Kapitel 53

6.9K 511 45
                                    

Plötzlich umschlangen mich zwei starke Arme von der Seite und ich fuhr erschrocken hoch. Ich wusste nicht, wie lange ich so an den Baum gelehnt dasaß und meine Gedanken hatte schweifen lassen, doch das Knacken meiner Gelenke sagte mir, dass es zu lange gewesen war. Dennoch sah ich den Störenfried böse an. Und wie nicht anders zu erwarten, war es Elyas, der seine Arme um mich gelegt hatte und mich vergnügt angrinste. Seine Lippen bewegten sich, er schien etwas zu sagen, doch dank meiner Kopfhörer konnte ich nichts davon verstehen. Elyas im Stummmodus hat schon was...

Der Blonde schien das nicht so zu sehen, denn er zog sanft die Stecker aus meinen Ohren und fuhr mir auf dem Weg dorthin natürlich total unbeabsichtigt leicht über die Wange. Wo seine Finger mich gestreift hatten spürte ich nun ein leichtes Kribbeln und lief augenblicklich roter an, als es eine Tomate je werden könnte.

,,Hi, ich bin da."

,,Ich sehs. Danke fürs herkommen."

Mit verdrehten Augen schüttelte er leicht den Kopf und sah mich von oben herab an. ,,Dafür sind beste Freunde ja da", meinte er dann, wobei er das ,beste Freunde' ein wenig komisch betonte, doch wahrscheinlich kam mir das nur so vor.

,,Also, was gibt's? Ah, warte, stück Mal 'n Rück."

Dieses Mal verdrehte ich die Augen. Elyas und seine komische -wie er es nannte- ,,Wechstabenverbuchselung"... Dennoch rutschte ich ein Stück zur Seite und spürte kurz darauf Elyas linken Oberarm an meinem Rechten. Neugierig sah er mich an.

,,Äh ja... mhm. Weißt du schon von Lindra?", fragte ich und benutzte dabei den Shipping Namen, den Elyas unseren Müttern zuvor gegeben hatte. Dieser nickte und grinste weiterhin fröhlich. Wie konnte ein Mensch immer so gute Laune haben?! ,,Ja, Mum hat es mir vorhin erzählt. Was ist damit? Hast du etwa etwas dagegen?!", antwortete er und sah mich mit leicht zusammengekniffenen Augen an. Rasch beeilte ich mich, ein ,,Nein!" herauszurufen. Für wen hielt er mich denn bitte?!

,,Nein.", sagte ich noch einmal ruhiger, ,,solange die zwei glücklich sind, bin ich es auch. Aber- ach keine Ahnung. Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll! Es kam so plötzlich und dann wollen sie auch noch zusammenziehen und irgendwie..."

,,Ich versteh das, Grey. Du musst dich halt noch daran gewöhnen. Und das wirst du auch, aber bitte tu mir den Gefallen und lass es deine oder meine Mum nicht spüren. Sie sollen nicht denken, dass du etwas gegen ihre Beziehung hast, das haben sie nicht verdient. Aber- hast du vielleicht Angst, dass du vernachlässigt wirst? Ich meine, du warst jahrelang ein Einzelkind und jetzt kommen Mum und ich und-"

,,Nein, nein. Klar, es wird eine Umstellung, aber ich denke nicht, dass ich mich unter euch je vernachlässigt fühlen könnte."

Elyas lächelte und ich ließ meinen Kopf langsam auf seine Schulter gleiten. Ich war erschöpft. Sowohl noch immer von letzter Nacht, als auch von den Ereignissen des heutigen Tages. Auf ein Mal spürte ich eine Hand, die sich in meinen braunen Haaren vergraben hatte und sie leicht verwuschelte. Ich seufzte.

,,Ach übrigens, du musst mir noch mit etwas helfen", nuschelte ich und zeigte Elyas den Chat mit Sophie. Seine Augen verengten sich und er sah ein wenig wütend aus.

,,Willst du dich mit ihr treffen?! Grey, du hast selbst gesagt, dass dir der Kuss nicht gefallen hat. sie will sicher mehr von dir! Außerdem dachte ich, du seist schwul. Oder stehst du jetzt etwa doch auf Mädchen? Oder sogar auf Sophie?! Die sieht vielleicht aus wie ein Engel, aber ist sicher innen drin ein Teufel. Ich will nicht, dass sie dich verletzt und- hey, warum grinst du so blöd?!"

Während seines Monologes hatte ich unwillkürlich angefangen zu schmunzeln und konnte nun ein leises Kichern nicht mehr zurückhalten.

,,Elyas, ich will doch gar nichts von ihr. du sollst mir nur sagen, wie ich ihr das schonend beibringen kann. Und ja, ich bin auch heute noch schwul. Das war ich schon immer und werde ich auch immer sein, genauso wie du."

Erleichterung machte sich auf Elyas Gesicht breit und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gedacht, er wäre soeben eifersüchtig gewesen.

Freak. (boyxboy)Where stories live. Discover now