Kapitel 23

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Ich verließ den hell erleuchteten Raum und lief die Treppenstufen hinunter zum Frühstück. Unsere Mütter saßen bereits am Tisch und unterhielten sich angeregt über ihre Schulzeit. Immer wieder lachte meine Mutter laut auf und ich musste lächeln, während ich sie vom Türrahmen aus beobachtete, denn schon lange hatte sie nicht mehr so glücklich ausgesehen. Die Anwesenheit von Linn Helllmer tat ihr auf jeden Fall gut und ich freute mich riesig für sie.

,,Grey, komm doch rein! Es steht noch ein wenig Kaffee in der Küche, falls du willst. Gut geschlafen?", fragte mich Elyas' Mum auf einmal. Sie lächelte mich breit an und ihre Augen verstrahlten Fröhlichkeit und Wärme. Augenblicklich begann auch ich zu lächeln, nickte ihr dankbar zu und holte mir einen Kaffee. ,,Elyas müsste auch gleich kommen, er ist schon seit Ewigkeiten im Bad", benachrichtigte ich die zwei, während ich mich setzte. Verwundert zog seine Mutter eine Augenbraue nach oben:,,Elyas ist schon wach?! Ich dachte ihr ward gestern feiern? Also wenn mein Sohn normalerweise ausgeht, dann steht er am nächsten Morgen eigentlich nie vor zwölf mit einem ordentlichen Kater auf."

Im Nachhinein betrachtet konnte ich echt froh sein, dass er sich an dem Abend nicht betrunken hatte, denn Betrunkene mochten zwar die Wahrheit sagen, doch das hieß nicht, dass ich die auch immer hören wollte. ,,Tja, ich habe wohl einen guten Einfluss auf deinen Sohn", grinste ich dann und auch Linn musste lächeln. In ihrer Anwesenheit fühlte ich mich immer sofort wohl und das erleichterte mir so einiges, denn ansonsten wäre diese Woche kaum auszuhalten gewesen.

,,Wer hat einen guten Einfluss auf wessen Sohn?", fragte da auf einmal eine müde Stimme von hinten. Während ich auffuhr rutschte mir das Messer, mit dem ich zuvor noch ein Laugenbrötchen mit Nutella bestrichen hatte, aus der Hand und schnitt mir erst in den Finger und fiel anschließend auf mein Oberteil. ,,Au!", schrie ich und presste meine linke Hand fest auf die rechte. Mum lachte nur schallend und ich sah sie böse an, denn Nutella in einer Wunde war nun wirklich kein schönes Gefühl. Rasch entfernte ich das Messer von meinem nun verschmutzten Oberteil und legte es auf den Teller. Ich lief zum Waschbecken und wusch mir der/die/das Nutella aus dem Schnitt, bevor ich mich wieder an meinen Platz setzte. Elyas, der eben noch wie erstarrt in der Tür gestanden hatte lachte nun auch, hörte aber augenblicklich auf, als ich ihn strafend ansah. Er beugte sich über meine Schulter und betrachtete den Finger nachdenklich. ,,Die Wunde ist ja winzig!", grinste er dann und ließ sich auf den Stuhl neben mir fallen. ,,T-tat aber trotzdem weg!", murmelte ich gespielt beleidigt und zog mir mein Oberteil über den Kopf. Ich bemerkte, dass Mum sich tuschelnd zu Linn hinübergebeugt hatte, ignorierte es aber. ,,Was tust du da?", wollte Elyas mit gerunzelter Stirn wissen und ich verdrehte die Augen. Herr lass Hirn regnen! ,,Mein Shirt ausziehen, wonach siehts' denn aus? Ich frühstücke am liebsten oben ohne", antwortet ich sarkastisch. Doch da er meinen Unterton wohl nicht bemerkt hatte, sah er mich leicht komisch an. Wieder verdrehte ich die Augen und fügte hinzu:,,Das war ein Spaß, Elyas. Mein Oberteil ist voller Nutella, ich will das nicht überall hinschmieren"

Und da geschah es erneut: Elyas starrte gedankenverloren auf meinen bloßen Oberkörper und meine Härchen stellten sich unter seinem Blick auf. Dennoch tat ich, als wäre nichts und frühstückte weiter. Ich meinte, Elyas' Mutter leise quietschen zu hören und sah sie verwundert an. Doch diese winkte ab, richtete ihren Blick nun auf ihren Sohn und wackelte mehrmals vielsagend mit den Augenbrauen. Er lief leicht rosa an und folgte meinem Beispiel, auf sein Essen zu starren.

Freak. (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt