Kapitel 57

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Obwohl mir klar war, dass Elyas sich nur von mir verabschieden würde, war ich dennoch aufgeregt und hatte begonnen, mir Hoffnungen zu machen. Vielleicht wollte er auch trotzdem noch mit mir befreundet sein? Jedoch konnte mein Verstand das nicht so einfach akzeptieren und ich ging wie immer vom schlimmsten aus. Was wäre denn, wenn er jetzt mit Florian um die Ecke käme? Um mich auszulachen, niederzumachen und vielleicht sogar zu schlagen... Und was wäre, wenn- weiter kam ich nicht mit meinen pessimistischen Gedanken, denn ich erkannte aus der Ferne eine Gestalt, die mir sehr bekannt erschien..

Bei jedem Schritt, den Elyas auf mich zu kam, schien die Zeit sich zu verlangsamen und mein Herz schlug höher. Er sah so gut aus... Doch ich durfte mich jetzt nicht einfach gehen lassen, ich musste wenigstens den Anschein erwecken, stark genug zu sein.

,,Hey", flüsterte er, als er vor mir stand und ich gab ebenfalls ein tonloses ,,Hey" von mir. Dann senkte ich meinen Blick und starrte auf den Boden. Er sollte es endlich sagen. Dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Auch wenn es schmerzte, so wollte ich doch endlich die Wahrheit wissen. Plötzlich spürte ich zwei Finger an meinem Kinn und war dazu gezwungen, nach oben zu sehen. Wieder ein Mal zogen mich seine kaffeebraunen Augen in den Bann und ich konnte mich nicht von ihnen lösen.

,,Es tut mir Leid."

Innerlich sackte ich zusammen, ich wusste genau, was jetzt kommen würde. ,,Es tut mir Leid, aber du bist mir einfach nicht gut genug. Du bist wertlos, ich habe nur so getan als wäre ich dein bester Freund und nun habe ich einen neuen- Florian." 

,,Ist schon okay, ich verstehe das. Jetzt geh schon zu Florian. Was habe ich auch erwartet? Wie konnte ich nur denken, dass du es ernst meinst? Und dass ich etwas wert bin", sprach ich und klang verletzt, obwohl ich ursprünglich wütend sein wollte. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem er mich beleidigen und abhauen würde. Ich seufzte.

Doch das tat er nicht. Elyas setzte sich neben mich und verwirrte mich mit dieser Aktion total. ,,Lass mich doch erst ein Mal aussprechen, Kleiner... Es tut mir Leid, dass ich dir nicht sofort hinterhergegangen bin. Es tut mir Leid, dass ich so ein schlechter Freund war und dich alleine gelassen habe."

Verdattert blickte ich ihn an. Das kam überraschend... Er hasste mich also gar nicht?

,,Nein, Grey. Wie kannst du so etwas nur denken? Ich würde dich doch niemals gegen so ein Arschloch wie Florian eintauschen. Ich würde dich sowieso niemals eintauschen. Ich brauche dich doch!", flüsterte er und zog mich in eine feste Umarmung, die ich genauso fest erwiderte. Ich dachte schon, ich hätte ihn verloren... Erleichterung machte sich in mir breit und meine Anspannung löste sich ein Stück. Ich atmete Elyas Geruch ein und wünschte mir, ewig so sitzen bleiben zu können. Mein Herz pochte laut und die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten Tango.

,,Sag Mal... hast du eigentlich noch mitbekommen, was Florian gesagt hat, als du gegangen bist?", fragte Elyas in die Stille hinein und ich nickte zaghaft. Noch fester wurde die Umarmung und ich spürte, wie er mir über den Rücken strich.

,,Du darfst das nicht glauben. Du bist der tollste Mensch den ich kenne. Ich liebe dein Lachen. Ich liebe es, wenn deine Augen vor Glück strahlen, wie beim skifahren. Ich liebe es, wenn du rot wirst und ich liebe es, wenn du dir beim Nachdenken unbewusst auf die Handfläche kritzelst. Ich liebe deine tollpatschige Art und ich liebe es, wenn du sauer wirst und es einfach nur unglaublich niedlich aussieht. Grey, was ich sagen möchte ist, dass ich dich nicht verlieren möchte. Dass du nicht so schlecht über dich denken sollst. Manche Sachen, die du an dir hasst, finden andere Menschen toll. Und ich finde nun Mal alles an dir toll."

Wow.

Freak. (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt