Kapitel 79: Das innere Gleichgewicht

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• Vittorius •

Ohne ein Wort sehen Sorin und ich meinem kleinen Schützling bei ihrem brachialen Feldzug zu.

Die zerstörerische Macht der Dunkelmagie ist gigantisch. Ich habe schon damit gerechnet, dass es ausufern wird, aber so? Das übersteigt definitiv meine Vorstellung.

Der Schweiß läuft ihr Tropfenweise von der Stirn. Und trotzdem scheint ihr die Energie nicht auszugehen.

Kein Wunder dass sie nicht bei sich war heute morgen. Das was sie gerade auslebt muss sich in irgendeiner Form in ihr angestaut haben. Selbst ich wäre da unausgeglichen.

Ein wenig amüsiert mich Sorins völlig entsetzte Körperhaltung.

• Yara •

Die Zeit ist gekommen, jetzt oder nie.

Wenn ich jetzt das Gleichgewicht zwischen Elementmagie und Dunkelmagie nicht finde, wird die Dunkelmagie sich wie ein Fieber in mir ausbreiten und nach immer mehr verlangen. Es wird mich verzehren. Ich habe so die Vorahnung, dass genau sowas in der Art Aaru passiert sein muss. Ich weiß es einfach!

Aber ich bin mehr als das. Ich bin stärker als Aaru!

Mein Fokus liegt vollkommen klar bei mir. Ich schließe die Augen und nehme das Terrain mit meiner Erdmagie wahr. Die Umrisse bilden sich vor meinem inneren Auge. Als nächstes fühle ich mich in die Bewegungsrichtung der Luft. Die Luftmagie fühlt sich sehr wie zuhause an.

Bei dem Wort zuhause macht es Klick.

So richtig erklären kann ich es nicht, aber bis eben habe ich die Dunkelmagie nur widerwillig in mir Geduldet. Dabei ist der Schlüssel zum Gleichgewicht doch die Akzeptanz. Willkürlich fällt mir Ying und Yang ein.

Genau so und nicht anders muss es in mir aussehen. Die Grenzen zwischen den Elementen und der Finsternis muss ineinander überfließen und trotzdem klar getrennt sein. Und das ist dann vollkommen in Ordnung so, nicht mehr, nicht weniger. Genau dann werde ich mich nicht mehr so neben der Spur und so ungehalten fühlen, das wird mir mit einem Schlag bewusst.

Während die Luft auf mich wirkt nehme ich die Dunkelheit wahr. Wie aus weiter Ferne strömt sie herbei und fließt durch meinen Körper. Wohlwollend nehme ich die Elemente und die Dunkelheit an.

Und dann passiert es, als wäre es das natürlichste der Welt.

Meine Dunkelmagie umhüllt die Luftmagie und die Luftmagie umhüllt die Dunkelmagie. Zeitgleich bemerke ich das Fließen meiner Schweißperlen auf der Stirn. Sie sind nichts anderes als Wasser. Wenn ich wollte, könnte ich auch dies verbinden. Dann drängen sich einige Trümmerteile in der Umgebung in mein Bewusstsein.

Auch hier verfließen die Grenzen. Meine Konzentration geht zurück auf die Luftmagie.

Gekonnt stoße ich mich in die Luft und lande an einer Felswand als Zwischenstopp. Elegant stoße ich mich von dort ab und rase mit bahnbrechender Geschwindigkeit auf den gegenüberliegenden Felsen zu. Mein Körper hüllt sich zeitgleich in Dunkelmagie, aber nur zur Hälfte. Die andere Hälfte ist gestärkt durch das Luftelement. Genau so wie es sein soll!

Heilige Scheiße, es funktioniert genau wie ich mir das gedacht habe!

Mit einem gezielten Faustschlag breche ich förmlich durch die massive Felswand. Die Kombination zwischen Luftverstärkung und Dunkelmagiekraft ist zerstörerischer als alles was ich bisher ausprobiert habe!

Mitsamt einiger großer Steinbrocken breche ich dann durch die Rückseite des Felsens. Im Augenwinkel sehe ich, wie der obere Teil des Felsens unter lautem Krachen nachgibt und ebenfalls zu Boden fallen wird.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt