Kapitel 49 (Fragen über Fragen)

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Dieses Kapitel ist der lieben @Akiko99 gewidmet, welche mich mit ihrem Kommentar auf die Idee brachte, das letzte Kapitel doch mit einem Cliffhanger enden zu lassen und euch ein bisschen Carla Fanservice zu geben. Außerdem glaube ich, dass sie sich sehr über ein wenig Lesestoff freuen wird. ^^ Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß mit dem Kapitel.

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Unbeeindruckt legte Carla leicht seinen Kopf schief, sah mich für einen Moment lediglich durch seine leuchtenden Augen an. Dann packte er blitzschnell meine Arme und drückte diese über meinem Kopf zusammengepresst in die harte Matratze - sich mit der freien Hand abstützend, so dass er nun direkt über mir verweilte. Seine langen weißen Haare fielen ihm leicht ins Gesicht, ihre Spitzen streiften erstaunlich sanft meine Wangen. Ungläubig stierte ich den jungen Mann an, unfähig auch nur einen Ton über die Lippen zu bringen.
"Kaida,"
sprach der Dämon leise, jedoch auch seltsam eindringlich,
"unterschätze lieber nicht den Wert deines Lebens. Selbst wenn du nicht Cordelias Herz in dir trägst, du bist mir auch auf andere Weise mehr als nützlich, mein naives, kleines Täubchen."
Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, durch die stechende Iris meines Gegenübers hindurchsehen zu können und es fiel mir ebenso erstaunlich leicht, seinem gebieterischen Blick standzuhalten. Fast schon beschlich mich eine gewisse Angst, mich in den unendlichen Tiefen dieser goldenen Augen zu verlieren - sie schienen mich auf eine hypnotisierende Art und Weise nahezu aufzusaugen. Plötzlich wandte sich der Dämon ab, ließ abrupt meine Arme los und eilte - versucht kontrollierend in seinen Schal hustend - aus dem Zimmer. Hatte... er etwa für diesen winzigen Moment die Beherrschung verloren?

Löcher in die Decke starrend verbrachte ich den Rest der Nacht auf meinem Bett liegend. Hätte ich noch ein schlagendes Herz, würde dieses bestimmt noch immer vor Aufregung wie verrückt in meiner Brust schlagen. Jedes Mal, wenn ich kurz die Augen schloss, erschien sofort Carlas Gesicht vor mir und dieser Ausdruck in seiner Iris, welchen ich nicht vermochte unbezweifelbar zu deuten. In den frühen Morgenstunden raffte ich mich letztendlich auf und trat ans Fenster. Langsam machte sich wieder ein gewisser Hunger in meinem Magen breit, begann allmählich an meinen Kräften zu zerren. Bald brauchte ich definitiv wieder eine gute Dosis Blut um nicht wieder zusammen zu brechen. Nur konnte ich fest davon ausgehen, dass mir Carla dieses Mal womöglich nicht behilflich sein würde. Eher sah ich ihn schon mit einem sadistischen Grinsen vor mir stehen, nur darauf wartend bis mir der letzte Rest Energie ausging, bekräftigend, dass er sicherlich nicht für einen Wimpernschlag eine Fassade - von der ich dachte es gäbe sie nicht - hatte fallen lassen. Allein die Vorstellung daran jagte einen Schauer nach den andren meinen Rücken hinab. Es war ein äußerst unangenehmes Gefühl. 

Kalte Sonnenstrahlen bahnten sich zögerlich ihren Weg durch die dunklen Baumwipfel und ließen die verwilderte Gartenanlage vor mir in einem blassen Licht leuchten. Der Reif auf den, vom noch immer nicht ganz vergangenen Winter, knorrigen Ästen der symmetrisch angeordneten Sträucher und Büsche glitzerte verspielt und erweckte den Anschein als hätte er schon immer die umliegende Fauna geschmückt. Leise drang das erste Gezwitscher der einheimischen Singvögel durch das dichte Fensterglas zu mir empor und schon bald flatterte ein Fink aufgeregt wenige Meter vor mir in der Luft umher - anscheinend auf der Suche nach einem Weibchen, oder Futter. Gedankenverloren legte ich den Kopf schief und verschränkte die Arme vorm Brustkorb. Tief durchatmend ließ ich für einen Moment meine Augen geschlossen, bevor sich diese wieder öffneten und von Neuem die frühjährliche Landschaft vor mir in sich aufsogen.
   Carla ließ mich laut eigner Aussage am Leben, um Shuu vor seinem - laut Tsukinami'schen Plan - Tod noch mehr leiden zu lassen. Tat er dies, weil er wohl dachte als eigentlich erster Thronfolger hätte der blonde Sakamaki ein eher gutes Verhältnis zu seinem Vater?
"Hm",
entglitt es mir, unwillkürlich musste ich sogar ganz leicht schmunzeln. Vielleicht sollte ich schonend versuchen dem Dämon beizubringen, dass die sechs Vampire eigentlich ein ziemlich bescheidenes Verhältnis zu ihrem Erzeuger hatten und ihn mindestens genauso sehr hassten, wie es die Tsukinamis taten. Wie hieß noch gleich ein bekanntes Sprichwort? Der Feind meines Feindes ist mein Freund? So ungefähr lautete es doch wohl. Augenrollend ging ich weiter meinen Gedanken nach. Was genau an meinem nicht Sterben sollte Shuu mehr verletzen als mein Tod? Eine gebrochen manipulierte Persönlichkeit konnte es schon mal nicht sein, immerhin fühlte ich mich noch ziemlich klar - also nicht unbedingt seniler als sonst. Hatte Carla irgendetwas mit mir getan, das eventueller Weise schwerwiegende Folgen für mich haben könnte? Unwillkürlich dachte ich an seine letzten Worte an mich, dass ich ihm nützlicher sei als ich annahm. Grübelnd strich ich mir übers Kinn. Was genau meinte er wohl damit? Ich glaubte mich daran zu erinnern, sein Blut getrunken zu haben, jedoch bezweifelte ich sehr, dass mir dies großartig etwas angetan haben könnte. Es sei denn... - und das wäre eine wirklich sehr sadistische Aktion - er hätte vorher etwas in seinen Blutkreislauf befördert, das ihm nicht schaden würde aber dafür jemanden, der ebendieses kontaminierte Blut zu sich nahm. Ergab diese These Sinn, oder war sie doch zu abwegig? Und in welcher Hinsicht wäre ich ihm damit von Nutzen? Diente ich ihm als eine Art Versuchskaninchen oder führte er ohne mein Wissen irgendwelche skurrilen Experimente mit mir durch? Fragen über Fragen schwirrten in meinem Kopf umher, doch hatte ich das Gefühl nicht auch nur eine einzige dieser beantworten zu können. 

Bis zum Abend verbrachte ich die Stunden damit, zusammenhangslose Gedanken und Behauptungen in mein kleines Notizheftchen zu kritzeln oder dösend auf dem Bett die Zeit tot zu schlagen. Zur Ruhe kam ich natürlich nicht und das - wenn auch eingebildete - leise Knurren meines Magens ließ den Tag nur noch langsamer vor sich hin fliegen. Sobald die Dämmerung eingesetzt hatte, glitt ich wie eine frisch gehäutete Schlange unter meiner Bettdecke hervor und schälte mich aus meiner doch eher zum Vorzeigen untauglichen Kleidung in etwas mehr Ansehnliches. Danach machte ich mich wenig kribbelig auf den Weg zum Speisesaal der Tsukinamis. Auch wenn meine Motivation und dementsprechende Stimmung nicht unbedingt einem entspannten abendlichen Schmaus entsprachen, wollte ich doch ausnahmsweise eine gewisse Etikette wahren und den dämonischen Brüdern keinen offenen Grund geben eventuell vielleicht Shin noch auf mich los zu lassen. Auf einen offen physischen Sadisten konnte ich gut und gerne verzichten, dafür waren mir meine Knochen wirklich zu schade... außerdem war mir der rothaarige Augenklappenträger ziemlich unheimlich. An meinem Ziel angekommen atmete ich tief durch, bevor ich die Tür aufstieß und auf leisen Sohlen den überraschender Weise noch leeren Saal betrat. Hatte ich mich etwa mit der Uhrzeit vertan? Aber die Sonne war bereits untergegangen, also sollte jetzt für gewöhnlich Frühstück aufgetischt werden. Ein wenig verwirrt tat ich ein paar Schritte in den Raum hinein und versuchte eventuelle Auffälligkeiten auszumachen, bis mich ein Räuspern hinter mir leicht aufschrecken ließ. Mit zusammengebissenen Zähnen drehte ich mich langsam zu der Quelle des Geräusches um und blickte schließlich einem nicht gerade belustigt wirkenden Shin, welcher nun gefährlich nahe auf mich zukam, direkt ins Auge.

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Vielen Dank an alle, die trotz unregelmäßiger updates und wirklich sehr sehr langen Wartezeiten noch immer die Story lesen und mich somit durch die Geschichte begleiten <3

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Where stories live. Discover now