Kapitel 42 (Einladung)

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Viel Spaß beim Lesen! :)

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Gut, wo genau war ich denn nun schon wieder gelandet? Die Stirn runzelnd blickte ich mich um und rieb mir den leicht schmerzenden Kopf. Ich befand mich in einem düster eingerichteten Zimmer, in welchem sich eine ebenso kühle Atmosphäre ausgebreitet zu haben schien. Unwillkürlich merkte ich, wie sich eine leichte Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitete. Eine seltsame Angelegenheit, da ich als Vampir eigentlich nicht dazu in der Lage sein sollte, so etwas wie Kälte zu empfinden. Andererseits, wer würde bei so einer Umgebung auch komplett regungslos oder unbekümmert reagieren, vor allem wenn man nicht einmal mehr wusste, wie man hier überhaupt hergekommen war. Seufzend setzte ich mich auf und rieb mir nochmals über den Kopf. Er schmerzte tierisch, als hätte mir irgendjemand mit etwas sehr hartem dreist eine übergezogen. Wahrscheinlich war das auch noch genau so passiert. Großartig. Leicht fröstelnd rieb ich mir über die Arme und stand vorsichtig so leise wie möglich auf. Nun konnte ich auch einen richtigen Blick auf das Objekt erhaschen, auf dem ich bis gerade eben noch gelegen war. Déjà-vu, schoss es mir durch den Kopf. Es handelte sich doch tatsächlich um ein, wenn auch etwas in die Jahre gekommenes, hochwertiges Himmelbett aus dunklem Holz und ebenso düsteren Vorhängen wie auch einer kühl wirkenden Bettwäsche. Da hatte jemand aber wirklich wenig Geschmack bezüglich der Inneneinrichtung bewiesen. Oder es handelte sich um einen ganz bestimmten Lifestyle. Mit leichtem Unbehagen in der Magengegend öffnete ich die Tür und trat raus auf einen nicht gerade überraschend dunklen Gang. Erneut blickte ich mich um. An den Wänden hingen alte, auffällige Portraits, meine Neugierde nicht unterdrücken könnend sah ich mir eines nach dem anderen an. Streng wirkende, leere Augen von Männern und Frauen vergangener Jahrhunderte blickten mir starr entgegen, sie alle mit einem goldenen Schimmer in der Iris, welche die Abbildungen erschreckend lebendig gleichzeitig jedoch auch tot erschienen ließ. Mit gerunzelter Stirn blieb ich vor einem besonders schick eingerahmten Gemälde stehen. Es zeigte einen jungen, weißhaarigen Mann. Irgendwie kam mir das doch bekannt vor. Meine Augen weiteten sich, als ich mich schlagartig an den Vorfall in der Abendschule vor einigen Tagen erinnerte. Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück, fuhr jedoch zusammen, als ich gegen etwas prallte.
"Wer hat dir erlaubt, einfach so das Zimmer zu verlassen",
eisern packten zwei eiskalte Hände mich an den Armen.

Blackout. Ruckartig fuhr ich aus meiner bis gerade eben liegenden Position hoch, mich unsicher umblickend. Wieder war ich im Raum von vorhin gelandet. Wieder schmerzte mein Kopf. Leise wimmernd kniff ich die Augen zusammen, ein plötzliches Stechen in den Schläfen ließ mich zusammenkauern. An was für einen verfluchten Ort war ich bloß dieses Mal gelandet? Nachdem der Schmerz langsam nachgelassen hatte, begann ich fieberhaft zu überlegen, wie ich von hier verschwinden konnte. Shuu und die Anderen müssten doch schon längst nach mir suchen. War Yui eigentlich auch hier? Immerhin wurden wir schon mal zusammen verschleppt, vielleicht auch dieses Mal. Nervös biss ich mir leicht auf die Unterlippe, darauf bedacht mich nicht versehentlich mit meinen spitzen Fängen zu verletzen. Ich konnte nicht mehr länger sitzen, stand auf und begann durch den Raum zu tigern. Nach einigen Runden durchs Zimmer blieb ich vor den schweren Vorhängen, welche mir die Sicht durchs Fenster versperrten, stehen. Ruckartig zog ich sie zur Seite. Kühles weißes Mondlicht erleuchtete nun leicht mein neues kleines Gefängnis. Ich erhaschte einen Blick auf den weitläufigen Garten des Anwesens. Er wies Ähnlichkeiten mit denen der Sakamakis und Mukamis auf, nur wirkte dieser hier weniger gepflegt, eher verwildert. Als würde jemand den Anschein erwecken wollen, dass hier niemand mehr wohnte, schoss es mir durch den Kopf. Ich strich mir durchs Haar, wandte mich ab und setzte mich wieder aufs Bett. Schwer schluckend ließ ich meine Gedanken schweifen. Sie blieben an Shuu hängen, und an Yuma. Sie mussten es geahnt haben, dass etwas nicht stimmte, etwas wohlmöglich Schlimmes passieren müsste. Immerhin hatten sich sowohl die Sakamakis als auch die Mukamis Yui und mir gegenüber überwachender als sonst verhalten. Und trotzdem hatte es nichts genützt. Hätte ich vorsichtiger sein sollen? Ich musste hier raus und zwar schnell.

Langsam verschwand der Mond in den Fernen des Horizonts, während sich gemächlich die ersten Lichter des anbrechenden Morgens bemerkbar machten und die kleinen gefrorenen Partikel der frischen frühjährlichen Luft wie kleine Eiskristalle wirken ließen. Ein leichter Wind ließ die Wipfel der Bäume des umliegenden Waldes ruhig in einem eigenen kleinen Rhythmus vor und zurück wiegen, leicht aufgeschreckte dunkle Vögel erhoben sich in den blaugrauen Himmel und flogen davon. Trügerisch idyllisch erschien mir dieses Bild nun, außerhalb des Gebäudes glich die Umgebung einem impressionistischen Märchenbild, innerhalb der Mauern jedoch spielte sich eine expressionistische Verzerrung niederer, von Angst und Verzweiflung geprägter Gefühle ab. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich mich fragte, ob es Yui gut ging. Auch wenn ich es mir oft nicht eingestehen wollte, das blonde Mädchen war mir nun doch nicht egal, ihr Wohlergehen war mir wichtig. Wir teilten beide immerhin doch irgendwie dasselbe Schicksal, nur dass meines wohl noch barmherziger mit mir umgesprungen war als ihres. Sie musste jetzt eine noch größere Furcht als ich haben, immerhin konnte sie sich gegen unseren Entführer wahrscheinlich noch weniger behaupten als meine Wenigkeit..., da hatte jemand wohl zu viel Zeit mit Ayato verbracht. Tief durchatmend erhob ich mich von meinem Platz am Fensterbrett und sah mich nochmals im Zimmer um, mit dem leichten, noch immer kühlen Licht des noch nicht richtig eingebrochenen Tages wirkte es noch düsterer und erdrückender. Normalerweise mochte ich dunkle Einrichtungen und Akzente, hier jedoch fühlte ich mich von den Kontrasten nahezu erstochen, unterdrückt.

Mit einem Mal flog die Tür zu meinem Zimmer auf, erschrocken fuhr ich herum. Meine Pupillen weiteten sich ungläubig, als ich in die großen, unschuldigen roten Augen von Yui blickte. Diese sah mich ebenso erstarrt an, bevor sie zu mir stürzte und sich, die Arme um meinen Torso schlingend, an mich drückte,
"K...Kaida, endlich hab ich dich g...gefunden."
Ihre Stimme war nahezu lautlos, wirkte angestrengt, als hätte sie in den letzten Stunden Unvorstellbares gesehen und erlebt. Etwas unbeholfen erwiderte ich die Umarmung der Blonden, bevor ich sie nach wenigen Sekunden wieder löste,
"wir müssen hier raus Yui, und zwar schnell."
"J...ja, ich weiß,"
heftig nickend stimmte sie mir zu.
"Dann lass uns nicht noch mehr Zeit verlieren,"
schon fast in Bewegung sagte ich dies an sie gewandt, bevor ich ihre Hand griff und mit ihr loslief.
   Sobald wir das Zimmer verließen hatte ich das Gefühl von allen Seiten her beobachtet zu werden, unwillkürlich wurden meine Schritte noch schneller. Ich folgte meinem Instinkt, welchem ich normalerweise blind vertrauen konnte, doch dieses Mal hatte ich das Gefühl, mich in den Tiefen des Anwesens mit jedem weiteren zurückgelegten Meter nur mehr und mehr zu verlaufen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir endlich eine Treppe, welche in das untere Stockwerk zu führen schien, ohne auch nur nachzudenken sprinteten wir diese nach unten und fanden uns zu unserer eigenen Überraschung im Eingangsbereich des Hauses wieder. Zumindest ließ die immense Größe des Raumes darauf schließen.
"Aber... von oben sah es nicht so aus,"
flüsterte Yui leise, mein Blick richtete sich sofort auf sie. Also hatte ich mir das nicht eingebildet. Von oben führte eine kleine Treppe ins untere Geschoss, hier nun angekommen stellte ich jedoch fest, dass zwei große, geschwungene Treppen nach oben führten. Mir wurde nahezu schlecht, leise murmelte ich mit zu Fäusten geballten Händen,
"man spielt mit uns."
Ernst sah ich Yui an, diese jedoch hatte ihren Blick auf eine andere Stelle gerichtet, stirnrunzelnd folgte ich diesem. Direkt vor uns befand sich das gigantische, verzierte Eingangsportal. Es war zu schön, um wahr zu sein.
"Yui,"
flüsterte ich fast schon Zähne knirschend.
"Wir haben es geschafft,"
mit gläsernen Augen ließ sie meine Hand los und stürzte auf die Tür zu.
"Nein! Yui!"
rief ich ihr nach, überlegte keine Sekunde und hetzte ihr nach durch die nun geöffnete Pforte.

Grelles Licht empfing mich, ließ mich für einen Augenblick wie gelähmt fühlen. Dann war es schlagartig dunkel, bevor ich endlich wieder etwas sehen konnte. Wir befanden uns in einem saalähnlichen Esszimmer, welches mit Kronleuchtern und antiken Raritäten geschmückt war. Der lange weiße Tisch vor uns war mit verschiedensten Köstlichkeiten gedeckt, jedoch blieb mein Blick an etwas anderem haften, beziehungsweise jemandem. Uns gegenüber saß ein junger, rothaariger Mann. Er trug eine Augenklappe, weshalb er uns lediglich mit einer golden leuchtenden Iris herausfordernd musterte. Unwillkürlich wollte ich einen Schritt zurückweichen, merkte, dass dies ebenso Yuis Reaktion war, jedoch prallte ich gegen etwas. Ich zuckte zusammen, als sich plötzlich eiskalte Hände auf meine Schultern legten und mir eine tiefe, männliche Stimme ins Ohr flüsterte,
"wie schön, dass ihr unserer Einladung zum Abendessen gefolgt seid."

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I'm baaaaaaack, und jetzt auch schon wieder weg ^^

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Where stories live. Discover now