Kapitel 116: Erfolgsaussichten

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• Vittorius •

Die Morgendämmerung erhellt allmählich den Raum. Jaron und Mikul sind noch immer an dem kleinen Eingriff in Yaras Erdmagie Strömen dran.

Wobei ein Eingriff am Gehirn nicht gerade klein ist, aber sie wissen genau, was sie da tun.

Friedlich döst sie vor sich hin. Ich bewundere das Durchhaltevermögen meines Schützlings, selbst im Schlaf. Jaron will so weit kommen wie es geht, er meint sie springt beachtlich gut auf die Behandlung an. Er will es durchziehen.

Die Anstrengung steht Jaron und Mikul bereits deutlich ins Gesicht geschrieben.

Wenn wir Glück haben, reicht bereits diese eine Sitzung.

• Yara •

Als ich aufwache, ist es bereits später Nachmittag. Wie lange habe ich bitte geschlafen?

Sofort bemerke ich, dass etwas anders ist. Offensichtlich war die Operation von Jaron und Mikul erfolgreich.

Ich fühle einen außerordentlichen Muskelkater in meinem Erdmagie Bereich. Enthusiastisch bemerke ich, dass sich meine Erdmagie erweitert hat. Oder sollte ich sagen, sie ist jetzt vollständig?

Das muss ich sofort ausprobieren! Ich sehe mich schon heulend irgendwelche Felsen umarmen, nur weil ich sie endlich bewegen kann!

Aber lieber nicht zu früh freuen, wer weiß, was das alles zu bedeuten hat.

Gerade als ich aufstehen will, stürmt der König dicht gefolgt von Jaron in mein Gemach.

„Bleib liegen", fordert Jaron und drückt mich sogleich sanft zurück ins Bett.

„Du hast definitiv noch liegen zu bleiben. Das ist wie eine frische offene Wunde", erklärt der König streng.

Also ich fühle mich großartig, eigentlich. Aber gut, bevor ich den Ärger des Jahrhunderts bekomme, tue ich lieber was er sagt. Eine Wahl hätte ich ja sowieso nicht.

„Auf einen Versuch können wir es trotzdem gerne ankommen lassen", sagt Jaron der sich nun freudestrahlend auf die andere Seite meines Bettes setzt. Umgehend holt er einen Stein aus seiner Tasche und hält ihn mir vor die Augen.

„Theoretisch sind wir sogar fertig geworden mit der Verknüpfung", betont Jaron zufrieden. Tatsächlich sieht er aber noch ein wenig ausgelaugt aus.

Langsam nehme ich den Stein in die Hand. Gespannt starren Vittorius und Jaron mich an.

Ich nehme meine Erdmagie nun mitsamt des Steines wahr. Tatsächlich fühlt sich die Magie jetzt irgendwie anders an. Und endlich spüre ich das, was mir die ganzen Wochen gefehlt hat.

Wie als würde sich alles selbst erklären, leite ich meine Erdmagie in den Stein. Der neue Erdmagiestrang fühlt sich noch sehr klein und frisch an, aber benutzen kann ich ihn trotzdem schon. Ein wenig fühlt es sich an wie ein eingeschlafenes Bein, dass gerade belastet wird und kribbelt.

Mit großen Augen starren wir drei auf den schwebenden Stein in meiner Hand.

Ein breites Grinsen überkommt mich. Ich weiß gar nicht, wer von uns Dreien die größte Freude darüber verspürt, dass ich endlich diesen verdammten Stein bewegen kann.

Zufrieden strahlt Jaron bis über beide Ohren. Vittorius durchbricht meine Bettruhe und zieht mich freudig zu sich in die Arme.

„Das ist aber keine Liegeposition", sage ich lachend.

„Meine Arme sind praktisch wie eine Liegeposition", entgegnet er und steigt ins Lachen mit ein. Dann lässt er mich jedoch behutsam zurück auf das Bett sinken.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt