Kapitel 104: Zeit zum Luft holen

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• Vittorius •

Minutenlang steht Jaron bereits da und drückt Yara fest an sich. Wie sehr mich das entspannt, kann ich nicht in Worte fassen.

Yara lebt und Jaron fällt nicht in eine Lebenskrise. Was gibt es schöneres?

Achja, mein ältester Vampirsohn hängt ja bereits seit Wochen in der Schattenebene fest. Irgendwas ist ja immer.

Ich muss definitiv neue Sicherheitsprioritäten ausarbeiten!

„Du kannst mich wieder loslassen", ertönt Yaras gedämpfte Stimme nach einer ganzen Weile. Ihr Kopf ist tief in seiner Umarmung vergraben. Sie versucht bereits sich aus seiner Umarmung zu lösen, hat aber nicht den Hauch einer Chance. Schmunzelnd betrachte ich die Zwei.

„Nein", sagt Jaron nur.

Kurz überlege ich einzuschreiten, unterlasse es jedoch. Ein paar weitere Momente seien ihm vergönnt.

• Yara •

Ich mag wirklich gerne diese familiäre Nähe in meiner kleinen Vampirgesellschaft, aber allmählich könnte Jaron mich mal aus seinen Armen entlassen.

Der König steht nur grinsend im Türrahmen.

„Mein Vampirbruder ärgert mich! Hilfe!", rufe ich nach einer gefühlten Ewigkeit. Ich muss ein wenig lachen dabei.

„Das klärt ihr schön unter euch meine Vampirkinder", antwortet Vittorius trocken. Auch er fängt an zu lachen.

„Jaron!", rufe ich empört und winde mich in seinen starken Armen.

„Deine Flucht wird kläglich scheitern", ergreift Jaron endlich das Wort. Er scheint sich wieder zu fangen. Ich erahne bereits das erste Lächeln auf seinen Lippen.

„Jaron, ich habe dir frisches Blut bringen lassen. Das wirst du zu dir nehmen. Jetzt", kündigt der König nun streng an. Ein menschlicher Bediensteter wartet bereits vor der Tür.

Im nächsten Augenblick ist Vittorius bei uns und legt seinem Vampirsohn sanft aber fordernd seine Hand auf die Schulter.

Jaron nickt zögerlich.

„Vielen Dank, mein König", entgegnet er förmlich. Dann löst sich Jaron endlich von mir. Weit komme ich allerdings nicht, denn keine Sekunde später hänge ich in Vittorius' Armen.

„Bei dir werde ich immer so penibel wie möglich drauf achten, dass du nicht ansatzweise in die Nähe von frischem Blut kommst. Ein einziger Kontakt damit reicht bereits aus, um unser Blutritual zu beenden", erklärt Vittorius, der mich bereits aus dem Raum mitnimmt.

„Jaron, ich gehe mit ihr zurück in den Wohnbereich, wenn du fertig bist kannst du nachkommen. Du darfst sie dann auch solange festhalten wie du magst", sagt der König grinsend.

„Hallo, ich habe auch ein Mitspracherecht!", melde ich mich belustigt zu Wort.

„Nein", sagt Jaron reflexartig.

„Sicher nicht", entgegnet der König schmunzelnd.

Dann verlässt Vittorius mit mir den Raum und der Bedienstete verschwindet in Jarons Zimmer. Gelassen gesellen wir uns zu meinen anderen Vampirbrüdern zurück. Auch von den Dreien scheint ein ganzen Stück Anspannung abgefallen zu sein. Freundlich Lächeln sie mir zu. Ich meine selbst auf Sorins Gesicht eine Spur von Emotion zu sehen.

Wenig später gesellt sich Jaron dann zu uns. Er sieht wesentlich besser aus und die blasse Farbe kehrt in sein Gesicht zurück. Seine Brüder klopfen ein paar Sprüche und Jaron verteilt ein paar spielerische Fäuste auf dem Oberarm von Daryun und Taavi. Mit Sorin tauscht er nur sowas wie ein kurzes Nicken aus, aber Sorin wirft ihm auch keine Sprüche an den Kopf.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt