Kapitel 53 (Alte Bekannte)

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Zufrieden schlürfte ich durch einen weißen Papierstrohhalm den leckeren Cranberrysaft, welchen mir mein Freund gerade freundlicher Weise aus dem Kühlschrank geholt hatte, während mir ein etwas ramponiert aussehender, grimmig murmelnder Reiji Blut aus der Vene abnahm.
"Es tut mir fast schon Leid,"
erhob Shuu das Wort, klopfte seinem Bruder, der unter der Berührung zusammen zuckte, auf die Schulter und setzte sich dann zu mir,
"wirklich."
"Mhm,"
gab der Schwarzhaarige lediglich mit einem giftigen Blick von sich und konzentrierte sich dann wieder darauf, mir extra vorsichtig das anscheinend kostbare Blut abzunehmen.
"Das machst du wirklich großartig Reiji, an dir ist ein guter Arzt verloren gegangen,"
grinste ich und trank den letzten Rest meines Saftes aus. Nun richteten sich die kalten roten Augen für einen kurzen Moment auf mich und nach einem leisen
"treib es bloß nicht zu weit..."
hatte sich die Ampulle mit dem dunkelroten Blut gefüllt und mein Arm wurde von der großen silbernen Nadel befreit.
"Bekomm ich jetzt ein cooles Pflaster mit Dinos oder Einhörnern drauf?"
mit großen, unschuldigen Augen blickte ich auf die winzige Einstichstelle an meiner Armbeuge und schließlich in die nicht gerade erfreut wirkende rote Iris des Brillenträgers,
"war doch nur ne Frage, dann halt nicht...".
"Ich würde euch nun freundlich darum bitten, mein Arbeitszimmer zu verlassen,"
der Schwarzhaarige stand auf und legte die gefüllte Ampulle auf seinem Schreibtisch ab,
"zum Forschen brauche ich absolute Ruhe und definitiv nicht ein hyperaktives Nervenbündel mit unnützen Anhang."
"Ich kann dir lediglich anbieten, dass Kaida geht, ich jedoch sehe dir gerne über die Schulter... nicht, dass dir versehentlich ein Missgeschick geschieht,"
vielsagend richtete der älteste der Sakamakis den Blick auf mich, bevor er sich erhob und ich ihm dies gleichtat.
"Na schön, dann gehe ich in der Zwischenzeit eben eure anderen Brüder nerven, oder... mach etwas anderes."

Leicht vor mich hin lächelnd durchquerte ich die langen, weiten Korridore des klassizistischen Herrenhauses und genoss die vertraute Atmosphäre, welche von den dunklen Wänden, hellen Steinböden sowie alten Antiquitäten - ob Gemälde oder Skulpturen - ausgestrahlt wurde. Gerade einmal innerhalb eines Jahres hatte sich das zunächst mächtig wirkende Anwesen der Sakamakis für mich von einer todbringenden Schuld meines Erzeugers zu einer Art neuen Zuhause inklusive einer bunt gemischten Vielzahl an Blutsaugern, welche - manche mehr, manche weniger - zu Freunden wurden, entwickelt und für nichts auf dieser Welt würde ich dies in diesem Moment eintauschen wollen. Beschwingt stieß ich das Portal nach draußen zum Park auf, flatterte dann im Tippelschritt die Treppe hinunter und genoss den widerspenstigen Wind, welcher um meine blassen Wangen wehte. Die Stufen gaben mit jeder Berührung meiner weichen Sohlen ein leise hallendes, wenn auch dumpfes Geräusch von sich, bis schließlich der feine Kies unter meinem Gewicht knirschte, als ich am Fuß des Abganges zu stehen kam. Mit einem friedlichen Seufzen atmete ich tief die frische, feuchte Luft der noch jungen Nacht ein und erfreute mich an den kleinen, hellgrünen Knospen der umliegenden Sträucher und Büsche. Der Frühling war letztendlich doch noch ins Land gekommen und mit ihm konnten Subarus geliebte Rosenbeete bald endlich wieder von Neuem in ihren intensiven, leuchtenden Farben blühen. In einiger Entfernung hörte ich leise den sachten Wellengang des Sees ans Ufer schlagen, viel näher aber war mir das sorglose Plätschern des großen, runden Brunnens. Über die kalten, langen Wintermonate hatte dieser ruhen müssen, nun jedoch konnte er seinem fröhlichen Wasserspiel abermals nachgehen und erfüllte die sonst so stille Parkanlage mit Leben.

"Oh... du lebst ja immer noch,"
mit einem äußerst wenig begeisterten Gesichtsausdruck musterte mich Ruki abschätzend, nachdem er mir die Eingangstür des Anwesens der Mukamis geöffnet hatte.
"Ja, mehr oder weniger eben, so wie man als Vampir halt leben kann, nicht wahr?"
winkte ich ab, schob mich dreist an ihm vorbei und setzte, sein genervtes Seufzen ignorierend, nach,
"wo fände ich denn Yuma?"
Für ein paar Sekunden starrte mich der Blauhaarige lediglich stoisch an, schien wohl mit sich selbst zu ringen ob er nun höflich sein oder seiner Begierde nachgeben und mich ignorieren sollte. Er entschied sich für ersteres und erhob leicht gepresst, wenn nicht sogar zischend, die Stimme,
"er ist im Garten, wo auch sonst."
"Vielen Dank für die Kooperation,"
grinsend hob ich die Hand zum Abschied und machte mich dann auch schon im Sauseschritt quer durch die Villa auf den Weg zum Hinterausgang in der Küche.

Schon von Weitem drang die laute, tiefe Stimme des temperamentvollen Lulatschs durch die Wände bis hin zu mir, er schien wohl gerade jemanden äußerst intensiv belehren zu wollen. Schulterzuckend schlug ich die Tür ins Freie auf und fand mich kurz darauf in Yumas liebevoll angelegten, kleinen Selbstversorgergarten wieder. Der besagte junge Mann stand abgewandt ein paar Meter vor mir entfernt und beschwerte sich noch immer lautstark bei seinem Gesprächspartner, welchen ich durch das Aufblitzen einer roten Jacke letztendlich unschwer erkennen konnte. Genau dieser Blonde hatte mich nun ebenfalls entdeckt, ignorierte seinen Bruder augenblicklich und tauchte auch schon vor mir auf, mich fest in eine Umarmung ziehend,
"oh mein Gott Kaida! Ich dachte schon du hast deine Entführung vorgetäuscht, dir einen gefälschten Pass besorgt und bist nach Brasilien untergetaucht um ein neues Leben anzufangen!"
"Das klingt...,"
fing ich zögernd an - die Umklammerung des quirligen Vampirs dabei langsam ebenso herzlich erwidernd - überlegte dann kurz und setzte schließlich nach,
"eigentlich klingt es genau nach einem Plan, den ich aushecken könnte, ja."
"Und mich hättest du einfach so zurück gelassen, na vielen Dank auch, Baka,"
Yuma war nun zu uns getreten und sah mich durch die leicht zusammengekniffenen grünbraunen Augen finster an. Ich löste mich, ihm dabei durch die dichten blonden Haare wuschelnd, von Kou und baute mich letztendlich herausfordernd vor dem brünetten Riesen auf,
"du hast ja genauso wenig gefragt, ob du mitkommen darfst."
"Baka,"
wiederholte mein Gegenüber mit Nachdruck - stopfte mir einen Würfel voll Zucker in den Mund, damit ich auch ja nicht antworten konnte - und fuhr fort,
"dein Neet und ich haben dich tagelang gesucht, und jetzt tauchst du hier einfach so, unversehrt, wieder auf?"
Konzentriert schluckte ich die süße, mittlerweile auch klebrige Masse in meinem Mund runter und entgegnete etwas pampig,
"das weiß ich doch. Yui und ich haben uns ja nicht freiwillig entführen lassen, weißt du? Krieg ich trotzdem 'ne Umarmung?"
Mit meinem niedlichsten Welpenblick sah ich zu dem Vampir auf und streckte dabei einladend breit die Arme aus. Der Angesprochene gab ein genervtes Brummen von sich, steckte sich selbst ein Stück Zucker in den Mund und drückte mich letztendlich dann doch noch fest an sich,
"wehe du lässt dich nochmal einfach so entführen, wir waren krank vor Sorge."
"Aber sowas von,"
gab Kou, welcher das Geschehen gespannt verfolgt hatte, von sich und schloss sich der Umarmung nur allzu gerne mit an.

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Lieben wir es nicht alle, wenn es süßen, wholesome Content gibt? Es wäre doch eine Schande, wenn etwas Schlimmes passieren würde, nicht wahr? 🙂

Außerdem sitze ich an diesem wunderschönen Sonntagnachmittag gemütlich an meinem Fensterbrett, bereite die letzten Kapitel einer anderen Fanfiction vor und mache mir bereits Notizen für kommende Projekte ^^
San Frantschüssco!

MaLady

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Where stories live. Discover now