Kapitel 54 (Alte Streitereien)

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"Du musst wirklich lebensmüde sein, mein Täubchen,"
Carla hatte sich - mir entschieden den Weg abschneidend - entspannt an einen mächtigen Baumstamm gelehnt, den schwarzen Schal über die Nase gezogen und musterte mich mit seinen stechend goldenen Augen,
"du bist gerade einmal wenige Tage in Freiheit und begibst dich schon wieder alleine in den Wald, der vor allem zu dieser Zeit voller Gefahren ist."
"Ehrlich gesagt war ich mir ziemlich sicher, dir zu begegnen,"
beiläufig strich ich mir die Haare hinters Ohr,
"wie geht es Yui?"
"Sie lebt,"
der großgewachsene Mann machte nun einige Schritte auf mich zu, blieb direkt vor mir stehen und blickte mich von oben herab an,
"seit wann interessierst du dich für das Leben dieser Sterblichen?"
Ein wenig unbeholfen zuckte ich mit den Schultern, bevor ich antwortete
"nun ja, für eine gewisse Zeit hatten sie und ich ja dasselbe Schicksal geteilt, nur dass es mir gegenüber wohl ein wenig gnädiger gestimmt war. Jedoch frage ich mich eher, was du gerade jetzt von mir wollen könntest."
Unter dem Schal konnte man fast schon ein leicht süffisantes Grinsen vermuten, zumindest legte der Dämon dazu passend leicht den Kopf schief.
"Ich sehe, jemand hat sein Selbstbewusstsein wiedergefunden. Es wäre auch langweilig gewesen, mich weiterhin mit dem ängstlichen kleinen Täubchen, als das ich dich kennenlernen durfte, befassen zu müssen. Ich wollte mich lediglich über deine Fortschritte erkundigen."
"Ganz schön fies,"
bemerkte ich leise und verschränkte die Arme vorm Brustkorb,
"Reiji hat mir eine Ampulle voll Blut abgenommen, gerade müsste er noch immer beim Forschen sein. Doch wäre es bestimmt hilfreich, wenn wir, beziehungsweise ich, in Erfahrung bringen könnten, wonach genau gesucht werden soll."
Nun lag es an mir ein wenig mehr auf mein Gegenüber zuzugehen, wir standen nun direkt voreinander, uns tief in die Augen blickend. Lange herrschte ein tiefes Schweigen zwischen uns, wirkte sich auf die Umgebung um uns herum aus. Es schien fast so, als würde der gesamte Wald den Atem anhalten. Dann leuchtete plötzlich Carlas goldene Iris auf und jagte mir vor Überraschen einen kalten Schauer den Rücken hinab. Der Weißhaarige selbst blieb still, jedoch hallte seine tiefe Stimme in meinem Kopf wider und kurz bevor sich der junge Mann vor mir in Luft auflöste erkannte ich endlich, was er mir lautlos zuflüsterte,
"Endzeit...".

