in die Hände, erinnerte sich selbst daran, wie gut es war, einen Verbündeten zu haben, als sie ein weit entferntes Röhren zu hören glaubte.

Ihr Blick fiel auf die kleine Flasche Wasser auf der Ladefläche, dessen Oberfläche beinahe unmerklich zitterte. Auch Beat stieg mit dem Fernglas in der Hand der guten Lorette aufs Dach, um nach der Quelle Ausschau zu halten. Und holte ergeben Luft, als die sandfarbene Kriegsmaschinerie über den Horizont walzte.

»Oh, Baby ...«

Selbst von ihrem Lager neben ungenutzten Feldern aus war der Anblick des Panzers beeindruckend. Seine rohe Gewalt machte keinen Halt vor Hügeln oder Senken, seine Ketten wogen ihn beinahe sanft über jede Unebenheit.

Beat lief ein Schauer die Arme hinauf. Seine Stimme schrumpfte auf ein ehrfürchtiges Flüstern.

»Fayen, sieh dir das an. Das ist ein Abrams. Ich sehe nicht, in welcher Generation, aber der scheint doch tatsächlich komplett zu sein.« Er reichte das Fernglas weiter, damit sie selbst in den fragwürdigen Genuss dieses Bildes kam. »Mehr als sechzig Tonnen Gewicht und beinahe zehn Meter lang. Ausgestattet mit einer Glattrohrkanone und einer Kompositpanzerung. Hast du jemals etwas Schöneres gesehen?«

In seiner Stimme lag die Euphorie einer verliebten Jungfrau, die sie schon das eine oder andere Mal vernommen hatte, doch das Objekt seiner Begierde ließ sie besorgt das Gesicht verziehen.

»Ob der noch Munition hat, was meinst du?«

»Beat?«

Still und heimlich gab er auch diesem Schätzchen schon einen Namen, seufzte mit einem Lächeln auf den leicht geteilten Lippen und überschlug seine Chancen.

»Den krieg' ich.«

»Spinnst du?«

»Der schafft nur vierzig Meilen pro Stunde, kein Problem.«

Er war schon im Begriff in voller Montur von der Ladefläche zu springen, als Fayen ihn am Arm packte. Sein fragender, sogar verständnisloser Blick tat ihr beinahe weh und wenn sie die letzten zwei Tage nicht überzeugt hatten, wusste sie jetzt ganz sicher, dass er verrückt war.

Fayen || Outland's RustKde žijí příběhy. Začni objevovat