Kapitel 58 (Heureka)

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"Und das ist es jetzt?"
mit hochgezogener Augenbraue begutachtete ich skeptisch die gefüllten Reagenzgläser vor mir, verschränkte dabei die Arme vorm Brustkorb,
"warum so viele?"
"Ich habe mir die Freiheit genommen, auch gleich die nötigen Dosen für unseren Haushalt herzustellen, Dummerchen,"
Reiji blickte mich von oben herab an, rückte dabei seine silberne Brille zurecht.
"Und das Zeug wirkt auch tatsächlich?"
alles andere als überzeugt erwiderte ich den Blick des großgewachsenen Mannes, reckte dabei leicht das Kinn um größer zu wirken.
"Zumindest haben sie die Virenproben, die du mir das letzte Mal freundlicher Weise mitgebracht hattest, vollkommen ausgelöscht. Es grenzt einem Wunder, dass du überhaupt noch am Leben bist, wenn man bedenkt wie nervtötend deine Art ist. Für Carla wäre es nicht mehr Anstrengung als ein Fingerschnipsen, schon wärst du dahin."
"Und ich hatte fast den Glauben, wir könnten wirklich miteinander auskommen du eingebildete Brillenschlange, aber anscheinend können nicht all unsere Wünsche in Erfüllung gehen,"
wie selbstverständlich griff ich nach einem der Reagenzgläser und verstaute das geschlossene Gefäß in meiner Jackentasche,
"wird das verabreicht wie ein Frankfurter Applaus oder einfach getrunken?"
"Ein Frankfurter was?"
verständnislos starrte mich der Schwarzhaarige an und schüttelte dabei leicht den Kopf. Ich verdrehte die Augen, verschränkte wieder die Arme vor der Brust,
"ob das gespritzt wird."
"Drück dich beim nächsten Mal bitte gleich deutlich aus,"
der Brillenträger schnalzte genervt mit der Zunge,
"und nein. Es wird getrunken. Wie du eigentlich wissen solltest verhält sich der vampirische Blutkreislauf in vielerlei Hinsicht komplizierter als der menschliche. Demnach würde eine herkömmliche Impfung anders wirken, wenn nicht sogar ihren Sinn völlig verfehlen. Eine Aufnahme über die Magenschleimhäute stellt somit viel weniger Risiko dar und ist in jeglicher Art effektiver."
"Vielen Dank auch für den kurzen Biologie Crashkurs, ich geh dann jetzt mal,"
kopfschüttelnd wandte ich mich um und verließ den Raum.

"Oi, Chichinashi! Wohin gehst du?"
Ayatos laute Stimme ließ mich leicht erschreckend zusammenfahren und das Portal, welches ich gerade öffnen wollte, wieder ins Schloss fallen. Mit einem schiefen Lächeln wandte ich mich dem Rothaarigen zu, die Arme zu einer schulterzuckenden Geste ausgebreitet,
"nun, ich wüsste nicht seit wann das in deinem Interesse läge."
"Natürlich geht es mich was an, wenn du zu diesen dreckigen First Bloods gehst! Immerhin haben sie Yui!"
Ich traute wohl meinen Ohren nicht recht. Hatte dieses Modeverbrechen an einem Einfaltspinsel gerade etwa wirklich die Blonde bei ihrem richtigen Namen genannt? Ihm musste ja wirklich etwas an ihr liegen, wenn er sie sogar schon nicht mehr entmenschlichte.
"Naja, sie kommt ja frei, wenn dieses Heilmittel... Serum... Impfstoff... bei Carla wirkt, also wo ist das Problem?"
ein wenig Verständnislos blickte ich den Vampir an, legte dabei den Kopf leicht schief.
"Woher weißt du, dass es wirklich ein Serum ist, das helfen soll, Chichinashi? Hat es Reiji ausprobiert? Oder vertraust du ihm einfach, weil er dir bisher ja immer die Wahrheit gesagt hat?"
Ayato verschränkte die Arme energisch vorm Brustkorb und schenkte mir einen eindringlichen Blick.
"Uhm,"
für einen Moment war ich tatsächlich sprachlos,
"da... ist wirklich was Wahres dran... ich... geh dann wohl nochmal hoch...".

"Was hätte ich davon ein falsches Heilmittel herzustellen?"
Reiji funkelte mich offensichtlich wütend aufgrund meiner anscheinend wild an den Haaren herbei gezogenen Behauptung an.
"Ach da fallen mir so einige Gründe ein. Vielleicht um Eindruck bei Karl Heinz zu schinden? Oder um einen der Gründerdämonen - und dann auch noch den offensichtlich stärkeren - aus dem Weg zu räumen? Vielleicht auch um mich ins offene Messer laufen zu lassen, weil du mir eins auswischen willst, oder Shuu wieder einmal das Leben ruinieren willst? Ich könnte den ganzen Tag weitermachen, also sag mir, wann du genug hast,"
herausfordernd legte ich den Kopf schief und stemmte die Hände in die Hüften.
"An sich sind das tatsächlich plausible Erklärungsansätze, ja, aber du vergisst eine wichtige Tatsache,"
der Schwarzhaarige beugte sich nun leicht zu mir hervor, fast waren unsere Gesichter auf derselben Augenhöhe, wir erdolchten uns förmlich mit unseren Blicken,
"ich höre auf die Befehle, die mir Vater erteilt. Und er hat mir explizit zu verstehen gegeben, dein mickriges Leben zu hüten und vor allem an diesem Serum zu forschen, also...".
Ohne mit der Wimper zu zucken nahm der Brillenträger eines der Reagenzgläser, öffnete es und kippte sich in einem Zug den flüssigen Inhalt den Rachen hinunter,
"bitte, komplett bedenkenlos. Und jetzt verschwinde aus meinem Büro, bevor ich dir noch Beine mache."

Mit etwas weichen Knien stand ich vor der kleinen Lichtung inmitten des dichten Waldes, welche seit Wochen als geheimer Treffpunkt für Carlas und meine zwielichtigen Gespräche diente. Heute war mir besonders mulmig zumute. Ein wenig verunsichert umgriff ich die gefüllte Ampulle in meiner Jackentasche, biss mir leicht auf die Unterlippe. Dann trat ich aus dem schützenden Schatten der großen Nadelbäume hervor und blickte in goldene Augen, die ihre übliche Ausdruckslosigkeit ausstrahlten.
"Guten Tag mein Täubchen, hast du heute endlich gute Neuigkeiten für mich? Oder vertröstest du mich wieder nur mit daher geworfenen Floskeln?"
Carla trug seine übliche, dunkle Kleidung, welche für das jetzige Wetter viel zu warm sein musste. Er wirkte ein wenig hagerer als sonst, seine Haare waren gut ein paar Zentimeter gewachsen. Sie reichten ihm mittlerweile bis zur Hälfte der Oberarme. Ich räusperte mich, setzte ein verlegenes Lächeln auf und entgegnete,
"eigentlich hatte ich mir mit meinen Floskeln schon recht viel Mühe gegeben. Aber... ich sehe, du bist heute nicht unbedingt für Späße zu begeistern. Bevor wir jedoch zur Hauptangelegenheit unseres Treffens kommen, wollte ich wissen, wie es denn unserer lieben Yui so geht."
"Wird dieser rothaarige Egomane wohl langsam ungeduldig?"
der Weißhaarige legte den Kopf leicht schief, schien mir unter dem Schal sein typisch süffisantes Grinsen zu schenken. Ich verdrehte die Augen,
"so in etwa - außerdem spielt da auch ein kleines persönliches Interesse mit. Die Abmachung steht auch noch, dass du sie gehen lässt sobald das alles hier vorbei ist?"
"Aber natürlich, meine Liebe,"
der Dämon war nun wieder in seine gewohnte Ernsthaftigkeit zurückgefallen.
"Gut,"
stellte ich knapp fest und hielt ihm dann auch schon die Ampulle hin,
"Reiji hat auch schon sein Portiönchen konsumiert, also müsstest du es bedenkenlos trinken können."
In der Iris des großgewachsenen Mannes spiegelte sich buchstäblich ein Ausdruck der Überraschung wider. Zögerlich nahm er das längliche Gefäß entgegen und begutachtete die helle Flüssigkeit im trüben Licht des noch jungen Mondes,
"er... hat es tatsächlich geschafft. Erstaunlich."
Danach öffnete er den Verschluss und leerte den Inhalt in lediglich einem Zug.
"Dann lässt du mich und auch die anderen von nun an in Ruhe?"
ich kratzte mich leicht am Hinterkopf, verschränkte schließlich die Arme vorm Brustkorb.
"Selbstverständlich, nun sollte ich bald wieder die Kraft aufbringen können Karl Heinz ebenbürtig zu sein. Yui wird zu euch zurückgeschickt, sobald das Serum seine volle Wirkung offenbart hat."
Dann war der Weißhaarige auch schon mit einem Lufthauch vor meinen Augen verschwunden und von meinen Schultern fiel eine riesige Last.

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¡Hola mis amigos!

Ich hoffe doch ihr seid alle so kleine Sonnenblumen wie ich, genießt das hoffentlich bei euch ebenso schöne sonnige Wetter und tankt ordentlich frisches Vitamin D ^^

Wir sind kurz vorm Ende dieser kleinen netten Geschichte, mein Herz schmerzt doch ein wenig allein beim Gedanken daran 🥲

Falls euch der Part gefallen hat zeigt es doch gerne mit einem Sternchen oder Kommentar ^^

Tschüssi mit Küssi!

MaLady

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Where stories live. Discover now