Kapitel 40

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Im Haus war es ungewöhnlich leise und es kam mir kalt und ungemütlich vor. So sehr hatte ich mich an das Zusammenleben mit Linn und Elyas gewöhnt, dass ich das alleine sein mit Mum gar nicht mehr richtig ertragen konnte. Heute Nacht wäre es das erste Mal, dass ich seit langem wieder alleine in einem Bett schlafen würde.

Schweigend saßen wir am Tisch und aßen gedankenverloren unser Brot. Ich vermisste das Lachen und das Gerede.

,,Sag Mal, läuft da eigentlich was zwischen dir und Elyas?", fragte Mum neugierig in die Stille hinein.

,,Mum, nein!", gab ich empört zurück, versuchte aber, die Röte nicht in mein Gesicht steigen zu lassen. Meine Mutter grinste, als wisse sie etwas, von dem ich noch keine Ahnung hatte und widmete sich wieder ihrem Essen.

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Bereits seit drei Stunden lag ich nun schlaflos in meinem Bett. Mir war kalt. Der Raum und mein Bett kamen mir zu groß vor und am liebsten hätte ich wieder den Geruch Elyas' um mich herum, der mich besänftigte.

Noch schwirrten meine Gedanken um den vergangenen Skiurlaub und den Kuss. Hinzu kam allerdings die Angst vor der Schule am Montag. Ich wollte nicht hingehen. Denn es wäre wie immer: Alle würden mich komisch ansehen, jeder der lachte, lachte über mich und ich würde nur mit vor Panik verschwitztem Rücken im Unterricht sitzen und hoffen, dass mich der Lehrer nicht dran nahm.

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Ich wachte durch meinen eigenen erstickten Schrei auf und fuhr panisch hoch. Als ich realisierte, dass alles nur ein Traum gewesen war, sank ich erschöpft wieder in mein Kissen. Ich musste wohl doch noch irgendwie eingeschlafen sein, denn mein Wecker zeigte halb vier Uhr morgens an. Mein Traum war hektisch gewesen, hatte sich immer wieder verändert. Von was genau er gehandelt hat, konnte ich nicht mehr sagen, doch die Gefühle waren geblieben: Angst, Wut, Enttäuschung und vor allem dieses beklemmende Gefühl, das mich nicht mehr Atmen ließ: Panik.

An einschlafen war nun nicht mehr zu denken. Zwar war ich totmüde, doch ich wollte keinen zweiten Albtraum riskieren. Meine Hand griff nach meinem Handy und ich öffnete den Chat mit Elyas: Sollte ich ihm schreiben? Aber was sollte ich sagen?

Meine Grübeleien wurden durch das Klingeln meines Handys weggewischt. ,,Elyas ruft an", stand da. Musste ich das jetzt gruselig finden?

,,Hallo?", fragte ich mit leiser Stimme, der man anhörte, dass sie geweint hatte.

,,Ich bin's. Ich konnte nicht schlafen und als ich gesehen habe, dass du online bist, dachte ich, ich rufe dich Mal an. Kannst du auch nicht schlafen?"

,,Nein."

,,Ist alles gut, du klingst so...kaputt."

Könnte daran liegen, dass es halb vier Uhr morgens war...

,,Albtraum."

,,Geht mir auch so. Ich vermisse dich. In einem Bett zu schlafen hat mir irgendwie gut getan."

Mein Herz pochte wild und ich lief rot an. Er vermisste mich!

,,Wirst du gerade rot?"

Stille.

,,Also ja! Süß... Willst du mir ein Bild schicken?"

,,Nein!", quiekte ich mit etwas zu hoher Stimme. Ich wollte ihm ganz sicher kein Bild schicken, auf dem meine Haare wild zerzaust und meine Augen rot waren!

,,Schade..."

Noch lange redeten wir über dieses und jenes und Elyas gestand mir, dass er Angst vor der Schule am Montag habe. Ich versuchte, ihn zu beruhigen, doch ich schaffte es nicht.

Freak. (boyxboy)Where stories live. Discover now