Kapitel 48: Deal ist Deal

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Urie riss den Kopf herum, als der Boden unter ihren Füßen bebte und das Geschrei seiner Leute die Halle erfüllte. Im Donnern der zu Boden stürzenden Ziegel und den hastigen Schritten teils fliehender, teils angriffslustiger Flunkerer warf er den schweren Mantel zurück und griff nach seinem Revolver.

Eine dicke, graue Wolke aus Putz, Staub und Kohlendioxid stob von der Empore nieder, trieb ihn mit wenigen Schritten aus der kleinen Loge, dicht gefolgt von Beat. Der Hahn drehte die Trommel, bereit, den langen Lauf auf jenen Eindringling zu richten, der es wagte, seine Gaukler anzugreifen.

Auch Fayen stand neben ihnen, suchte die obere Ebene ab, gerade als das schmale Tor auf selbiger mit einem metallischen Klagelaut vom Steg rutschte. Und über das hässliche Poltern und die irritierend rhythmische Melodie eines Hundes hinweg hörte sie Urie wenig majestätisch fluchen, als Rocco Kowalski, ehemals Braile, aus der dicken Staubschicht trat.

»Dingdong, Baby, ich bin zu Hause.«

Der Flunkerkönig schloss einen Moment die Augen, atmete durch, um die Gelassenheit abzurufen, die nötig war, um mit seinem ehemaligen Partner reden zu können. Wenn er sich für diesen Einbruch auch zu gern revanchiert hätte, sicherte Urie seine Waffe.

»War ja klar, dass du nicht einfach klopfen kannst.«

Seufzend ließ Arturo neben ihnen die Schultern hängen, sich der bevorstehenden Reparatur nur allzu bewusst. »Die Tür war nicht mal verschlossen.«

»Beat. Alles noch dran?«

Während Rocco die metallene Treppe herunterstieg, senkte der Junge den Blick. Obwohl hier jeder wusste, dass sie das skurrile Team von oberhalb waren, wäre ihm lieber, man brächte sie gerade jetzt nicht miteinander in Verbindung. Sein verzogener Mund drückte kurzes Überlegen aus, dann nickte er.

Dennoch unleugbar gerührt setzte er ein Lächeln auf. »Sag bloß, der Klumpen in deiner Brust entpuppt sich doch noch als Herz.«

»Bedank dich bei Gerti. Und jetzt sieh zu, dass du deinen Arsch wieder an die Oberfläche bewegst.«

Nun, so viel zu spontanen Gefühlsbekundungen. Beat lachte müde, ihm sollte es recht sein, sie hatten schließlich, was sie wollten. Und wenn sie nicht bald hier verschwanden, würde Urie seiner Angebeteten noch den Wunsch nach Roccos baldigem Ableben erfüllen.

Ein wenig zu theatralisch griff der nun nach ihrer Hand, als fahre einer von ihnen morgen zur See, während sie, mit Ausnahme von der gehobenen Braue, keine Regung zeigte.

»Fayen, unsere kurze Bekanntschaft hat mich entzückt, auch wenn ich mir angenehmere Umständen gewünscht hätte. Ich bedauere ich es zutiefst, dir diese Bürde aufzuerlegen, wünsche dir jedoch inständig, dass du findest, wonach du suchst.«

»Können wir den Muschi-Modus jetzt ausschalten und wieder unserer Wege gehen, Herr König hinter den Rohren?«

So nah sah sie ganz deutlich den angespannten Kiefer und das einsetzende Zucken seines rechten Lids, hörte das tiefe Einatmen, das in Verbindung mit Rocco auch ihre einzige Möglichkeit war, ihm nicht augenblicklich an die Gurgel zu gehen, und lächelte gepresst.

»Beat, wenn dir etwas an unserer Freundschaft liegt, schaffst du diesen Crétin aus unserem Cabaret. Und sorgst dafür, dass er nie wieder auch nur seinen Fuß in mein Reich setzt, wenn er ihn behalten will.«

Während Beat ergeben nickte, nutzte Fayen die Chance zur Flucht und zog die Hände zurück. Ihr Abschied bestand aus einem kameradschaftlichen Klaps, der Urie nicht weniger überraschte als ihr Händedruck und mit dem Gefühl zurückließ, entsetzlich nackt in der Menge zu stehen.

Was für eine Frau. Kein Wunder, dass sie steckbrieflich gesucht wurde.

Sie holte sich ihre Waffe zurück, nicht, ohne dem Kerl, der sie ihr abgenommen hatte, einen finsteren Blick zuzuwerfen, und schloss sich zumindest Beat für ihren Rückweg an. Doch erst als sie ihren Ausgang passierten, bemerkte sie das nervöse Knurren von links.

Fayen || Outland's RustWhere stories live. Discover now