Kapitel 78: Was ist nur mit mir los?

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• Vittorius •

Gemütlich lehnen wir an der Brüstung des Regierungsbalkons und schauen in die Ferne. In Ruhe erkläre ich ihr die nächsten Schritte des Trainingsplans. Immer wieder mustere ich sie von der Seite.

„Hörst du mir zu?", frage ich in der Mitte meiner Ausführung.

„Mhm", antwortet sie geistesabwesend.

„Was habe ich eben gesagt?", entgegne ich prüfend.

Keine Antwort. Keine Reaktion. Wo auch immer ihre Aufmerksamkeit ist, sie ist nicht bei mir.

„Hallo? Yara?", sage ich und lege meine Hand auf ihre Schulter. Leicht drehe ich sie zu mir.

In Gedanken versunken unterbricht sie ihr Starren in die Ferne und sieht mich fragend an.

„Ich habe dich etwas gefragt", sage ich sachlich.

„Oh", entgegnet sie nur. „Verzeihung", sagt sie nach einem weiteren Moment.

„Was beschäftigt dich?", wechsle ich das Thema.

Mein Schützling wird im Geiste geplagt, dagegen muss ich etwas unternehmen!

• Yara •

„Bitte Yara, du kannst mit mir über alles reden. Ich veranlasse, was auch immer nötig und möglich ist", betont Vittorius ruhig.

Das ist wirklich freundlich von ihm. Aber mein Problem ist nicht was ich habe, sondern mein Problem ist, was ich nicht habe. Und das wäre ein randvoll gefüllter Körper mit Dunkelmagie.

Die Genugtuung bekommt er von mir einfach nicht. Ich höre bereits sein „ich habe es dir ja gesagt".

„Können wir einfach mit dem praktischem Training loslegen? Ich fühle mich so getrieben und habe das Gefühl mich abreagieren zu müssen", schlage ich vor. Ich finde, das ist ein gutes Mittelding zwischen Verschweigen und Gestehen. Immerhin versuche ich etwas gegen das Gefühl zu tun.

Schweigend sieht Vittorius mir in die Augen.

„Was schwebt dir vor?", fragt er nach kurzer Denkpause.

„Hmm. Ein paar Erdsäulen, um die Dunkelmagie besser unter Kontrolle zu bringen?", überlege ich laut.

Der König nickt, dann deutet er mir ihm zu folgen. Mit minimalem Mehraufwand erhebe ich mich in die Luft und folge Vittorius zum Kampffeld. Überraschender Weise treffen wir Sorin dort. Zumindest überrascht mich das irgendwie, Vittorius sieht nicht verwundert aus.

Verblüfft unterbricht Sorin sein Erdmagie Training und starrt mich an.

„Der frühe Vogel fängt den Wurm", zitiere ich das bekannte Sprichwort.

„Yara möchte ihre Dunkelmagie besser unter Kontrolle bringen, willst du ihr die Erdsäulen dafür formen?", delegiert Vittorius die Aufgabe an Sorin. Sogar ich habe rausgehört, dass dies eher eine rhetorische Frage ist.

Gespannt stellen er und Sorin sich an den Rand des Steinfeldes. Mit einer einfachen Bewegung errichtet Sorin mir ein paar Steinsäulen.

Genervt schiebe ich die Frustration darüber beiseite, dass ich immer noch kein Steinkörnchen bewegen kann.

Gelassen beobachtet mein Vampirbruder mich nun und Vittorius steht mit verschränkten Armen daneben. Auch er beobachtet meine Bewegungen.

Und es ist mir sowas von egal, was die beiden jetzt denken. Schließlich haben die beiden keinen Pakt mit einem Schattendämon geschlossen und müssen mit den Folgen klarkommen.

Ich gebe dem Gefühl nach Dunkelmagie nach und durchflute meinen Körper mit der dunklen Essenz. Es fühlt sich äußerst befriedigend an! Sofort beruhigt mich dieses Gefühl!

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt