Kapitel 62

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Die ganze Woche über fühlte ich mich in Elyas Gegenwart komisch und auch schuldig. Wo lag denn überhaupt das Problem? Er war in mich verliebt und ich in ihn, das war doch eigentlich perfekt. Doch ich konnte es ihm einfach nicht sagen. Es war so schwer...

Immer wieder hatte ich überlegt, was ich denn am kommenden Samstag mit Elyas unternehmen wollte und kam schließlich auf die glorreiche und äußerst originelle Idee mit ihm ins Kino zu gehen. Wie in einem Kitschfilm...

Doch als ich am Samstag Morgen bereits um halb sieben von selbst aufwachte entschied ich mich spontan um. Vorsichtig streckte ich einen Fuß unter meiner warmen Decke hervor und zuckte kurz zusammen, als ein kühler Lufthauch ihn strich. Seufzend setzte ich mich auf, streckte mich ein Mal ausgiebig und erhob mich. Barfuß tapste ich zum Fenster und zog den Rollladen hoch. Der Anblick bereitete mir sofort noch bessere Laune und obwohl ich unglaublich aufgeregt war verspürte ich ein Kribbeln voller Vorfreude. Ich würde heute ein Date mit Elyas haben... So oft ich mir das auch versuchte klar zu machen, konnte ich es einfach nicht glauben. Ich hatte so ein Glück, einen Menschen wie Elyas gefunden zu haben. Er war so perfekt...

Draußen nieselte es ganz leicht und dennoch zeigte mein Handy an, dass es 15 Grad hatte. Eigentlich perfektes Wetter! Meine Laune wurde immer besser und auch der Sturz auf der Treppe konnte diese nicht trüben. Ich hüpfte mit leicht schmerzendem Knöchel in die Küche und schlang ein Müsli hinunter, bevor ich mich auf den Weg ins Bad machte. Alles sollte so gut wie möglich sein, auch wenn ich selbst in diesem Leben wohl nicht mehr gut aussehen würde. Ich versuchte sogar, meine Haare halbwegs ordentlich aussehen zu lassen, was ich allerdings nach dem gefühlt hundertsten Versuch aufgab.

Wenn ich jetzt nur noch wüsste, wo Mum den Ersatzschlüssel für Linns Haus lagerte... Nein, ich hatte nicht vor dort einzubrechen.

Denn sobald ich einen Schlüssel hätte, wäre es ja kein Einbruch mehr... Schlussendlich fand ich ihn an der Garderobe hängend, an der ich während meiner Suchaktion über drei Mal vorbeigelaufen war...  Verpeiltheit lässt grüßen.

Ich schlüpfte rasch aus dem Haus nachdem ich Mum einen Zettel hingelegt hatte, dass ich bei Elyas war und lief leise vor mich hin pfeifend die Straßen entlang. Der Nieselregen hatte aufgehört und diesen Geruch nach Regen zurückgelassen, den ich über alles liebte. Meine gute Laune steigerte sich ins unermessliche, doch ich war mir nicht so sicher, dass Elyas dies genauso sehen würde.

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Meine Finger zitterten ein wenig, als ich den silbernen Schlüssel in das Schloss steckte und leise in das Haus trat. Dass ich gerade Hausfriedensbruch beging war mir herzlich egal. Alles was zählte war Elyas. Ich öffnete die Türe zu seinem Zimmer. Ob er es wohl gruselig fand, wenn Samstag morgens um kurz nach sieben jemand neben seinem Bett stand? Ach, wieso denn, war ja bloß ich...

,,Morgen", flötete ich mit einer zuckersüßen Stimme und betrachtete dabei Elyas noch schlafendes Gesicht. Da ich ihm gestern Abend nicht mehr auf die Frage geantwortet hatte, was wir machen würden, hatte er keine Ahnung was im Laufe des Tages auf ihn zukommen würde.
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Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende ❤

Freak. (boyxboy)Where stories live. Discover now