Kapitel 101: Zwischenweltliche dämonische Überraschung

1K 72 23
                                    

• Jaron •

Völlig zielsicher und frei von jeglicher Angst steuert Yara auf die bedrohliche Kuppel zu. Ich empfinde zutiefste Sorge und grenzenlose Ehrfurcht ihr gegenüber zugleich.

So als wäre die schwarze Wand nicht vor uns, gleiten wir mühelos durch diese Hindurch.

Elegant landen wir auf dem Boden und erblicken direkt vor uns bekannte Malereien und Symbole.

Auf dem Boden ist ein riesiger Beschwörungskreis und auf der Innenwand der Kuppel leuchten in grell weiß mit dunkellilanen Akzenten diverse Runen.

Unmittelbar blicke ich in ein tödliches dämonisches Augenpaar. Instinktiv stelle ich mich als nächste Amtshandlung direkt zwischen Yara und dem Schattendämon. Grinsend sieht er uns an.

Plötzlich bemerke ich, wie Yara sich an mir vorbeidrängen möchte. Was zur Hölle ist nur los mit ihr? Hat sie Todessehnsucht?

„Yara, bleib hinter mir!", sage ich mit harschem Befehlston. Sie scheint ein wenig überrascht zu sein, dass ich so streng und ernst auftrete. Nun, sie kennt mich so nicht. Aber auch ich kann äußerst streng sein und bringe einiges an Durchsetzungsfähigkeit mit.

„Das Schattenkind sollte sich weniger vor mir fürchten als du", entgegnet der Schattendämon mit einem höllischen Lachen. Es ist das erste Mal, dass ich einen Schattendämon lachen höre. Yara hingegen scheint dieses Geräusch bereits zu kennen und ist nicht sonderlich beeindruckt. Ich weiß noch nicht, ob ich das in höchstem Maße beunruhigend finden soll oder eine tiefe Bewunderung angebracht ist. Ich für meinen Teil spüre das dämonische Lachen bis tief in meine Knochen und das versetzt mich in höchste Alarmbereitschaft.

„Lass ihn in Ruhe", ertönt Yaras Stimme hinter mir. Todesmutig wendet sie sich an den Schattendämon. Kraftvoll schiebe ich sie wieder hinter mich. Warum nur hört sie nicht auf mich? Ausgerechnet in so einer gefährlichen Situation!

Offensichtlich muss ich ihr eine außerordentliche Lehreinheit über Vampirrangfolge und dem Folgen von Befehlen erteilen. Und wenn Vittorius Wind davon bekommt, erhalte ich Nachhilfe im meisterlichen Verhalten, garantiert.

„Was treiben Vampire wie ihr auf der Zwischenebene?", fragt der Schattendämon indes.

„Was treibt ein Schattendämon wie du hier?", stellt sie ihm die Gegenfrage.

Ich deute ihr nun wirklich unmissverständlich an, hinter mir zu bleiben und Deckung zu suchen, nichtmal mit ihm zu reden. Aber ... sie ignoriert mich komplett. Bisher hat sich niemals jemand so sehr gegen meine Befehle geweigert. Was würde Vittorius in so einer Situation tun?

„Fragt das eure Vampirfreunde, die mich hier hin beschwören ließen", gibt er verärgert von sich. Ruckartig bewegt er sich und mein Herz rutscht besonders steil abwärts! Beinahe sehe ich unser Leben an uns vorbeiziehen. Auch wenn nur unser Geist die Zwischenebene betritt, würden wir sterben wenn wir auch hier sterben.

Ich halte allerdings inne, als ich die magischen Fesseln, die an dem Schattendämon angebracht sind, bemerke. Yara sind sie auch sofort aufgefallen. Wie unglaublich es mich erleichtert, ihn in magischen Fesseln zu sehen, lässt sich nicht in Worte fassen!

„Willst du nun zurück in die Schattenebene?", fragt Yara ohne Umwege. Bei mir hat es erst jetzt in diesem Moment Klick gemacht.

Der Schattendämon ist gar nicht richtig vor meiner Stadt. Er ist auf der Zwischenebene vor meiner Stadt. Und er ist kurz davor in unsere Welt materialisiert zu werden, den Runen nach zu urteilen. Selbst die merkwürdig aussehenden magischen Ketten sehen äußerst instabil aus.

Ich bilde mir ein, dass der Schattendämon seine Augenbraue hochzieht.

Im Augenwinkel bemerke ich dann, wie Yara die volle Dunkelmagie Gestalt annimmt.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt