Kapitel 31

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Als ich am folgenden Freitagmorgen aufwachte lag das keineswegs daran, dass ich nun wach war und nicht mehr weiterschlafen wollte- was sowieso nur selten passierte. Nein, der Grund saß direkt vor mir und grinste mich übermütig aus seinen kaffeebraunen Augen an; man nannte ihn auch Elyas. Nur ein paar Sekunden zuvor hatte er mich mit einem lauten ,,Aufwachen, Kleiner! Los, hör auf zu träumen, sonst ziehe ich dir die Decke weg!" hochfahren lassen und sah mich seitdem mit viel zu guter Laune an. Das mit dem Decke-wegziehen hatte er gemacht, obwohl ich aufgewacht war. Nun saß ich also mit fröstelnden Beinen und Oberkörper da, war noch Halb im Traum und hatte ausgesprochen schlechte Laune.

,,Flurissesn?", nuschelte ich fragend und gähnte ausgiebig. Verwirrt sah Elyas mich an, er hatte wohl nicht verstanden was ich wollte. Tss, nichtmal zuhören können die Jungs heutzutage... Da meine Angst noch schlief -sie hatte heute wohl Spätschicht- schämte ich mich nicht für meinen freien Oberkörper und wiederholte selbstbewusst mit lauter Stimme ,,Wie viel Uhr ist es denn?". Beinahe konnte ich das Aufleuchten seiner anscheinend leeren Birne sehen und musste kurzzeitig trotz meiner Genervtheit über den langen Aha-Moment schmunzeln.

,,Halb fünf"

Bitte was?! Wieso weckte er mich um diese Uhrzeit, wir wollten doch erst um halb acht aufstehen. Erledigt sank ich wieder zurück in mein Kissen und versuchte nach der Decke, die Elyas in der Hand hielt, zu grapschen, doch er zog sie mir weg. Augenverdrehend fragte ich ,,Wieso?" und musste lange auf die Antwort warten. ,,Ich kann nicht mehr schlafen und da mein Teddy"-er sah mich an-,,vor mir geflüchtet ist hatte ich keine Lust mehr liegenzubleiben"

Das war sowas von typisch... ,,Und da dachtest du dir: Ich mache Mal das Licht an, wecke Greyson um halb fünf und lasse ihn erfrieren?", hakte ich resigniert nach und konnte über sein fröhliches ,,Genau!" nur seufzen. Und was sollte ich jetzt tun? Ich wollte schlafen und hatte schlechte Laune, da konnte ich verdammt noch Mal keinen geistig achtjährigen bespaßen.

,,Und was erwartest du jetzt von mir?"

,,Entweder wir ziehen uns jetzt an und gehen eine Runde spazieren oder du bekommst deine Decke wieder, musst dafür aber als Kuscheltier dienen"

Beim ersten Vorschlag zeigte ich im einen Vogel: Es war stockfinster draußen, da würde ich keineswegs mit Elyas laufen gehen! Lieber wählte ich die zweite Variante, auch wenn mir bei dem Gedanken an seine Nähe mulmig zumute wurde. Wieso eigentlich...?

,,Wie ich sehe hast du Lust auf kuscheln", grinste Elyas, gab mir meine Decke wieder, machte das Licht aus, legte sich neben mich und zog mich an sich. Mein Herz pochte wie verrückt und ich konnte dieses komische Gefühl in meiner Brust einfach nicht richtig einordnen; Elyas währenddessen strich mir durch das Haar und summte leise vor sich hin: Wie konnte man so früh am Morgen bitte bereits so gute Laune haben? Mir war das schleierhaft.

,,Weißt du, seitdem wir in einem Bett schlafen wache ich nachts nicht mehr mit Albträumen über Mara und meinen Vater auf. Und wenn ich dich umarmen darf fühle ich mich so wohl...", flüsterte Elyas, fügte dann jedoch hastig hinzu, ,,Aber keine Sorge, ich will schon nichts von dir!"

Etwas in mir, ein Gefühl, bei dem ich mir nicht eingestehen wollte, dass es vorhanden war, regte sich und ich biss mir auf die Lippe. So etwas hatte noch nie zuvor gefühlt und diese Unsicherheit machte mir Angst. Ich wollt das nicht fühlen.

Was ist nur los mit dir?, fragte ich mich in Gedanken.

Dann schlief ich erneut ein.

Freak. (boyxboy)Where stories live. Discover now