Kapitel 64

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Wieder trat Schweigen ein und ich konzentrierte mich auf den Weg, der immer schmaler geworden war und mittlerweile nur noch als Trampelpfad zu erkennen war. Früher war ich oft hier gewesen und ich freute mich bereits den mir so bekannten Ort nach langer Zeit wieder zu sehen. Denn zuletzt hatte ich es einfach nicht mehr geschafft hier her zu kommen. Zum einen wegen dem Stress in der Schule und zum anderen, weil ich einfach nicht gerne das Haus verließ.

Denn draußen waren Menschen und ich konnte Menschen nicht leiden, mich am aller wenigsten. Der Pfad wurde noch schmaler und Gestrüpp kratzte an meinem Hosenbein entlang. außerdem war er steiler geworden, weshalb ich hinter mir ein leises Keuchen vernahm. Ich war Elyas, den ich an meiner Hand hinter mir her gezerrt hatte, wohl zu schnell gewesen, weshalb ich langsamer wurde. Plötzlich durchfuhr mich ein Gedanke, der mich zusammenzucken ließ. Wie hatte ich zuvor nur nicht daran denken können? Wie hatte ich das all die Jahre aus meinen Erinnerungen verdrängen können?

Der Ort, an den ich Elyas gerade führte  war kein anderer als der, an dem wir uns das erste Mal gesehen hatten. Jetzt wo ich daran dachte  konnte ich es wieder klar vor mir sehen:

Es war an einem schwülen Sommertag gewesen und ich hatte noch lange mit meiner Mama draußen gespielt, als ich auf die Idee kam, mit ihr in den Wald zu gehen.  Zuerst hat sie nein gesagt, aber dann bin ich traurig geworden und sie hat auf ein Mal ja gesagt. Im Wald war es ganz warm und überall hat es geraschelt, aber Mama hat mich ganz fest in den Arm genommen und gesagt, sie will mir was zeigen. Der Weg war zuerst ganz breit, aber dann ist er so schmal geworden dass ich aufpassen musste, nicht runter zu fallen. Es war ganz dunkel und ich habe Angst bekommen aber Mama hat mir durch die Haare gestrichen. Das hat sie immer gemacht, wenn ich Angst hatte, und dann war sie immer weg. Sie hat meine Hand genommen. Der Weg ist immer schmaler geworden und dann war es auf ein mal ganz hell und die Bäume waren weg.

,,Wer bist du denn?", hat mich da jemand gefragt. Vor mir stand ein Junge, er war viel kleiner als ich und sah aus wie ein Schweinchen. Sein Gesicht war ganz rosa und rund  und das sah ganz niedlich aus, wie bei  dem Kuscheltier, das ich daheim hatte. ,,Du siehst aus wie ein Schweinchen", lachte ich. Es war keineswegs böse gemeint und dennoch sah er mich wütend an.  ,,Wenigstens brauche ich nicht meine Mama um hier her zu kommen. Ich bin ganz alleine da", sagte er trotzig. Ich wurde neugierig. ,,Ganz alleine? Hast du keine Angst?"

Er schüttelte den Kopf und ich blickte ihn bewundernd an. ,,Mama können wir ihn mitnehmen?", fragte ich und Mama lachte. Aber ich hatte es doch ernst gemeint, was war denn so lustig? ,,Nein mein Schatz, der Junge hat eine eigene Mama und die braucht ihn auch"

,,Wie heißt du?", fragte der  Kleine und ich sagte ihm meinen Namen. ,,Und du?"

,,Elyas", sagte er und ich musste kichern. So einen lustigen Name hatte ich noch nie gehört. ,,Ich muss jetzt nach Hause, sonst ist meine Mama traurig", meinte Elyas und verschwand auf dem Pfad. Traurig blickte ich ihm hinterher. ,,Ich will, dass er mein Freund ist. Elyas ist ganz niedlich", sagte ich an meine Mama gewandt.

Das war der Abend gewesen an dem ich noch eine Standpauke erhalten hatte, niemals jemanden ein Schweinchen zu nennen. Und zu meiner Freude hatte ich Elyas dann kurz darauf in der Schule wiedergesehen.



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Gegen eine Badewanne gelaufen, mein Mathebuch und Taschenrechner verloren, Muskelkater von zu viel Sport, Schule, lernen- jap, ich liebe Montage...

Freak. (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt