Kapitel 159: Unheilvolle Ankündigung

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• Vittorius •

Tief versunken in meinen Haushaltsbüchern bemerke ich, wie sich die kleine heitere Gruppe in der Wohnhalle auflöst und jeder seines Weges geht.

Meine Aufmerksamkeit liegt nun bei Yara. Gemütlich schlendert sie in ihr Schlafgemach und bereitet ein heißes Bad vor.

Schmunzelnd klappe ich die Bücher zu, ich kann mich darauf jetzt eh nicht mehr konzentrieren.

Ich, 2298 Jahre alt, sitze verliebt in meinem Regierungszimmer und habe nur noch Augen für meine Frau. Ein toller und pflichtbewusster König bin ich.

Nun, ein bisschen Spaß muss sein und die Bücher fressen ja auch kein Brot. In meinen Gedanken gehe ich schon voller Vorfreude diverse Methoden durch, um Yara zu necken.

Meine Vorfreude zerspringt allerdings ruckartig in sämtliche Einzelteile, als ich bemerke, wie Yara zu Boden fällt. Ohne Vorwarnung, ohne Anzeichen, einfach so.

Was im Namen der Hölle ist mit ihr?

Sofort springe ich auf und laufe in überdimensionaler Geschwindigkeit in ihr Schlafgemach. Umgehend bin ich bei ihr und nehme sie in meine Arme.

„Yara!", rufe ich voller Schreck und rüttle sanft an ihr.

Keine Reaktion.

„Wach auf!", versuche ich es weiter voller Sorge.

Keine Reaktion.

Innerlich gehe ich bereits alle möglichen Horrorszenarien durch. Als ich „nur" ihr König und Meister war, war ich auch besorgt um sie wenn sowas passiert und das wirklich nicht wenig. Aber jetzt als ihr Mann fühlt es sich so an, als würde sie gerade unweigerlich sterben. Und das nur, weil sie bewusstlos ist und nicht reagiert.

„Mein König, Thorne ist bewusstlos", höre ich Taavis Stimme aus der Richtung der Tür. Schockiert steht er im Türrahmen und schaut zu mir herüber.

Dann sieht er, wie ich Yara ebenfalls bewusstlos in meinem Arm halte.

Schnell zählt er Eins und Eins zusammen und eilt direkt wieder weg. Meine Wahrnehmung sagt mir, dass Thornes Körper auf dem Sofa im Wohnbereich liegt. Taavi muss ihn dort abgelegt haben.

Was Taavi mir dann erzählt, habe ich bereits selbst wahrnehmen können.

„Jaron und Mattheo sind ebenfalls bewusstlos. Das ist sicher so eine Visionsmagie Geschichte", spricht er meine Vermutung direkt mit aus. Er scheint bereits in Gedanken versunken zu sein und malt sich seine eigene Erklärung dazu aus.

„Sieh nach Kaelen", ordne ich schließlich an. Sofort macht Taavi sich auf den Weg.

Ich liebe es, wenn meine Befehle sang und klanglos ausgeführt werden.

Wortlos starre ich Yara an und streiche sanft das Haar zurecht. Vorsichtig erhebe ich mich mit ihr und gehe zu ihrem Bett. Fest umschlungen verharre ich so und warte ab.

• Taavi •

Gerade will ich mich auf den Weg zu Valerie machen, da sehe ich, wie Thorne einfach so umfällt.

Ein Hüne von einem Mann, stabil und kräftig, stark und mächtig, kippt einfach so aus den Latschen.

Keinem Vampir passiert das. Keinem!

Schnell trage ich ihn zum Sofa und strecke meine Sinne nach Vittorius aus. Er befindet sich mit Yara in ihrem Zimmer, offensichtlich stimmt dort aber auch etwas ganz und gar nicht.

Schockiert stellen wir kurzerhand fest, dass alle Visionsmagier nicht mehr bei Bewusstsein sind, nicht einmal Visionsmeister Kaelen. Zumindest ist er genau so wenig ansprechbar wie die Anderen. Ratlos schaue ich mich in Kaelens Gästezimmer um, immerhin scheint nirgends etwas verdächtiges zu sein.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt