Kapitel 55

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Das Zittern meiner Hände wurde stärker und die Panik in mir stieg noch höher. Mein Herz raste und ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ich musste hier weg!

Dennoch wollte ich nicht aufstehen und vor allem nicht reden. Das würde Aufmerksamkeit auf mich ziehen und das war das letzte, was ich in diesem Moment vor hatte. Tief holte ich Luft und räusperte mich kurz leise um sicher zu gehen, dass meine Stimme noch nicht ganz verschwunden war. Vorsichtig stand ich auf und bemerkte augenblicklich Elyas verwunderten Blick, der auf mich gerichtet war, was die Situation nur noch verschlimmerte. Könnt ihr euch nicht kurz umdrehen und warten, bis ich weg bin?!, fragte ich mich in Gedanken und merkte, wie mein Herz noch schneller schlug. Als ich gerade stand fühlte ich mich schwach und mir wurde schwindelig. Florian war so viel größer als ich und zu allem übel wurde mir nun auch noch schwindelig. Wenn ich mir vorhin bereits dessen bewusst gewesen war, dass ich ein Vampir war, so musste ich nun beinahe so bleich sein, dass man mich mit einem Stück Papier verwechseln konnte.

,,I-ich muss- äh- ich muss nach Hause. D-danke f-fürs herkommen", krächzte ich mit einem staubtrockenen Hals und sank unter Florians spöttischem Blick noch ein Stück mehr zusammen. Seine grünen Augen funkelten mich eiskalt an und ich schauderte. Schwach lächelte ich Elyas zu und lief dann weg.

,,Wieso gibst du dich eigentlich mit so einem Freak ab?! Du hast was bessere verdient, komm doch zu uns...", hörte ich Florian hinter mir noch gehässig sagen, bevor ich begann, loszusprinten. Tränen stiegen hoch und liefen mir schamlos über die Wangen. Was wohl die Menschen im Park über mich dachten? Ich wurde langsamer und erschrak als ich bemerkte, dass das unsportliche Keuchen meines war. Es war nicht so, dass ich Sport an sich hasste nein, doch ich hatte immer Angst, dabei gesehen zu werden.

Wie hatte ein Tag, der so schön angefangen hatte, nur so schrecklich enden können? Nun hatte ich wohl Elyas auch verloren und das ausgerechnet an jemanden wie Florian... Naja, war das nicht vorhersehbar gewesen? Aber ich hatte ihm doch vertraut...

Noch immer zitterten meine Finger, als ich den Reisverschluss öffnete und zum gefühlt hundertsten Mal meine Kopfhörer hervorzog.

,,...Welcome to my world

Where everyone I ever need

Always ends up leaving me alone...."

Wie gut das gerade passte... Ich begann, leise mitzusummen und versuchte, der Realität zu entfliehen, was mir auch halbwegs gelang. Mitten im Refrain hörte das Lied plötzlich auf und als ich auf das Display sah erkannte ich, dass es Charlene war, die mich anrief. Rasch zog ich die Kopfhörer aus meinem Handy und nahm den Anruf an.

,,Grey! Tut mir Leid, ich war bei Michael und hatte mein Handy auf lautlos und-", brabbelte sie in den Hörer und beim Klang ihrer wie immer viel zu gut gelaunter Stimme musste ich leicht lächeln. Ein tränenverschmierter Junge, der lächelt... Sieht bestimmt gruselig aus.

,,Nicht schlimm", unterbrach ich sie und merkte, dass meine Stimme sich rau und kratzig anhörte.

,,Ist alles gut? Du klingst so... traurig und am Ende", fragte sie sofort voller Besorgnis, ,,und lüg mich ja nicht an!"

Ich seufzte und begann ihr alles zu erzählen. Von der Party und unseren Müttern, bis hin zu dem unfreiwilligen Treffen mit Florian gerade eben. Es tat gut, alles zu erzählen und nicht wie sonst in mich hereinfressen zu müssen.



Freak. (boyxboy)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن