Kapitel 32 (Rede doch mit mir)

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Die Fahrt zurück zum Anwesen der Sakamaki Brüder verlief sehr schweigsam. Ich hatte meine Kopfhörer demonstrativ in die Ohren gesteckt und eine zufällige Musikplaylist auf volle Lautstärke gestellt. Ein unmissverständliches Zeichen, dass ich auf keinen Fall gestört werden wollte. Als die Limousine endlich an ihrem Ziel ankam, stieg ich wortlos nach den sechs Geschwistern aus und teleportierte mich in mein Zimmer. Dort ließ ich mich geschafft auf das gigantische Bett fallen, ignorierte den starken Schwindelanfall, welcher mich mit einem Mal überkam, und stierte Löcher in die Luft. Eigentlich sollte ich ja mit Shuu reden, um das alles zu klären... aber ehrlich gesagt hatte ich darauf momentan so viel Lust wie Reiji bei seinen Experimenten zu unterstützen. Ich war einfach nur fertig, müde und... traurig. Seufzend drehte ich mich zur Seite und... sah in tiefblaue Augen, welche mich gefühlsmonoton anstarrten. Warum hatte ich nicht bemerkt, wie er sich hier her teleportiert und sich zu mir gelegt hatte? Schweigend erwiderte ich einfach den Blick des Blonden, bis dieser seine Lider schloss und mich, ohne einen Ton von sich zu geben, in seine Arme und somit nah an sich zog. Reijis Worte hallten erneut durch meinen Kopf, Er ist ein sadistischer, egoistischer Vampir... anscheinend bist du für deinen geliebten Shuu doch nicht mehr als nur ein kleines Spielzeug zum Zeitvertreib'. Was war, wenn die Worte dieser Brillenschlange doch wahr waren? Aber was machte dann Shuu hier bei mir, bei jemanden, der für ihn nicht mehr als nur ein Spielzeug war? Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr kam das Schwindelgefühl zurück und mit diesem auch leichte Kopfschmerzen. Anscheinend tat mir Denken nicht wirklich gut...
   Plötzlich wurden mir meine Stöpsel aus den Ohren gezogen und eine ruhige Stimme sprach leise
„Kaida... was ist los?"
Mir gefror kurz das Blut in den Adern, bevor ich zu dem Blonden aufsah, ohne, dass ein Wort meine Lippen verließ. Eisblau traf auf ozeanblau. So lagen wir eine gefühlte Ewigkeit schweigend da, ich in seinen Armen, uns gegenseitig ansehend, bis er die Stille leise unterbrach,
„warum redest du nicht mit mir?"
Ja, warum eigentlich? Hatte ich mittlerweile etwa das Sprechen verlernt? Wie lächerlich wäre das denn bitte. Aber weshalb hatte es mir dann die Sprache verschlagen? War ich von meinen Gedanken so erschöpft, dass ich nun schon ein sanftes Flüstern als zu aufwendig erachtete? Oder wollte ich einfach jetzt gerade nicht mehr reden? Letzteres schien mir wohl die beste Erklärung für mein untypisches Verhalten zu sein. Auch, wenn das Risiko bestand, dass ich Shuu mit diesem Verhalten eventuell verletzen könnte, mir war momentan nun mal nicht nach einem Gespräch zumute. Deshalb legte ich simpelerweise einfach meinen Kopf an seinen Brustkorb und schloss die Augen. Hoffentlich würde mir der Schlaf gut tun, um endlich klare Gedanken fassen zu können.

Als ich wieder aufwachte, war ich alleine. Zurück gelassen in meinem viel zu großen Bett. Mit einem Mal packte mich eine unbeschreibliche Sehnsucht, das Verlangen genau jetzt in seinen Armen liegend diese vertraute Zweisamkeit zu spüren, welche ich die letzten Tage immer wieder wahrgenommen hatte. Langsam machte sich eine bittere Erkenntnis in meinem Inneren breit. Egal, ob ich für Shuu nur ein Spielzeug war und er mir absichtlich Lügen auftischte, ich könnte ihn dafür niemals hassen. Dafür steckte ich viel zu weit drinnen... in diesem ausweglosen Abgrund, den man auch Liebe nannte. Entschlossen schlug ich meine Bettdecke zur Seite, stand auf, zog mich um und verließ den Raum. Ich musste das endlich klären, alles. Ich wollte verdammt nochmal Antworten und ich würde mich ganz sicherlich nicht mit irgendwelchen Ausreden abspeisen lassen.
   Leise aber dennoch bestimmt klopfte ich an der Zimmertür des blonden Vampirs und wartete ein wenig nervös auf eine Reaktion seinerseits. Als ich jedoch keine erhielt, öffnete ich einfach die hölzerne Barrikade, stieg die wenigen Stufen der kleinen Treppe, welche sich in diesem Raum befand, hinab und stellte fest, dass meine Zielperson nicht einmal hier war. Seufzend ließ ich mich auf der Kante seines Bettes nieder und stierte auf meine, ineinander verschränkten, Hände. Plötzlich öffnete sich die Tür und der großgewachsene, junge Mann trat in mein Sichtfeld. Für wenige Sekunden blieb er wie angewurzelt stehen und blickte mich einfach nur an, bevor er sich erneut in Bewegung setzte, direkt vor mir Halt machte, in die Hocke ging und seine Hände auf meine legte, während er mich weiterhin durch seine tiefblauen Augen ansah. Ich schenkte ihm zur Antwort nur ein gequältes Lächeln und sagte leise
„wir müssen reden."
„Worüber?"
fragte mich mein Gegenüber mit einem distanzierten Unterton in der tiefen Stimme.
„Weißt du,"
fing ich an, zog meine Hände zurück, stand auf und tigerte durch den Raum,
„es ist wirklich witzig. Da stand ich ganz unbeteiligt auf der Dachterrasse der Schule, als plötzlich Subaru auftaucht und herausfindet, dass meine Umwandlung nicht komplett ist. Also wollte ich mir ein bisschen Blut von irgendeinem Schüler abzapfen, damit das geklärt ist. Aber das witzige daran war...".
Kurz unterbrach ich mich selbst, legte meine Hand auf die Stirn, strich mir einige Strähnen aus dem Gesicht und sah dem Blonden direkt in die Augen,
„das witzige daran war, dass ich anscheinend eine Blockade in mir habe, die mein Vorhaben die gesamte Zeit verhinderte."
„Kaida...,"
fiel mir Shuu ins Wort, erhob sich ebenfalls und wollte einen Schritt auf mich zu machen.
„Nein, lass mich ausreden,"
stellte ich mit fester Stimme klar und fuhr fort,
„ich dachte hey, vielleicht gibt es ja irgendeine logische Erklärung für mein ganzes Problem und da kam mir doch Reiji wie gerufen... und dann durfte ich mir doch tatsächlich anhören, dass mir der Typ, dem ich meinen Vampirismus zu verdanken habe, verboten hat anderen Blut abzuluchsen und dass ich für ihn nichts anderes als ein Spielzeug zum Zeitvertreib wäre... ach ja... das witzigste hätte ich ja fast vergessen. Ich hab nämlich auch erfahren, dass, wenn nicht bald etwas an diesem Zustand geändert wird, ich elendig verrecken werde!".
Bei meiner letzten Aussage waren dann wohl doch endlich die Gefühle mit mir durchgegangen und einzelne Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen.
   Shuu stand nur wie erstarrt vor mir, mich mit seiner monotonen Mimik anblickend. Kein einziges Wort verließ seine Lippen, er wirkte schon fast wie eine Skulptur.
„Na los, sag doch etwas,"
stieß ich mit bebender Stimme hervor,
„sag, dass das alles nicht wahr ist, dass ich mich da nur zu sehr rein steigere. Oder gib einfach alles zu, dass ich nur ein Spielzeug für dich bin, du mich so leiden sehen willst. Oder, hat es dir wohl die Sprache verschlagen?"
Ein bitterer Ausdruck zog sich über mein Gesicht, meine Arme, welche gerade noch wild gestikuliert hatten, hingen schlaff herab und ich versuchte angestrengt gegen weitere Tränen anzukämpfen. Der junge Mann aber sah mich nur weiterhin schweigend an. Für das ungelernte Auge wirkte es so, als würde es ihn nicht die Bohne interessieren, was für eine Szene ich hier gerade veranstaltete, doch wenn man genau hinsah bemerkte man, dass seine sonst so ausdruckslose Iris langsam gläsern wurde. Darauf achtete ich in diesem Moment jedoch nicht wirklich, denn das Einzige was ich wollte, waren Antworten. Frustriert ballte ich meine Hände zu Fäusten und schrie schon fast
„was ist los! Verdammt nochmal rede doch mit mir!"

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Wattpad hat mal wieder Probleme, so dass der letzte Part nochmals veröffentlicht wurde (?) I don't even know... also don't care that much tbh

Danke für das positive Feedback bisher. Schreibt mal ob ihr Lust auf ein Special wie z.b. QnA für die Charaktere habt.

bitz denne

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Where stories live. Discover now