Kapitel 28

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Die folgenden zwei Stunden redeten wir über viele verschiedene Dinge, die allerdings nichts mit meinen Gefühlen für Elyas zu tun hatten. Draußen war es dunkel geworden, weshalb die Lampen angemacht worden  und Charlene und ich  bis auf ein älteres Paar die letzten im Café waren. Als ich auf die Uhr sah, erschrak ich, denn es war bereits halb acht und meine Mutter wusste doch nicht einmal, wo ich mich befand. ,,Du, ich muss jetzt los! Danke für den schönen Abend und dass du mir geholfen hast", bedankte ich mich bei Charlene und stand auf. Auch sie erhob sich und drückte mir zum Abschied einen flüchtigen Kuss auf die Wange, der ihr von Michael einen strafenden Blick einfing. Ich nickte ihm kurz entschuldigend zu, zog mir meine dunkelblaue Jacke an und verließ das Café. Google Maps wies mir den Weg und ich versuchte, nicht allzu oft gegen irgendwelche Laternen zu laufen, wenn ich konzentriert auf mein Handy starrte.

Nun stand ich vor einer riesigen Kirche, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Meine Hände zitterten in der Kälte und ich biss mir angestrengt auf die Unterlippe, in der Hoffnung, die Erinnerung an den richtigen Weg wieder zu finden- vergebens. Ich hatte nun zwei Optionen. Herumirren, bis ich in der Kälte erfror oder Elyas anrufen und ihm gestehen, dass ich keinerlei Orientierungssinn hatte. Option zwei erschien mir zwar sehr peinlich, aber immer noch besser als die erste. Seufzend griff ich nach meinem Handy, entsperrte es mit klammen Fingern und wählte Elyas' Nummer.

,,Grey, bist du das? Wo zum Teufel steckst du, ich mache mir Sorgen!", ertönte es aufgeregt aus meinem Handy und ich sah betreten zu Boden. Ich wollte doch niemandem Sorge bereiten, das war ich nicht wert. ,,T-tut mir Leid... Ich habe mich verlaufen und stehe gerade vor einer Kirche. Weißt du wo ich lang muss? Entschuldigung...", murmelte ich peinlich berührt zurück. ,,Bleib wo du bist, ich komme zu dir. Ich will nicht riskieren, dass du dich noch mehr verläufst", sagte Elyas und legte auf. War er sauer auf mich? Bestimmt. Niemandem machte es Spaß, jemandem so nervigen wie mir zu helfen.

Fünf Minuten später ertönte das Geräusch eines Autos und ich hob erwartungsvoll meinen Kopf. Es parkte am Straßenrand und Elyas stieg aus. Ich lief ihm ein paar Schritte entgegen, ehe er mich in eine heftige Umarmung quetschte. ,,Ich habe mir solche Sorgen gemacht, bitte tu so etwas nie wieder, Kleiner!", flüsterte er mir ins Ohr und ich erschauderte. Endlich wusste ich was er für mich war: Er war wie ein großer Bruder.

Wir lösten uns voneinander und Elyas lächelte mich an, woraufhin ich zurück lächelte. ,,Komm, lass uns fahren, unsere Mütter warten schon", sprach er schließlich und ich nickte zustimmend. Im Auto angekommen startete er den Motor und fuhr los. ,,Und du und diese Charlene", erklang es da mit einem bitteren Tonfall, ,,läuft da was? Seid ihr nun zusammen?"

Augenverdrehend aber dennoch lächelnd schüttelte ich den Kopf:,, Nein, nein. Charlene hat einen Freund und sie ist sowieso nicht so mein Typ. Sie ist mehr wie eine gute Freundin für mich. Wieso fragst du?" Ich kam nicht umhin zu bemerken, wie Elyas Augen bei meinen Worten aufleuchteten, bevor er schließlich ein fröhliches ,,Nur so" nuschelte.

Freak. (boyxboy)Where stories live. Discover now