Kapitel 36: Lucans Ankunft

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• Vittorius •

Statt mein Vampirschützling abzusetzen, trage ich sie bis zum Kaminfeuer der großen Wohnhalle. Gemütlich lasse ich mich mit Yara auf meinem Schoß nieder. Gerade will sie versuchen aufzustehen, aber ich bin schneller. Mit einem schelmisches Grinsen ziehe ich sie weiter an mich.

Sie so nah bei mir zu haben, erfüllt mein überaus großes Bedürfnis sie zu beschützen. Momente wie dieser können für meinen Geschmack für immer andauern. Kein schlimmer Feind, keine zerstörerischen Visionen und keine nervtötenden Probleme. Hach, schön wär's.

Neben mir fällt Isajah zufrieden in den Sessel und blickt amüsiert zu uns rüber.

Den angehenden Abend verbringen wir mit einem angenehmen Gespräch. Schnell nähre ich Yara noch und lasse sie dann mit Isajah alleine. Leider gibt es auch noch Regierungsangelegenheiten die geklärt werden müssen.

Ich höre die Beiden noch bis lange in die Nacht ein aufregendes Gespräch führen.

Freudig lese ich die Nachricht eines vorangegangenen Briefvogels. Schon bald wird Yara den Ältesten ihrer großen Brüder kennenlernen!

• Lucan •

Roan, der Anführer der Schnelligkeits Spezialisierungseinheit und Kopf der externen Einheit von König Vittorius persönlich, steht verschwitzt in meiner Bibliothek. Entspannt habe ich an meinen Lehrbüchern geschrieben und Zeichnungen angefertigt, die Entspannung ist allerdings schlagartig vorbei. Wenn Vittorius seinen schnellsten Späher loshasten lässt, muss etwas ganz übles passiert sein. Voller Anspannung erwarte ich Roans Nachricht von meinem Vampirvater.

„Der König schickt mich. Er wünscht umgehend eure Anwesenheit. Es gibt Neuigkeiten zu Aaru", erstattet Roan Bericht.

Heilige! Scheiße!

Würde der Vampirkreislauf nicht ausgezeichnet von allein funktionieren, wäre ich in diesem Moment sicher ohnmächtig geworden.

Aaru, mein erster eigener Vampirschützling und eine der größten helfenden Hände die wir je hatten. Der Aaru mit überragenden Fähigkeiten und ausgeprägter Visionsmagie. Der Aaru, der seit Jahrhunderten spurlos verschwunden ist und zuvor den rechten Pfad verlassen hat und dem Wahnsinn verfallen ist.

Der Aaru, bei dem Vittorius und ich als Meister völlig versagt haben.

„Ruh dich einen Moment aus, Roan, ich mache mich sofort reisebreit", entgegne ich nach einem Schockmoment.

Wie lange ich meinen Ländereien nun fern bleibe ist Ungewiss, deshalb übertrage ich meinen Aufgabenbereich meinem vampirischen Rat. Den Ratsführer habe ich bereits instruiert. In kürze wird er den Rat einberufen und meine Vertretungsregelung ankündigen. Dann bin ich aber schon lange auf dem Weg.

Eine halbe Stunde später treffe ich Roan am Stadtausgang, dort wartet er bereits mit zwei der schnellsten Skelettpferde die ich kenne. Ich verschnüre die nötigsten Sachen am Sattel und schwinge mich dann elegant auf das Pferd.

Hastig eilen wir los. Der König wartet ungern, wenn es wirklich wichtig ist.

Gute zwei Tage reiten wir durch und genehmigen uns nur die nötigsten Pausen. Passend zum Sonnenaufgang erreichen wir die Waldgrenze unmittelbar an Vittorius' Stadt.

• Yara •

Die Helligkeit des neuen Tages weckt mich so langsam und müde starre ich in das morgendliche Blau des wolkenlosen Himmels. Heute wird wohl ein schöner sonniger Tag.

Nach meiner morgendlichen Routine gehe ich auf den Balkon und genieße den Ausblick noch ein wenig. Wenn Vittorius nicht weiß, dass ich wach bin, startet mein Training sicher später oder?

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt