Kapitel 4 (Ein redendes Shuu)

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„Nein Kanato, ich will weder mit dir noch mit Teddy Verstecken spielen!"
rief ich, nahm sprichwörtlich meine Beine in die Hand und raste wie der Wind in mein Zimmer. Dort angekommen schlug ich die schwere Holztür hinter mir mit voller Wucht zu und ließ mich völlig außer Atem gegen diese sinken.
„Schön, dass du dir auch mal wieder Zeit für meine Wenigkeit nimmst, Chichinashi,"
ließ mich eine viel zu nahe, überhebliche Stimme zusammenfahren. Genau vor mir stand Ayato, unordentlich wie immer, und blickte abschätzend auf mich herab.
„Na super, vom Regen in die Traufe,"
kommentierte ich seine Anwesenheit bitter, richtete mich wieder auf, stellte mich entschlossen ihm gegenüber, stemmte meine Hände in die Hüften und fuhr ihn an
„weißt du eigentlich, wie sehr mich dein Benehmen mir gegenüber ankotzt? Und hör auf dich so aufzuspielen, als wärst du der Obermacker von Welt! Wer nicht einmal seinen Bruder dazu bewegen kann, sich einigermaßen normal zu verhalten geschweige denn sich zu beherrschen, bekommt von mir keinen Funken Respekt du ungepflegter Einfaltspinsel!"
Oh ja, das musste mal raus, aber meine Worte bereute ich jetzt schon, denn die Augen des Rothaarigen verengten sich zu bedrohlichen Schlitzen und er entgegnete angsteinflößend ruhig
„was glaubst du eigentlich wer du bist, so mit mir zu reden. Um eines klarzustellen: Du bist die Beute und meine Wenigkeit der Jäger."
Verdammt, ich hatte zu sehr mit dem Feuer gespielt. Wie sollte ich jetzt aus dieser misslichen Situation entkommen? Ehe ich mich versah hatte sich auch schon die Zimmertür geöffnet, ich rannte auf den Flur und rief
„Mann Ayato das war doch nur ein Spaß!"
Dabei hoffte ich dringendst, dass mir irgendjemand zur Hilfe kam.

„Shuu! Rette mich!"
rief ich, als ich den Blonden, welcher natürlich auf der Wohnzimmercouch lag und vor sich hin döste, entdeckte. Ayato war zum Glück nicht auf die Idee gekommen mir den Weg abzuschneiden, indem er sich teleportierte, und dafür war ich ihm wirklich dankbar. Der älteste der Brüder öffnete eines seiner Augen und setzte schon dazu an, seine typische Parole auszusprechen, als ich wirklich sehr grazil, nicht, auf ihn draufsprang, ihm den Mund zuhielt und sagte
„also, du wirst mich jetzt beißen, damit ein gewisser Egozentriker endlich mal aufhört, mich wie seine Blutkonserve zu behandeln, okay?"
Ausdruckslos sah mich der Blonde durch seine tiefblauen Augen an, nahm meine Hand von seinem Mund und sagte
„warum sollte ich das tun?"
„Ach komm schon, du hast dann einen gut bei mir und außerdem darfst du Blut trinken, du kannst nur gewinnen,"
versuchte ich ihm meinen intelligenten Plan schmackhaft zu machen. So langsam machte sich in mir der Gedanke breit, dass dieses Vorhaben eventuell äußerst dämlich war.
„Du bist mit Sicherheit nur hergekommen, um deine perversen Fantasien auszuleben,"
erhob der Vampir plötzlich seine Stimme. Schockiert sah ich ihn an und entgegnete fassungslos
„was! Sitzt bei dir 'ne Schraube locker? Wenn ich perverse Wünsche hätte, würde ich zu Laito gehen!"
„Urusai,"
zischte der Blauäugige, zog mich zu sich hinunter, leckte über meinen Hals und versank in diesen keine Sekunde zu früh seine Fänge, denn genau in diesem Moment stürmte Ayato in den Raum.
„Was fällt dir ein, meine Beute auszusaugen!"
fuhr der Rothaarige den älteren Vampir an. Dieser ließ seelenruhig von mir ab, drehte seinen Kopf gefährlich langsam zu seinem Bruder und sagte
„urusai, du bist zu laut."
„Ihr Hals ist nur für meine Wenigkeit reserviert!"
muckte sich der Grünäugige weiter auf. Shuu jedoch wirkte von Sekunde zu Sekunde genervter, richtete sich bedrohlich wie auch gemächlich auf, blickte sein Gegenüber kalt an und erwiderte
„wenn ich mich recht entsinne sagte ihr Vater, dass sie für uns alle da sei solange wir sie nicht töten."
„Ich habe zuerst von ihrem Blut gekostet! Also steht es mir alleine zu," argumentierte Ayato aggressiv. Okay... jetzt wurde es mir hier echt zu bescheuert.
„Bei dir hackt's wohl auch, du egoistischer Lümmel! Ich bin definitiv nicht ein beliebiges Objekt, an das man Besitzansprüche stellen kann,"
mischte ich mich in das „Gespräch" der Brüder ein. Der Jüngere richtete seine Aufmerksamkeit auf mich und entgegnete
„du gehörst nur mir, verstanden?"
„Laber kein Bullshit. Lieber würde ich 24/7 Laito an meiner Seite haben, als dich ständig an meinem Hals zu erwischen,"
antwortete ich unbeeindruckt, verschränkte energisch meine Arme vor der Brust und zog meine Augenbrauen in die Höhe, um diese Aussage erneut zu unterstreichen.
„Außerdem hast du schon die kleine Bitch-chan für dich reserviert, lass uns doch auch unseren Spaß,"
ertönte plötzlich Laitos unverkennbare Stimme vom anderen Eingang in den Raum.
„Tch,"
war die letzte Antwort des rothaarigen Egomanen, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte und anscheinend sehr wütend das Zimmer verließ.
„Danke Shuu,"
sagte ich nach einer Weile zu dem Blonden, der sich inzwischen wieder hingelegt hatte und mich nun ausdruckslos ansah.
„Ich habe das nicht für dich getan,"
antwortete er nur und ließ seinen Blick von mir abschweifen.
„Natürlich nicht, warum denn auch sonst,"
meinte ich, stand auf und wollte schon gehen, jedoch hielt mich der Vampir noch ein paar Augenblicke zurück als er wie aus dem nichts sagte
„Kaida, tu dir selber einen Gefallen und halte dich am besten von mir fern."
Stirnrunzelnd gaffte ich den jungen Mann an, bevor ich in Gedanken versunken leicht meinen Kopf schüttelte und den Raum verließ. Wie sollte ich bitte von einem Typen fern bleiben, der mein Blut köstlich fand? Auf welcher Logik beruhte denn diese Aussage? Und noch einmal ernsthaft: Von diesen sechs blutlüsternen Vampiren war mir die bewegungsfaule Schlaftablette noch immer am liebsten. Sekunde mal... warum zum Teufel verschwendete ich überhaupt meine wertvollen Hirnzellen mit solch einfältigen Gedanken? Immerhin könnte ich mich auch über Reiji oder Kanato aufregen, oder still und heimlich über Ayato ablästern. Wo war eigentlich Laito? Nach seinem spontanen Auftritt im Wohnzimmer war er wieder von der Bildfläche verschwunden... nicht dass mich das nervös machen würde... nein, nein... in mir verursachte das nur ein leichtes, ganz, ganz leichtes Unbehagen in der Magengegend. Und noch einmal wollte ich heute nicht gebissen werden, denn Shuu war zwar ungeheuerlich faul, aber wenn er mal Blut witterte mutierte selbst er zu einem vampirähnlichen Staubsauger. Oh welche passenden Vergleiche mein Gehirn heute wieder auf Lager hatte.

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Where stories live. Discover now