"Und wo hast du dich jetzt schon wieder herumgetrieben?"
der Weißhaarige sah mich genervt an, wartete mit seinen Worten nicht einmal, bis ich die Tür hinter mir geschlossen hatte.
"Ich war lediglich kurz bei den Mukamis zu Besuch, damit Yuma sich nicht auch noch weiter Sorgen machen muss,"
erwiderte ich für meine Verhältnisse überraschend ruhig und band mir währenddessen entspannt die Haare zurück,
"hat dir Shuu etwa aufgetragen mich zu beschatten, damit ich nicht wieder versehentlich abhanden komme?"
"Nicht wirklich, Bitch-chan. Aber wir hatten gehofft, dass du wenigstens noch den Anstand besitzt, bei uns vorbei zu schauen, bevor du uns einfach so verlässt,"
Laito war nun neben mir aufgetaucht, legte seine kalte, feingliedrige Hand auf meinen Oberarm und blickte mich von der Seite her fast schon unangenehm durch die leuchtend grünen Augen an.
"Sehr liebenswert,"
reflexartig schaudernd löste ich mich aus der ungewollten Berührung des perversen Charmeurs, dabei mit Mühe eine genervte Mimik unterdrückend,
"aber meine Prioritäten lagen leider bei anderen Blutsaugern."
"Wie überaus unfreundlich,"
der Hutträger stand nun mit einem Mal hinter mir und legte, wie selbstverständlich, sein Kinn auf meiner Schulter ab und umgriff nun beide Arme mit seinen eisigen Fingern,
"dabei habe zumindest ich dich mindestens genauso sehr vermisst wie Shuu-san."
"Das ist wirklich sehr schmeichelhaft zu hören, Laito. Jedoch war ich eigentlich der Ansicht, wir hätten das Verhältnis zwischen uns schon längst geklärt, also Pfoten weg."
"Aber, aber Bitch-chan. Wo würde denn der Spaß und das Vergnügen bleiben, wenn ich dich einfach so meinem Bruder überlasse,"
die säuselnde Stimme des Rothaarigen begann unangenehm in meinen Ohren zu klingeln. Nun langsam doch genervt schüttelte ich entschieden seine Hände ab und drehte mich zu ihm um,
"waren wir etwa nicht an dem Punkt, dass du meintest du würdest dich davor hüten, Shuus "Besitz" anzurühren? Und jetzt sieh uns an, ist heutzutage wohl nicht einmal dein Wort noch etwas Wert, du Perverser?"
Die Mimik des Hutträgers veränderte sich, wurde von einem Moment zum anderen unnahbar, herablassend und so blickten mir nun von oben herab funkelnd kühle grüne Augen entgegen und ebenso passte sich seine sonst quirlige Stimme an,
"oh, du willst unser Spielchen also so fortsetzen, kleine Bitch?"
"Verdammt, es reicht!"
Subaru, welcher bis jetzt die Szenerie stumm verfolgt hatte, schaltete sich nun endlich wieder in das Geschehen ein. Mit zusammengepressten Lippen und einem ernsten Gesichtsausdruck baute sich der jüngste der Brüder bestimmt zwischen uns auf, dabei einen gewissen Abstand erzeugend.
"Ihr beide regt mich so unfassbar auf,"
der Weißhaarige begann sein Einschreiten verbal weiter zu führen,
"du bist lange genug hier und solltest mittlerweile mal begriffen haben, dass man diesen Perversen nicht provozieren sollte, Kaida! Und du, Laito, solltest eigentlich schlau genug sein, um dich nicht auf so eine Art und Weise mit Shuu-san anzulegen, zumal du gewiss den Kürzeren ziehen würdest!"
"Tch,"
der Hutträger verdrehte gelangweilt die Augen,
"du siehst alles viel zu ernst Subaru-kun, deshalb hast du auch nie Spaß im Leben."
Dann teleportierte er sich einfach aus dem Saal und ließ eine erstaunlich bedrückende Atmosphäre zurück.
"Was ein Arsch...,"
erhob ich nach einer Weile das Wort, mir mit geschlossenen Augen die Schläfen massierend,
"und danke für die Hilfe Subaru, ich weiß das zu schätzen."
"Du wärst mir keinen Dank schuldig, wenn du endlich mal in der Lage wärst, dich auch nur ein klein wenig zu zügeln,"
erwiderte der Weißhaarige noch immer leicht aufgebracht und schenkte mir einen ernsten Blick.
"Ich weiß... und ich werd daran arbeiten."
"Dann tu das auch wirklich, nicht dass dich irgendwann doch noch dein Glück verlassen sollte,"
vielsagend durchbohrte mich mein Gegenüber nahezu mit seinen roten Augen,
"du weißt, Shuu-san würde so einen Verlust nicht noch ein Mal verkraften."
"Jaha, das ist mir durchaus bewusst,"
stur erwiderte ich den Staringcontest des Vampirs, von diesem Tsundere ließ ich mich sicherlich nicht einschüchtern.
"Schön,"
war alles was mein Gegenüber noch dazu zu sagen hatte.
"Ja, schön,"
entgegnete ich im selben Tonfall mit einem Hauch von Trotz.
"Musst du eigentlich immer das letzte Wort haben?"
"Das hast du ganz richtig erfasst. Und jetzt hab ich weitaus wichtigeres zu tun als mich auch noch mit dir zu streiten,"
ihm in kindlicher Manier die Zunge rausstreckend machte ich auf dem Absatz kehrt und marschierte entschlossen die Treppe hinauf in den ersten Stock.

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Ich hoffe keiner von euch ist durch die wütenden Stürme versehentlich abhanden gekommen, mich für meinen Teil hätte es letzten Donnerstag nach der Arbeit fast erwischt - meine Ausfallschritte waren mit Sicherheit Comedygold.
Btw mach ich fix schamlose Eigenwerbung und verweise auf meine One Piece Story "Bara Bara no Mi" welche nach jahrelanger Pause endlich langsam aber sicher weiter geht ^^
Habt einen schönen Sonntag und lasst es euch gut gehen :)
Tschüsseldorf!

MaLady

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Where stories live. Discover now