Kapitel 16

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Als ich das nächste Mal aufwachte war es kurz nach sieben und ich erkannte augenblicklich, dass ich alleine im Bett lag. Der Zusammenbruch Elyas heute Nacht belastete mich, denn, so kitschig es sich auch anhörte, etwas in mir wollte nicht, dass es ihm schlecht ging oder dass er litt.

Ich setzte mich auf und streckte mich, während ich ausgiebig gähnte. ,,Morgen!", brummte es da auf einmal von links. Ich drehte meinen Kopf und erblickte Elyas, der an den Türrahmen gelehnt dastand und mich mit einem leisen Lächeln musterte. So viel gut Laune am Morgen... Dennoch sah man ihm an, dass er geweint hatte: Seine Augen waren ein wenig gerötet und angeschwollen und seine Unterlippe sah aus, als hätte er zu lange darauf herumgekaut. Ich grummelte etwas und legte mich wieder in das Bett. Zu früh.

Auf einmal spürte ich, wie die Matratze etwas nachgab und sich jemand an die Bettkante setzte. ,,Äh Grey?", fragte Elyas mit etwas unsicherer Stimme und ich gab ein leises ,,Mhm?" von mir. ,,Also wegen heute Nacht... Es tut mir Leid dass ich dich geweckt und genervt habe. Ich wollte nicht, dass ich einen Belastung für dich bin."

Überrascht öffnete ich meine Augen- War das sein Ernst? ,,Elyas, das hast du jetzt nicht ernsthaft gesagt? Es macht mir nichts aus von dir geweckt zu werden, wenn ich dir dann irgendwie helfen kann. Du warst weder eine Belastung für mich, noch hast du mich genervt. Okay?" Seit wann war ich denn der Selbstbewusste und er der Schüchterne? Das schien Elyas sich auch zu denken denn er begann zu strahlen, murmelte ein leises ,,Danke"- und zog mir die Decke weg. Kalt. Decke komm zurück!

,,Hopp, hopp, es gibt Frühstück Kleiner. Du willst doch auf die Piste?", fragte Elyas schmunzelnd. Ich verdrehte die Augen und stand unter lautstarkem Gebrumme auf.

-

Es war erst halb zwölf als unsere Eltern und Elyas sich dazu entschlossen auf die Hütte zu gehen und etwas zu essen, weshalb ich mich dazu entschied, noch ein wenig zu fahren. Ich stellte mich gerade in die Schlange vor dem Lift und ließ mich von fremden Leuten zerquetschen, als  plötzlich jemand von hinten gegen mich fuhr. Kann man denn nicht einmal beim skifahren seine Ruhe haben?!, fragte ich mich entnervt und drehte meinen Oberkörper so, dass ich erkennen konnte, wer da in mich rein gefahren war. ,,Tut mir mega Leid, ich hatte zu viel Schwung! Habe ich dir weh getan?", fragte die Person. Ich schüttelte den Kopf und musterte das Mädchen: Sie war in etwa so groß wie ich und unter ihrem Skihelm blitzten frech ein paar rote Locken hervor. Ihre hellgrünen Augen strahlten mich trotz der noch immer leichten Überraschung freundlich an. ,,Alles Gut, nichts passiert", meinte ich schließlich und lief in der Schlange ein paar Meter vor, das Mädchen kam mir hinterher.

Irgendwie waren die zwei Typen neben mir zu dumm zum Einsteigen in den Lift gewesen, weshalb ich nun mit dem Mädchen alleine in einem saß. Ich öffnete die untersten Schnallen meines Skischuhes und überlegte, ob ich das Mädchen ansprechen sollte. Normalerweise tat ich so etwas nicht, doch ich war auf dem Berg, mir ging es gut und meine Angst hatte ich im Tal zurückgelassen. Wenn es also eine gute Chance gab jemanden anzusprechen, dann jetzt. Noch einmal atmete ich kurz durch und blickte das Mädchen an.

,,Hey, ich bin Greyson. Ich habe keine Ahnung weshalb ich dich anspreche, aber du siehst nett aus"

Wow, geile Anmache Grey!, grinste mein Inneres gehässig. Das Mädchen jedoch lächelte mir zu.

,,Danke, du auch. Ich bin Charlene, freut mich", sagte sie und damit war das Eis gebrochen.

Freak. (boyxboy)Where stories live. Discover now