Kapitel 34 (Zu viele Schüler)

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„Kaida!"
hörte ich eine weit entfernte Stimme nach mir rufen. Angestrengt versuchte ich gegen die Dunkelheit, welche mich unaufhaltsam zu verschlingen drohte, anzukämpfen und meine Augen offen zu halten. Mit jeder Sekunde merkte ich, wie ich schwächer und müder wurde. Anscheinend war ich so benebelt, dass ich nicht einmal mehr meinen nicht gerade grazilen Gang zu Boden bemerkt hatte, denn auf meinen Beinen stand ich mit Sicherheit nicht mehr.
„Kaida, bitte bleib bei mir,"
ertönte wieder diese vertraute Stimme, dieses Mal war sie jedoch viel näher. Warum kam sie mir so bekannt vor? Wer war das bei mir? Wieso fiel es mir so schwer noch irgendetwas erkennen zu können? Von einem Moment auf den anderen verlor ich jeglichen Orientierungssinn, ich fühlte mich so, als würde mich jemand hochheben, und wenige Sekunden später lag ich auf etwas Weichem aber auch gleichzeitig Kaltem. War ich tot?
   „Bleib wach, lass mich bitte nicht allein Kaida,"
raunte mir erneut die tiefe Stimme zu und jemand oder etwas strich mir übers Haar. Mit einem Mal wurde mir klar, wer da zu mir sprach, wer mich nicht in diese Dunkelheit gehen ließ.
„Shuu...,"
hauchte ich fast lautlos und versuchte irgendein weiteres Lebenszeichen von mir zu geben, jedoch ohne Erfolg.
„Du musst Blut trinken... und zwar schnell... sonst...,"
erwiderte der Vampir flüsternd und brach mitten im Satz ab. Was war mit ihm? Normalerweise konnte ihn doch nichts aus der Ruhe bringen. War etwa ich daran schuld? Ohne jegliche Vorwarnung wurden meine Lippen gegen die Halsbeuge des jungen Mannes gedrückt,
„trink... bitte...".
Voller Anstrengung öffnete ich den Mund, versenkte mit Mühe meine Fänge in der weichen, hellen Haut des Blonden und begann mit letzter Kraft das Blut, welches sofortig in meinen Schlund floss, zu schlucken.
   Nach und nach verringerte sich der unerträgliche Schwindel, welcher mich die gesamte Zeit über geplagt hatte. Meine Schlucke wurden langsam kräftiger und allmählich war ich wieder in der Lage meine Muskeln zu kontrollieren. Nun merkte ich auch, dass Shuu seine Arme schützend um mich gelegt hatte. Augenblicklich ließ ich von dem Blonden ab und vergrub mein Gesicht in seiner dunklen Strickjacke.
„Du hast noch nicht genug getrunken...,"
drang seine sanfte, tiefe Stimme zu mir durch und er strich mir langsam über den Rücken.
„Es... es tut mir so leid... ich... ich hätte nie an dir zweifeln dürfen...,"
nuschelte ich stockend in das Oberteil des jungen Mannes, während ich meine Finger in den weichen Stoff krallte.
„Hör auf damit Kaida... immerhin habe ich auch meinen Teil dazu beigetragen,"
redete der Vampir beruhigend auf mich ein und hob mein Kinn an, so dass ich gezwungen war ihm direkt in die Augen zu sehen.
„Was wird jetzt aus mir?"
fragte ich mit einem leicht verunsicherten Unterton in der Stimme.
„So lange du mein Blut trinkst wirst du nicht sterben...,"
erklärte Shuu ein wenig ausweichend und setzte eine gefühlsneutrale Mimik auf.
„Shuu... bitte widerspreche mir nicht, aber... ich will nicht mehr in einen Menschen zurückverwandelt werden. Das wäre für mich nur sinnlos, weil... weil ich für immer bei dir bleiben will,"
antwortete ich und legte meine kalten Hände auf seine Wangen.
„Das Leben als Vampir ist nicht so einfach, wie du es dir wahrscheinlich vorstellst...,"
versuchte mich mein Gesprächspartner umzustimmen, woraufhin ich jedoch nur schwach lächelte und entgegnete
„das ist mir egal so lange ich bei dir bin und ich werde mit dir jetzt auch nicht mehr weiter darüber diskutieren."
Seufzend strich mir der junge Mann eine Strähne aus dem Gesicht, blickte mich eindringlich an und zog mich dann in einen sanften Kuss.

„Also...,"
fing ich vor mich hin überlegend an, setzte eine grübelnde Miene auf und ließ meinen Blick durch die spärlich gefüllte Mensa der Abendschule schweifen,
„wer von diesen Leuten hat wohl den Wunsch zu sterben."
„Ich verstehe ja nicht, warum du deine Fänge nicht einfach in unser naives Blondchen vergräbst, immerhin ist sie den Schmerz doch eh schon gewohnt, und wehren wird sie sich auch nicht,"
riss mich plötzlich eine tiefe Stimme aus meiner intensiven Observation. Ich drehte mich gekonnt schnell zu meinem unverhofften Gesprächspartner um und schlug ihm spielerisch empört gegen die Schulter,
„Yuma, was fällt dir ein mich einfach so zu erschrecken!"
„Nicht so laut,"
herrschte mich der Brünette knurrend an, hielt sich demonstrativ die Ohren mit seinen prankenähnlichen Händen zu und verzog sein blasses Gesicht zu einer wehleidigen Grimasse.
„Tch,"
machte ich gelangweilt und verdrehte meine eisblauen Augen.
„Also, was ist jetzt? Wirst du sie beißen?"
setzte der Großgewachsene die Unterhaltung nach einer kurzen Pause des Schweigens fort und sah mich prüfend wie auch abwartend an. Ich seufzte, schüttelte den Kopf und meinte
„nein, Yui ist mir zwar wirklich nicht sympathisch, aber ich hab echt keine Lust ihr auch noch an die Kehle zu springen."
„Na dann, viel Glück bei der Suche jemanden zu finden, der dir bereitwillig sein Blut anbietet, ohne dass du damit uns alle unnötig in Gefahr bringst. Ich hab nämlich wirklich nicht den Nerv dafür, mich mit irgendwelchen unfähigen Vampirjägern herumschlagen zu müssen,"
entgegnete er schulterzuckend und wandte sich zum Gehen.
„Na vielen Dank für deinen Optimismus!"
rief ich ihm sarkastisch hinterher bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder den ahnungslos vor sich hin plaudernden Schülern widmete. Das konnte ja mal heiter werden...

„Ich habe meinen Charme spielen lassen,"
säuselte Laito, der plötzlich in meinem Zimmer erschienen war und sich eiskalt zu mir aufs Bett gesetzt hatte, ein wenig zu enthusiastisch.
„Und?"
fragte ich, während sich meine Stirn abwartend in Falten legte. Dieser perverse Blutsauger und Charme passten so gut zusammen, wie Tag und Nacht.
„Eine der Sekretärinnen hat mir freundlicher Weise die Daten aller Schüler zukommen lassen,"
prahlte der Vampir, breitete wie aufs Stichwort einen riesigen Haufen an Unterlagen vor uns aus und setzte nach
„da wird sich bestimmt jemand zum Aussaugen finden lassen, dem niemand hinterher trauern wird."
„Okay,"
erwiderte ich gedehnt,
„was willst du dafür als Gegenleistung von mir haben, Hallodri?"
„Ein, zwei Tröpfchen von deinem köstlichen Blut?"
lächelte der Sakamaki charmant und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Kopfschüttelnd fuhr ich mir durch die langen dunklen Haare und seufzte nachgebend
„das ist so typisch für dich, aber meinetwegen."
Begeistert grinste mich mein Gesprächspartner nun an, klatschte feierlich in die Hände und reichte mir eine der etlichen Akten vom Stapel,
„na dann, wir haben eine sehr lange Nacht vor uns, Bitch-chan."  

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Klausurenphase 1 überlebt.
Eure Pläne fürs Wochenende? Ich für meinen Teil freu mich schon auf einen Sushi und Wein Abend mit meinem Schneggla.
Lasst es euch gut gehn bei diesem kalten, verschneiten Wetter.

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt