Kapitel 45: Dunkle Vorahnung

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• Vittorius •

Aus mir unerklärlichen Gründen sieht Yara etwas in diesem Wohnhaus, was niemand sonst sieht. Und jetzt soll ich sie auch noch dort hin bringen.

Sämtliche Augen im Raum sind auf uns gerichtet.

„Was soll das bringen?", möchte ich von ihr wissen.

Schweigend fixiert sie mit ihren roten Augen den Punkt auf der Karte.

„Wenn's denn sein muss", knicke ich schließlich doch ein. Ein leichtes Lächeln umspielt ihre Lippen. Keiner im Raum wagt es auch nur einen Mucks von sich zu geben.

Ohne weitere Worte hebe ich sie zurück in meine Arme und mache mich gefolgt von Lucan, Mikul und ein paar weiteren Spezialeinheit Mitgliedern auf den Weg.

Wenig später komme ich auf dem Wohnhaus, welches sie auf der Karte gezeigt hat, zum stehen. Sanft setze ich sie ab.

Mit großen Augen blickt sie über die Häuser.

„Was siehst du?", frage ich sie.

Sie antwortet nicht und sieht sich nur um.

• Yara •

Meine Vorahnung hat mich nicht im Stich gelassen. Und ich wünsche mir sehr, sie würde falsch liegen.

Mit Nachdruck legt Vittorius seine Hand auf meine Schulter und sein Blick durchbohrt mich bis ins Knochenmark. Könnten die anderen Vampire den Atem anhalten, würden sie es genau jetzt tun.

„Fällt es euch nicht auf?", frage ich entsetzt.

Irritiert hebt er eine Augenbraue.

„Das ist genau der Punkt an dem ich in der Vision stand und mit Aaru gesprochen habe", kläre ich ihn auf. „Genau dort stand er", sage ich und zeige auf das nächste Haus auf der anderen Straßenseite.

„Jetzt wo du es sagst", murmelt der König entsetzt.

Prompt stürmen ein paar Männer der Einheit voran und durchkämmen die Gegend unmittelbar vor uns.

Mein Blick fällt auf einen Punkt in der nebenstehenden Gasse. Gerade will ich mich dahin bewegen, da packt der König streng meinen Arm.

„Wo willst du hin?", fragt er angespannt.

„Ich muss da runter", entgegne ich mit fester Stimme.

Es dauert gefühlt eine Ewigkeit, dann lässt er meinen Arm los. Dann nickt er leicht.

Elegant komme ich dank der Luftmagie auf dem Boden der Straße zum Stehen. Wie von einem Navi geleitet gehe ich zur kleinen unscheinbaren Gasse. Vittorius ist direkt hinter mir und auch Lucan und Mikul befinden sich in Reichweite.

Interessiert schauen sie sich um.

Mittig der Gasse komme ich zum Stehen. Eindeutig hier! Ich spüre es! Fragend sieht der König mich an.

Ich gehe in die Hocke und lege meine Hand flach auf den Boden. Dank der ersten Erdmagie Einheit kann ich die Beschaffenheit des Bodens wahrnehmen. Ich schließe die Augen und erschließe Zentimeter um Zentimeter. Nach einer kurzen Weile und skeptischen Blicken komme ich zu einem Ergebnis.

„Genau unter mir", beginne ich meine Erklärung, werde aber unsanft unterbrochen.

Plötzlich gibt die Erde ruckartig unter mir nach und ich verliere den Halt unter den Füßen. Sofort ist Vittorius zur Stelle und ergreift meine Hand. Gerade als er mich zu sich ziehen will, gibt die Erde noch ein Stück weiter nach. Geschickt befördert er uns jedoch in die Luft und umfängt meinen Körper dort. Streng umklammert kommen wir am Rande des großen Lochs zum Stehen. Lucan und Mikul befinden sich im Kampfmodus und liegen auf der Lauer, jeden Moment bereit zur Handlung.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt