Kapitel 48 (Geschichten)

199 18 1
                                    

Stechend durchzuckte ein Blitz meinen Körper. Ich wurde gegen den harten, dicken Stamm der Eiche hinter mir geschleudert und kam vor Schock und Schmerz wimmernd unsanft auf dem Boden auf. Was war nur geschehen? Schon wollte ich mich mühselig wieder aufrappeln, als mich ein kaltes, tiefes Lachen nahezu erstarren ließ.
"Eins muss ich dir lassen, mein Täubchen. Du bist weiter gekommen als ich erwartet hätte."
Carlas tiefe Stimme klang omnipräsent in meinen Ohren, war näher als es mir lieb gewesen wäre. Die Zähne zusammenbeißend krallte ich meine Finger in die kalte, harte Erde, bevor ich zornig zu dem Weißhaarigen hinaufblickte. Ein selbstgefälliges Grinsen zierte die blassen Lippen meines Gegenübers, die weißen Zähne schienen im schimmernden Mondlicht nahezu zu strahlen und starre, leuchtende Augen stierten gebieterisch auf mich herab. Carla legte den Kopf leicht schief,
"hat es dir die Sprache verschlagen, oder würden nur Schmerzensschreie deine Lippen verlassen?"
"Du kannst mich mal,"
stieß ich zischend hervor und rappelte mich schließlich mühselig auf. Meine Beine zitterten noch immer durch den Schock, welcher vor Kurzem noch meinen kompletten Körper durchfahren hatte. Das Grinsen des Dämons wurde nur noch breiter, seine spitzen Fänge blitzten dabei gefährlich auf,
"wollen wir unser Spielchen jetzt also so fortsetzen, meine Liebe?"
"Wir spielen hier gar keine Spielchen, du eingebildeter Fatzke,"
in mir stieg mehr und mehr die Wut auf, brachte mich nahezu zum Brodeln,
"was auch immer dein beschissener Plan ist, mich brauchst du sicherlich nicht dafür. Bisher war immer Yui für alles die Schlüsselperson, also lass mich gehen!"
"Oh Kaida. Kleine, naive Kaida,"
er stand nun direkt vor mir, legte fast schon sanft seine Hand an meine Wange,
"ich werde dich niemals gehen lassen."

Langsam und gemächlich schlug ich die Augen auf, mich schließlich leicht stirnrunzelnd umblickend. Jemand hatte mich zurück auf mein Zimmer gebracht und – nicht gerade vorsichtig oder bedacht – mit der Hand an das altmodische Himmelbett gefesselt. Augenrollend nahm ich recht unbeholfen eine sitzende Position ein und wandte den Blick Carla zu, welcher mir ziemlich entspannt aussehend gegenübersaß. Ich legte den Kopf schief,
"sind wir jetzt zum einen soweit, dass wir Fesselspielchen ausprobieren und zum anderen an dem Punkt der Handlung angekommen, an welchem du dem Leser deinen fiesen Plan und traurige Hintergrundstory enthüllst?"
"Richtig, mein Täubchen," er musterte mich durch schlangenhaft goldene Augen,
"und er wird dir bestimmt gefallen."
"Das bezweifle ich zwar, aber tu dir bloß keinen Zwang an. Ich bin ganz Ohr."

"Shin und ich hatten keine besonders behütete Kindheit. Unser Vater erwartete zum einen viel von uns als eventuelle Herrscher der dämonischen Welt, zum anderen jedoch fürchtete er, dass wir ihn in unseren Fähigkeiten überbieten könnten. Mein frühes Leben war bestimmt von physischer Misshandlung und psychischen Druck. Als wäre dies nicht genug gewesen ließ er sein Temperament auch noch an unserer Mutter aus. Sie war eine wundervolle Frau, nur leider zu schwach und sanftmütig um an der Seite eines solchen paranoiden Narzissten zu leben. Sie starb vor vielen Jahren, kurz nachdem der Krieg gegen diese elendigen Vampire begann. Zu diesen überheblichen Biestern gehört auch dein geliebter Shuu-san, mein Täubchen. Sie halten so viel von sich, denken sie wären die mächtigste dämonische Rasse, hätten aber selbst vereint gegen mich nicht den Hauch einer Chanc...".
"Wie kann es dann sein, dass Karl Heinz Herrscher der Dämonenwelt ist, und nicht du?"
warf ich ein wenig patzig ein. Carla legte den Kopf leicht schief, durchstach mich nahezu mit seinen schlangenhaften goldenen Augen,
"findest du nicht, dass es ziemlich unhöflich ist die Erzählung seines Gegenübers zu unterbrechen, meine Liebe?"
Unwillkürlich versuchte ich etwas mehr Abstand zwischen ihm und mir zu schaffen bevor ich antwortete,
"ich dachte Zwischenfragen wären gestattet."
Der Weißhaarige atmete tief durch,
"wie dem auch sei. Karl Heinz hatte während den entscheidenden Schlachten unverschämtes Glück und nachdem er seine nervige kleine Barriere zwischen den Welten errichtet hatte, gab es für tausende Jahre keine Möglichkeit auf die Erde zu gelangen. Nun, natürlich bis zu dem Zeitpunkt, als sich - wie es der Zufall wollte - eine Mondfinsternis zeitgleich auf der Erde und in der dämonischen Welt ereignete. Karl Heinz' klägliche Thronfolger ausfindig zu machen war danach das kleinste Problem."
Plötzlich legte sich ein süffisantes Lächeln auf die Lippen des blassen Mannes,
"und glücklicher Weise fanden wir dann auch noch das Mädchen, welches Cordelias Herz in sich trägt. Das Herz einer wahren Nachkommin der ersten... reinsten dämonischen Rasse, die einmaligen Chance unsere Spezies wieder aufzubauen und die Möglichkeit, endlich Karl Heinz büßen zu lassen, was er uns vor so vielen Jahrtausenden antat."
   Für einige Augenblicke herrschte komplette Stille, dann jedoch räusperte ich mich zaghaft und erhob schließlich die Stimme,
"also... das klingt ja schön und gut, aber... ich bin mir so ziemlich sicher, dass Yui Cordelias Herz in sich trägt und... demzufolge bräuchtet ihr mich ja gar nicht, also... könntet ihr mich ja auch einfach gehen lassen, oder?"
"Bist du nicht gerade schon wieder ein wenig naiv, mein Täubchen?"
Carla lächelte mich fast schon sanft an, strich mir mit seinen kalten, dünnen Fingern über die Wange,
"bringt der Bösewicht nicht für gewöhnlich seinen Zuhörer um, nachdem er den gesamten Plan verraten hat?"
"Normalerweise schon, aber du hast mir nicht alles erzählt,"
herausfordernd hob ich meinen Blick. Eisblau traf auf Silbergold. Carla atmete hörbar aus,
"du lehnst dich ziemlich weit aus dem Fenster, meine Liebe. Ist dir das bewusst?"
"Ich bin dafür bekannt mit dem Feuer zu spielen, und ich denke, du hast ein ziemlich düsteres Geheimnis, von dem wahrscheinlich nicht einmal dein Bruder etwas weiß."
"Hm,"
der Dämon lehnte sich nun zu mir vor, der Geruch seines schweren, teuren Eau de Toilettes, der Duft von Wald und Moschus, stieg mir erneut mittlerweile seltsam vertraut in die Nase, ließ mich für einen kurzen Augenblick alles um mich herum vergessen. Aus meiner Trance wurde ich erst wieder gerissen, als Carla fortfuhr,
"ich gebe dir einen gut gemeinten Rat, mein Täubchen. Falls du weiterhin halbwegs unbeschadet in diesem Anwesen leben möchtest, solltest du deine Nase nicht noch weiter in private Angelegenheiten stecken. Sonst könntest du dir bei dem Versuch, mehr herauszufinden mehr schaden als dir lieb ist."
Zum Ende hin wurde seine Stimme immer leiser, bis sie schließlich nur noch einem Flüstern glich. Carlas Gesicht war dem meinen noch näher gekommen, nur wenige Zentimeter trennten unsere Nasenspitzen voneinander. Kurz senkte ich meinen Blick, bevor ich diesen entschlossen wieder hob und fest in seine schlangenhaften, hinterlistigen Augen blickte.
"Was hätte ich schon davon für eine kurze Zeit noch so zu leben. Sobald ihr Yui gebrochen habt ist es auch für mich vorbei, dann nütz ich euch noch weniger als jetzt schon. Warum also wie ein kleines Hündchen kuschen, wenn ich auch genauso gut kämpfen kann."
Mit einer ruckartigen Bewegung riss ich mich von meinen Fesseln los.

____________________

Moin,

Ich bin so quasi zurück und hoffe ihr hattet beim Lesen ganz viel Spaß \0/

Bye bye

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Where stories live. Discover now