Kapitel 76: Der Schattendämon und das Tor

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• Vittorius •

Nichts hat mich in meinem bisherigen Vampirleben mehr in Alarmbereitschaft versetzt als der Anblick von Yara in diesem Moment.

Und ich merke, dass sie absolut ernst und konzentriert bei der Sache ist.

Bei dem Hinweis, dass wir schnell handeln müssen bleibt mir nichts anderes übrig, als die Sicherheitsmaßnahmen zu drosseln und die Einheit zu beschleunigen.

Dass sie innere Verletzungen bekommt, will ich auf keinen Fall!

„Da ist die Kammer", kündigt Yara an und sogleich betreten wir einen großen Raum.

• Yara •

Erstaunt blicke ich durch die große Höhle. Der Aufbau kommt der Höhle unter Vittorius' Stadt erschreckend nahe. Ovalförmig, an der anderen Seite ein Portalumriss und entlang der Wände verschiedene Runen.

Nur mit zwei Unterschieden: Die Runen leuchten in einem dunklen Lila und in der Mitte des Raumes kauert in einem Bannkreis der Schattendämon. Der Bannkreis selbst leuchtet ebenfalls in einem dunklen Lila.

Um den Schattendämon herum ist eine Art unsichtbare Kuppel. Sie ist von weiteren schwebenden Runen, die sich langsam im Kreis drehen, verziert.

Als wir den Raum betreten, öffnet der Schattendämon seine Augen und starrt mich unmittelbar an. Der Blick lässt mir einerseits das Blut in den Adern gefrieren, andererseits fühlt er sich ... familiär ... an. Wenn ich mich so umsehe bin ich aber weit und breit die einzige Person im Raum, die sich familiär von dem Schattendämon angezogen fühlt.

Es ist das erste Mal, dass ich einen Dämon wirklich sehe. In der Schattenebene sehe ich ja nichts.

Er hat völlig schwarze Augen, nichtmal eine Pupille oder eine Iris. Seine dunkle fahle Haut sieht rau und wie die eines Reptils aus, nur ohne Schuppen. Leichte dunkelrote Akzente streifen durch seinen Körper. Ein eher kantiger Körperbau in dem Sehnen und Muskelansätze hervor treten. Seine vier Arme lassen ihn noch weniger menschlich aussehen. Sowas wie Hörner und Zacken stehen in bedrohlicher Vielzahl von seinen Armen und seinem Rücken ab. Sein Gesicht gleicht eher einer Fratze mit spitzen scharfen Zähnen, die alles und jeden zerfleischen.

„Folgendes", unterbricht der König meinen Gedankengang. Eindringlich sieht er mich an.

„Du wirst jetzt das Tor öffnen und dann den Schattendämon befreien. Und wenn er durch das Tor verschwunden ist, schließt du es wieder", bricht Vittorius seinen Befehl runter.

Offensichtlich gibt er sich große Mühe beim Anblick des Schattendämons nicht in Schock zu verfallen.

Ich nicke stumm.

Sämtliche Vampire in dem Raum beziehen Stellung und sind in äußerster Kampfbereitschaft. Ob sie allerdings im Fall der Fälle einen Schattendämon besiegen können, bin ich mir nicht sicher.

Ich hoffe inständig, dass der Schattendämon einfach durch das Portal spaziert und gut ist.

Am Tor angekommen mache ich genau das, was im Buch von Thorne steht.

Ich lege meine Handfläche mittig auf das umzeichnete Tor und schließe die Augen. Ich fokussiere meine reichhaltig angesammelte Dunkelmagie und lenke sie in das Tor weiter.

Ich öffne meine Augen und bestaune mein Werk. Von meiner Hand aus bildet sich der Umriss des Tors in phänomenaler Geschwindigkeit aus. Schwarz lila leuchtende Materie ziert nun die Wand.

Und nun kann ich meine Hand dort durchstrecken! Ach du ... es hat tatsächlich funktioniert!

Mit offenem Mund starre ich das so eben geöffnete Tor an. Ich spüre Vittorius' Hand auf meiner Schulter. Prüfend sieht er mir ins Gesicht. Seinem Blick nach zu urteilen, sind meine Augen immernoch geschwärzt. Langsam drehe ich mich um zum Bannkreis und gehe mit dem König zusammen darauf zu.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt