Kapitel 15 (Willkommen bei den Mukamis)

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Nie wieder... nie wieder würde ich freiwillig in ein Taxi steigen, das mein Vater für mich rief. Ich hatte höllische Kopfschmerzen und erwachte in einem – für mich furchtbaren - Traum jedes Cinderella-Fans. Blaues Himmelbett, aquamarinfarbene Teppiche, azurne Sessel, violette Vorhänge und... ich warf einen prüfenden Blick nach unten... immerhin kein babyblaues Rüschenkleid aus einem der letzten Jahrhunderte. Also hatte mich keiner dieser vier... was auch immer die jetzt genau waren... umgezogen. Puh, nochmal Glück gehabt. Trotzdem tze... durch diese Vampire bekam man aber auch nichts als Ärger und Wut auf den eigenen Erzeuger, den man in diesem Leben wahrscheinlich eh nicht mehr begegnen würde. Wo war nur das Karma, wenn man es mal wirklich brauchte. Kopfschüttelnd kramte ich mein Handy mit den dazugehörigen, neuen Ohrstöpseln aus meiner Hosentasche, ließ mich zur Abregung augenblicklich von Pink Floyd's psychedelischer Musik berauschen, stand auf und verließ schnell – schon fast fluchtartig - diesen blauen Traum einer fünfjährigen Prinzessin. Vampire musste man einfach nicht verstehen, das sah ich nun auch endlich mal nach fast vier Monaten ein, die hatten anscheinend einfach nicht den Hauch eines guten Geschmacks. Aber jetzt wollte ich dieses Haus endlich erkunden und eventueller Weise fand ich eine Kleinigkeit zu essen – mein ausgehungerter Magen würde sich definitiv sehr darüber freuen.

Zu meinem unverschämten Glück musste ich nicht lange nach der Küche suchen, denn anscheinend kam ich gerade rechtzeitig zum Abendbrot, zumindest herrschte im Esszimmer ein riesiger Tumult, welcher von keinem geringeren als Yuma Mukami höchstpersönlich ausgelöst worden war. Also immerhin stand dieser Lulatsch als einziger angriffslustig herum und zog gerade dieser blonden Laito-Imitation, deren Namen ich vergessen hatte, den Teller vor der Nase weg.
"Oi, Yuma-kun, warum tust du das?"
schmollte der Typ in der roten Jacke und legte sich halb auf den Tisch, um vergebens an seine Mahlzeit zu kommen.
"Nein du Gierschlund! Du hast eh schon viel zu viel in dich reingefressen, Azusa hat fast noch nichts abbekommen,"
regte sich der Brünette mit einem leicht aggressiven Unterton in der lauten Stimme auf und reichte dem Schwarzhaarigen neben sich das ominöse Gericht.
"Müsst ihr immer so herumschreien,"
meldete sich plötzlich der blauhaarige Typ, welcher an der Stirnseite des Tisches Platz genommen hatte und mir bis jetzt nicht aufgefallen war, zu Wort und setzte nach
"wir haben immerhin Gäste."
Stimmt... Yui saß neben Blondi und verfolgte das gesamte Geschehen stumm mit. Soweit zu ihr, und was war nun eigentlich mit mir? Ich stand nach wie vor wie bestellt und nicht abgeholt vor der Tür und starrte fasziniert dieses köstlich aussehende Essen an. Wenn sich Lulatsch und Rotjacke so aufführen durften, konnte ich mir bestimmt auch was zu Futtern stibitzen und mich einfach zu den vermeintlichen Vampiren setzen. Also los Kaida, ab durch die Mitte und act natural.
"Na ihr Nudeln,"
grinste ich breit, betrat total selbstsicher den Raum, setzte mich zwischen Yui und das andere Blondchen, lud mir Essen auf einen Teller und begann ganz dreist zu futtern.
"Tischmanieren hast du auch nicht, oder?"
richtete Ruki das Wort an mich. Ich gaffte den Blauhaarigen einfach nur an, schluckte runter, schüttelte meinen Kopf und erwiderte
"nee, das ist so eine Sache, die mir Reiji eigentlich beibringen wollte, aber es nie geschafft hat, da ich da eindeutig keinen Bock drauf hatte. Irgendwann hat er's dann aufgegeben. Aber jetzt verrate mir doch mal bitte, du Schlumpf, warum zum Fick ich hier bin."
"Karl Heinz hat es uns aufgetragen,"
erklärte die Rotjacke neben mir und machte Anstalten, sich eine meiner Kroketten zu mopsen. Jedoch hinderte ihn ein scharfer Blick meinerseits daran, meinem armen Mahl auch nur einen Millimeter zu nahe zu kommen. Karl Heinz... irgendwo in meinem Hinterstübchen klingelte es bei dem Namen. Doch woher kannte ich diesen? Plötzlich dämmerte es mir und ich musste mir eingestehen, dass ich Laito, der Schlaftablette und Reiji doch irgendwie dankbar sein musste. Immerhin hatten mir diese drei Personen so halbwegs die Storys der Sakamakis erzählt. Und somit stellte ich nun fest, dass ich Karl Heinz nicht leiden konnte. Wer schickte schon seinen eigenen Sohn als Strafe auf den Nordpol. Das ist doch krank! Krank ist das! Wobei... rückblickend betrachtet hatte es Shuu eigentlich schon verdient.
"Alles klar,"
sagte ich, nachdem ich meinen inneren Monolog beendet hatte und fuhr fort
"und Karl Heinz hat euch das aufgetragen, weil?"
"Weil... eine von euch beiden... Eve ist...,"
erhob der schwarzhaarige Mützenträger mir gegenüber die Stimme.
"Natürlich, jetzt wird mir ja alles klar. Es fällt mir schon fast wie Schuppen von den Augen. Als hätte ich den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen,"
entgegnete ich viel zu sarkastisch und verdrehte die Augen, um meine Aussage erneut zu unterstreichen. Jetzt wollte schon Yuma zu einer richtigen Erklärung ansetzen, aber ich winkte ab, indem ich sprach
"nee lass mal lieber. Je weniger ich weiß, desto besser für mein Gehirn. Wahrscheinlich ist eh Yui eure Eve. Also könntet ihr mich ja rein theoretisch wieder zurück zu den Sakamakis lassen."
"Vergiss es, bis wir uns sicher sind, dass du nicht Eve bist, wirst du hier bleiben und erwähne nie wieder den Namen dieser Personen,"
entgegnete Ruki herrschend und damit war das Gespräch wohl beendet. Ich aß noch schnell auf und zog mich dann zurück in meine blaue Unterkunft. Vom Regen in die Traufe. Das beschrieb meine momentane Situation – meiner Meinung nach – am besten.

Eine Frage machte sich trotzdem in meinem Kopf breit, als ich gemütlich auf meinem Bett lag und Löcher in die hölzerne Decke starrte. Hieß das jetzt eigentlich, dass noch vier weitere Vampire scharf auf mein Blut waren? Weil wenn das nun wirklich so war, dann würde ich mit weitem, prozentualen Vorsprung die Sakamaki Brüder bevorzugen. Zwar geriet ich oft mit ihnen auf die unangenehmste Art und Weise aneinander, aber irgendwie hatte ich die ungleichen Halbgeschwister doch ins Herz geschlossen. Auch wenn Laito des Öfteren versuchte, mich fast zu vergewaltigen. Halt Stopp! Dachte ich da gerade wirklich positive Dinge über die sechs Ausgeburten der Dummheit! Was zum Fick lief denn bei mir falsch! Bestimmt war da irgendetwas in diesem Abendessen gewesen, das jetzt bei mir Halluzinationen einer besseren, alternativen Welt auslöste. Ja, genau so und nicht anders musste es einfach sein. Denn wer trauerte denn schon freiwillig einem Leben bei diesen sadistischen Vollidioten nach. Richtig, keiner! Und falls es doch irgendwelche Personen auf diesem Erdball gab, die das tun würden, dann hatten die aber gewaltig einen an der Klatsche. Noch mehr als ich, und das musste schon was heißen, denn ich legte mich immerhin wöchentlich mit dem eingebildetsten Vampir des Universums an. Wenn ich jetzt gerade wieder darüber nachdachte, dann würde mir genau das tatsächlich fehlen. Ich meine, wer würde denn jetzt Ayato zurechtstutzen? Und diesen armen Kerl von seinem Egotripp runterholen.

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Letztes Update aus Deutschland, das Nächste kommt aus Dublin.

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Where stories live. Discover now