Kapitel 12

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,,Elyas!", zischte ich entnervt, auch wenn meine Stimme dabei etwas zitterte.

Sein Grinsen wurde breiter und seine Augen funkelten belustigt, während ich meine verdrehte. Wieso wollte er überhaupt etwas mit mir zu tun haben?! Ich war doch so langweilig, so schräg...

,,Hey, hör auf schlecht über dich zu denken, sonst halte ich dich weiterhin fest", sagte Elyas, wobei er nun einen Ausdruck von Sorge in seinem Gesicht hatte. Sorge? Sicher? Als ob es ihn interessiert wie es dir geht. Er will nur mit dir spielen, spätestens in der Schule lässt er dich wieder fallen. Tss, Freunde... Dass ich nicht lache..., murmelte die gehässige Stimme in meinem Inneren und ich musste ihr Recht geben. Sie hatte immer Recht.

,,Kleiner: Hör auf. Ich sehe es dir doch an. Du willst doch dass ich dich loslasse oder?", ermahnte mich Elyas erneut und ich zog meine Augenbrauen noch ein Stückchen höher, nachdem ich genickt hatte. Woher wusste er denn bitte was ich dachte?! Das war gruselig.

Ein Arm verschwand von meiner Taille und er griff nach meiner zu einer Faust geballten Hand und öffnete sie. ,,Nicht verkrampfen. So und jetzt hopp, wir wollen doch skifahren!"

Ich begann zu grinsen und nickte heftig:,,Du w-wolltest mich ja n-nicht loslassen!"

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Eine Stunde später saßen wir in einer Vierergondel, die uns auf die Skipiste bringen sollte. Meine Vorfreude steigerte sich dabei ins Unendliche und ich bekam das Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht. Auch Elyas Kommentar ,,Da ist aber jemand glücklich! Du solltest öfter so lächeln.", brachte meine Unsicherheit nicht dazu, aus ihrem Versteck zu kriechen. Dennoch verwunderte mich sein Verhalten ein wenig: Er schien sich ernsthaft für mich als einen Freund zu interessieren! Außerdem hatte er in den letzten 24h schon zwei Mal meine Nähe gesucht, einmal auf dem Balkon und heute Nacht. Es war merkwürdig...

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Ich atmete die kalte Luft ein, die auf dem Berg herrschte, und das Glück strömte in meinen Körper. Hier fühlte ich mich endlich einmal wieder selbstbewusst und frei. Ich schloss die dunkelroten Schnallen meiner Skischuhe und schnallte die Skier an: Es konnte losgehen!

Beinahe war ich schon im davonfahren als ich erkannte, dass Elyas Schwierigkeiten mit seinen Skiern hatte. Schnee hatte sich an seinem Skischuh fest gefroren und so ließ sich die Bindung nicht betätigen. ,,Du musst den Schnee abklopfen, dann gehts.", riet ich ihm. Ich erkannte, dass er seufzte und es war lustig anzusehen wie verzweifelt er versuchte, den Schnee loszuwerden. ,,Jetzt hilf mir doch Mal!", rief er mir zu und da ich kein Interesse daran hatte, den ganzen Tag hier oben zu stehen tat ich es auch. Als das Knacken der Verbindung endlich zeigte, dass sie ausgelöst hatte, atmete Elyas erleichtert auf.

Jetzt aber los! Ich konnte es nicht mehr abwarten und stürzte mich die rote Piste hinunter. Wie ich es vermisst hatte! Ich fuhr schnell aber doch so kontrolliert, dass ich jederzeit hätte anhalten können. Das ist das Beste am Skifahren. Man hat die Kontrolle über alles, dachte ich.

Freak. (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt