Kapitel 38: 7 Schüsse in der Nacht

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»Horris kotzt deinetwegen sein Blut auf meine Ware, was echt eklig ist. Der macht es nicht mehr lange.«

Beinahe entspannt saß er da, auf der Kante des vorderen Bettes. Seine rohe Gestalt vom Lampenschein lediglich touchiert stützte er die Ellenbogen auf die Knie, dass das Leder seiner Jacke leise knarzte. Einen nachdenklichen, doch wenig bedauernden Ausdruck aufgelegt deutete er auf ihr erstes Opfer zu seinen Füßen.

»Phil hier - tja, die Schweinerei spricht für sich. Und Simon hast du gerade die Rutsche runter geschickt. Ganz zu schweigen von dem Mist, den du in meinem Hof angerichtet hast. Soll ich dir noch mehr Gründe nennen, warum du den Schwachköpfen gleich Gesellschaft leisten wirst?«

Fayen lag bäuchlings auf dem Boden, und noch halb auf dem von seinem eigenen Zittern erstickten Jungen. Ein Kribbeln tanzte ihre Unterarme hinauf und ihren Rücken herunter, als sie den Mann anstarrte, der für all das hier verantwortlich war.

Und augenblicklich hielt sie es für klüger, liegen zu bleiben und, so schwer es ihr auch fiel, den Mund zu halten. Besonders in Anbetracht des Gewehrs, an dessen Abzug immer noch behandschuhte Finger ruhten.

Aber anscheinend witterte John seine Chance, sich dem Big Boss doch noch zu beweisen. Aus seiner spontanen Schockstarre gelöst wand der sich nun schnellstens unter ihr heraus ...

»Gut, dass du da bist. Ich hab' diese Frau beim Spionieren erwischt und ...«

Mistkäfer!

... und verstummte, als die immer noch geladene Bockflinte in seine Richtung schwang.

»Ist doch erstaunlich. Passt man nicht mit der gespannten Aufmerksamkeit eines Bombenentschärfers auf, gibt unser John-Boy hier doch tatsächlich Führungen durch mein bescheidenes Heim. Und ist dann nicht einmal Manns genug, die Suppe auszulöffeln, die er selbst gekocht hat.«

Parlow gab ein schnaufendes Lachen von sich, doch als er John ansah, verfinsterte sich sein Ausdruck und auch der amüsierte Ton, der seine Stimme begleitete, verschwand.

»Wir beide unterhalten uns noch. Aber zuerst kümmere ich mich um unseren Gast.«

Das war ihre Chance. Sie stemmte sich vom Boden hoch und stieß sich rücklings den Flur hinunter, raus aus seiner Schussbahn, als Parlow bereits aufsprang. Johns verzweifelten Versuch, etwas beizutragen, stoppte er mit einem heftigen Schlag, der den Jungen erneut zu Boden schickte.

Kaum auf den Beinen hob Fayen ihren Bogen, doch Parlow hatte sein Gewehr bereits im Anschlag. Sie hechtete nach rechts, doch zu spät.

Der zweite Schuss feuerte die Ladung Schrot direkt auf sie. Aus der Wand geschlagener Putz stob ihr ins Gesicht. Dutzende kleine Eisenkugeln schlugen in ihren Bogen, schnitten an seiner Sehne entlang, als sie noch den Kopf zur Seite warf, und durch ihren eigenen Zug riss sie sie entzwei.

Doch der Verlust ihrer Waffe ging unter in dem hellen Schmerz, mit dem unzählige Geschosse in ihren ausgestreckten Arm fuhren und ihre Schulter perforierten. Sengend heiß fraßen sie sich in ihre Haut, drangen ein in Muskeln und Sehnen. Und ihr abgehackter Schrei erstarb.

Fayen prallte auf die mit Schutt bedeckte Acrylschicht, krümmte sich um ihren geschundenen Arm. Sie biss die Zähne zusammen, spürte ihr eigenes Blut nicht minder heiß aus zu vielen kleinen Wunden quellen. Die linke Hand zuckte unter Krämpfen, die sie nur noch mehr quälten, während Parlow gemächlich in ihre Richtung schlenderte.

»Jetzt werd' nicht melodramatisch. Die Korngröße eignet sich gerade einmal, um Geflügel zu schießen. Das bringt dich nicht um. Und jetzt steh auf. Wir haben etwas zu klären.«

Ihr finsterer Blick, so glänzend er auch war, sprang in seine Richtung. Trotzig zog sie die Nase hoch, schnaufte ihm lediglich entgegen, doch das machte ihn nur noch wütender.

Fayen || Outland's RustTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang