Kapitel 98: Erste Stadteinblicke

1.1K 74 9
                                    

• Yara •

Im Leben habe ich nicht damit gerechnet mich mit Sorin einmal gegen Jaron zu verschwören. Oder soll ich verbrüdern sagen?

Jedenfalls passt es meinem Vampirbruder gar nicht, dass Sorin und ich völlig einer Meinung sind. Zumindest lese ich das in seinem skeptischen Blick.

Grinsend widme ich mich wieder meinem Training und Sorin geht zurück an's Fenster. Jaron beobachtet mich stumm und mit ausdrucksloser Miene. Vermutlich denkt er sich gerade Ausreden oder sonstiges aus, um sich vor Vittorius im Fall der Fälle zu rechtfertigen.

Nachdem die Mittagszeit rum ist, beende ich völlig erschöpft meine Übung. Wir ziehen uns für ein bisschen Erholung in die Wohnhalle zurück.

Auf dem Sofa plaudere ich ein wenig mit Jaron über allen möglichen Dinge, viel aber über Kunst. Da kann der arme Sorin anscheinend nicht wirklich mitreden. Interessiert beschreibt er eine seiner Lieblings Maltechniken. Irgendwann müssen wir echt mal zusammen ein Gemälde anfertigen.

Irgendwann durchbricht Sorin dann auch schon das gemütliche Zusammensein.

„Können wir? Ich kann es kaum erwarten gegen deine Dunkelmagie Form anzutreten", möchte er wissen.

Sofort springe ich auf.

„Seid bitte vorsichtig, meine werten Geschwister!", ermahnt uns Jaron in großer Vampirbruder Manier.

Wenig später stehen Sorin und ich in Angriffshaltung auf dem Feld. Jaron steht teils interessiert und teils besorgt am Feldrand. Seine Warnung bloß vorsichtig zu sein, haben wir beide nicht mehr wirklich im Kopf.

„Keine Sorge, ich weiche nur aus im Gegensatz zum König. Aber wehe du hältst dich zurück", leitet Sorin mit einem Lächeln den Kampf ein.

Ohne Vorwarnung, wie bei Vittorius gestern, presche ich hervor und sammle beim Luftsprung volle Ladung Dunkelmagie. Fast schon instinktiv verstärke ich meine Muskeln und meine Fähigkeiten.

Sorin muss sich schon ein wenig mehr Mühe als Vittorius geben, aber auch er weicht jedem meiner Angriffe aus. Interessiert beobachtet er meine Techniken und Bewegungen. Er scheint seine persönlichen Analysen zu erstellen.

Begeistert liefern wir uns also einen epischen Schlagabtausch.

„Reize deine Grenze aus, du schaffst das", motiviert er mich, als er bemerkt dass ich kurz davor bin den Kampf zu beenden.

Ich sammle wirklich meine letzte Kraft und gebe noch einmal alles. Aber auch gegen Sorin muss ich mir klar eingestehen noch keine Chance zu haben. Vermutlich werde ich das nie, wenn nicht irgendwelche Wunder geschehen oder krasse Wendungen eintreten.

Mein Vampirbruder steht da, als wäre nichts gewesen. Wo nimmt meine ganze Vampirfamilie nur so eine Ausdauer her?

Ziemlich fertig und schweißgebadet entlässt Sorin mich aus dem Kampf.

„Nimm ein Bad zur Muskelentspannung und dann gehen wir durch das Adelsviertel", sagt Sorin zufrieden.

Begeistert stimme ich zu.

• Jaron •

Ich rechne wirklich jeden Moment damit von Vittorius überrascht zu werden. Sorin und Yara übertreiben es völlig mit ihrem Dunkelmagie Nahkampf. Im Ernstfall hätten wir absolut nichts im Griff. Das scheint die beiden allerdings wenig zu interessieren.

Mit großer Erleichterung kehren wir irgendwann in die Wohnhalle zurück. Yara verschwindet umgehend im Bad und Sorin lächelt leicht zufrieden vor sich hin.

„Das Sondertraining sollten wir verschweigen", stelle ich fest.

„Ich bin nicht die Plaudertasche von uns beiden", entgegnet Sorin belustigt.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt