Freak. (boyxboy)

Kapitel 56

Als ich geendet hatte herrschte erst ein Mal Schweigen. Charlene musste das soeben gehörte wohl verdauen und ich begann in die Ferne zu starren ohne wirklich etwas zu fixieren. Noch immer hörte ich Florians Worte in meinem Kopf und jedes Mal klangen sie hässlicher. ,,Du hast etwas besseres verdient". Ja, das stimmte. Niemand hatte es mehr verdient als Elyas, glücklich zu sein und wenn er bei Florian das fand, was mir fehlte, dann war es eben so. Ich konnte nur nicht garantieren, dass ich dann noch lange hier wäre...

,,Also Grey...", ertönte es aus dem Lautsprecher, ,,erst Mal wegen gestern Abend. Ich finde es gut, dass Elyas jetzt weiß, dass du schwul bist und vielleicht merkt er dann, dass er eine Chance hat und-"

,,Charlene!"

,,Ist ja schon gut, ich fände es aber total niedlich, wenn ihr zusammenkommen würdet... Okay, wie auch immer. Es war auf jeden Fall süß von ihm, dass er dich mit nach Haus genommen und nicht bei Sophie oder Gerald gelassen hat. Dann wegen deiner Mum: Ich stimme dem zu, was Elyas gesagt hat. Du brauchst Zeit um dich an die neue Situation zu gewöhnen doch du solltest deiner Mum gegenüber nicht zu abweisend sein. Sonst macht sie sich bestimmt Vorwürfe. Und jetzt zum letzten und wichtigsten Punkt: Grey, lass dir nicht von so einem Hornochsen wie diesem Florian sagen, dass du nichts wert bist. Denn das bist du. Du bist ein wundervoller Mensch. Du bist toll und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gerne ich in deiner Nähe bin. Du hast es nicht verdient, so behandelt zu werden. Grey, du bist nicht hässlich, du bist schön- sowohl von innen als auch von außen. Du bist kein Freak- du bist ein liebenswerter und besonderer Mensch. Du bist nicht schwach, du bist einer der stärksten Menschen die ich kenne", ihre Stimme wurde immer leise und war zum Ende hin kaum mehr als ein Flüstern, ,,bitte, Grey. Ich kann dich nicht verlieren..."

Ich musste schlucken. Tränen brannten mir in den Augen und mein Gehirn fuhr auf Hochtouren. Es war unglaublich süß gewesen, was Charlene mir da gesagt hatte. Und ich würde das auch so gerne glauben aber- ich konnte es einfach nicht.

,,Grey. Ich weiß, dass du mir das nicht glaubst. Nicht glauben kannst. Aber ich wünsche mir so sehr, dass du glücklich bist. Und was ich soeben gesagt habe war mein voller Ernst. Bitte, Grey, lass dich nicht kaputt machen. Mach dich selbst nicht kaputt."

Dieses Mal konnte ich die Tränen, die mir über die Wangen liefen, nicht verhindern.

,,Danke", flüsterte ich.

-

Nachdem Charlene aufgelegt hatte, blickte ich mich seufzend um und erkannte, dass ich am Rand des Parks war. Von hier aus würde es nicht mehr als eine Viertelstunde bis nach Hause dauern. Doch ich wollte noch nicht nach Hause, weshalb ich mich einfach auf eine Bank setzte. Ich fühlte mich erschöpft, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Das Zittern meiner Hände hatte aufgehört und ich fühlte mich einfach nur noch leer. Ich wollte Elyas doch nicht verlieren...

Mein Handy vibrierte. Ich zog es hervor und sah, dass ich zwei Nachrichten hatte. Eine von Sophie und eine von...Elyas. Zuerst öffnete ich Sophies, in der nur ein Wort stand. ,,Süßer?". Ich verdrehte die Augen, doch ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Vielleicht... nun ja, könnte ich heute Abend wirklich hingehen? Oder war das eine schlechte Idee? Nein, ich wollte nun wirklich nichts von ihr, doch unter Umständen konnte sie mich ja von Elyas ablenken...?

Aber war es das wirklich wert? Sophie küssen zu müssen, nur um Elyas zu vergessen? Ich beschloss, zuerst Elyas Nachricht zu lesen und danach zu entscheiden. ,,Bist du schon daheim?", fragte er. Wieso wollte er das wissen? ,,Nein." , antwortete ich also und kaum eine Sekunde später  kam auch schon die Antwort. ,,Wo bist du? Ich muss mit dir reden!"

Was wollte er mir denn sagen? Sich verabschieden? Leere breitete sich auch in meinem Herzen aus und ich seufzte. Wieso immer ich?

,,Gegenüber von der Eisdiele.", schrieb ich knapp und schob mein Handy dann ohne auf eine Antwort zu warten in meine Tasche. Das konnte ja was werden...