Kapitel 51 (Der Pakt)

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Nein ich hab nicht fast vergessen das Update heute zu posten, also freut euch auf ein pünktlich neues Kapitel

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Als ich aufwachte war ich alleine. Mein Hals schmerzte nicht, ebenso wenig pochte der Kiefer. Fast hatte ich schon das Gefühl, das alles nur geträumt zu haben, bis ich aufstand, zur Kommode lief und vorsichtig in den Spiegel blickte. Noch leicht gerötete Striemen und winzige Hämatome zierten die Stellen meines Körpers, welche Shins Wut zum Opfer gefallen waren. Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen und ließ einen leisen Ruf der Empörung, aber auch Enttäuschung von mir hören. Empört, dass ich mich einfach so hatte überwältigen lassen. Enttäuscht, da meine Gefühle und Wahrnehmungen am Ende nicht mehr als Carlas leere Hüllen der Illusion gewesen waren. Und ich war auch noch wie ein dummes Mädchen darauf hereingefallen und hatte mich an ihn geschmiegt, wie erniedrigend. Außerdem - ich ließ meine Hände wieder sinken und sah meinem Spiegelbild in die niedergeschlagen wirkenden Augen - hatte der weißhaarige Schalträger jetzt etwas gut bei mir. Ob diese Aktion nun geplant war oder nicht und ich die Tatsache nicht unbedingt wahrhaben wollte, ich verdankte ihm mein Leben.

Ich blickte nach draußen. Wieder war es Abend geworden. Anscheinend war ich wohl mindestens einen Tag von diesem kleinen Zwischenfall ausgenockt gewesen, aber wenigstens wusste ich jetzt, dass ich Shin niemals mehr provozieren sollte. Er war wirklich um einiges stärker als er aussah... und wohl auch ein bisschen narzisstischer veranlagt. Etwas unschlüssig ging ich zur Tür und öffnete diese nach einem kurzen Zögern letztendlich leise. Im Gang herrschte eine erdrückende Stille. Das einzige hörbare Geräusch wurde von meinen Schritten und dem damit verbundenen leisen Knarzen der alten Holzdielen verursacht. Wo genau es mich hinzog, wusste ich nicht, nur wollte ich dabei auf keinem Fall dem rothaarigen Neurotiker in die Quere kommen. Carla würde mich bestimmt kein zweites Mal retten, das war wohl klar. Von Neuem fielen mir die unzähligen Gemälde auf, welche nahezu jeden Zentimeter der Wände säumten, und noch immer behielten sie einen gewissen gruseligen Charme bei. Eventuell blieb ich vor dem Porträt des weißhaarigen Tsukinamis stehen und betrachtete dieses mit einer leichten Neugierde. Vielleicht lag es daran, dass die Aufnahme mit Sicherheit mehrere hundert Jahre alt war, dennoch wirkte der dort abgebildete Dämon allein durch sein äußeres Auftreten seltsamer Weise anders als der jung aussehende Mann, welchen ich in letzter Zeit fast täglich gesehen hatte. Nachdenklich legte ich den Kopf leicht schief. Der Carla hier machte auf mich einen nahezu lebensfrohen, unbekümmerten Eindruck. Er wirkte auf eine energetische Art seltsam lebendig, lebendiger als sein echtes Abbild. Unwillkürlich dachte ich an den ungewollten Ausdruck der Augen des Dämons zurück und langsam streckte ich - einem innerlichen Impuls nachgebend - meine Hand nach dem Gemälde aus. Vorsichtig fuhr ich über die alte, leicht angestaubte Ölfarbe,
"was musste dir widerfahren, um dich so... zu zeichnen."
Eine eisige Hand legte sich ungewohnt leicht auf meine Schulter, ließ mich innehalten und schließlich meinen Arm hinabsenken. Ohne die Person anzusehen, wusste ich wer nun schräg hinter mir stand und so blickte ich mit einem seltsam sanfteren Blick als sonst in die goldenen Augen des jungen Mannes. Dieser erwiderte dies unerwarteter Weise und ließ mich für einen kurzen Moment erneut versuchen den Ausdruck seiner Iris zu deuten. Und mit einem Mal verstand ich.
"Ich bin dir nützlich, indem ich von deinem Blut trinke, nicht wahr? Dir ging es nie in erster Linie darum, Shuu mit mir als Geisel zu quälen,"
erhob ich leise das Wort. Kaum merklich nickte der Weißhaarige und antwortete ebenso besonnen,
"ich scheine dich unterschätzt zu haben, mein Täubchen. Auch wenn eine leichtsinnige Naivität deine Persönlichkeit bestimmt, eine natürliche Intelligenz lässt diese doch verblassen."
Dann stellte er sich mir gegenüber und hielt mir die Hand hin,
"ich mache dir ein Angebot."
"Egal um was es sich handelt, ich nehme es an, solange du und dein Bruder die Sakamakis und Mukamis in Ruhe lasst. Sie haben nichts mit den Verbrechen zu tun, die Karl Heinz begangen hat. Eher noch hassen sie ihn genauso sehr wie ihr es tut,"
ehrlich sah ich zu meinem Gesprächspartner auf, wollte ihm vermitteln, dass er von mir keine Lügen zu erwarten hatte. Wahrscheinlich war er sowieso mit Leichtigkeit in der Lage, eventuelle Unwahrheiten einfach aufzudecken und dementsprechend zu handeln. Für einen Moment schien der Dämon zu überlegen, bevor er schließlich leise seufzte und einwilligend nickte,
"meinetwegen. Ich benötige sowieso Reiji und sein alchemistisches Wissen, um mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Mit deiner Hilfe, beziehungsweise durch dich auch die des ersten Thronfolgers, sollte das kein Problem sein."
Danach besiegelten wir den Pakt mit einem Handschlag.
"Nun, ich hoffe du hast einen leeren Magen. Denn bevor du gehst möchte ich, dass du nochmals von meinem Blut trinkst, mein Täubchen,"
Carla hob nun seinen Arm an meine Lippen und mit einem murmelnden,
"natürlich hab ich Hunger, was für eine Frage,"
biss ich in die blasse Haut.

Mir kam es nun unwirklich vor, als ich den Stamm der großen, alten Eiche, welchen ich vor wenigen Tagen nachts durch Carlas unfaires Illusionsspiel bestimmt drei Mal passiert hatte, hinter mir ließ und wie auf magische Weise mit einer kindlichen Leichtigkeit meinen Weg durch den dichten Wald zu finden schien. Zwar war es nun auch bereits tiefste Nacht, jedoch fühlte ich mich seltsam geborgen und sicher, als würde jemand darauf achten, dass mir auch ja nichts passierte und ich zurück zu den Sakamakis fand. Vielleicht hatte es doch seine Vorteile gehabt, sich von Shin verprügeln zu lassen, denn immerhin hatte dies anscheinend Carlas und meine Beziehung auf ein völlig neues Level gebracht. Ich war fast so dreist zu behaupten wir wären nun etwas ähnliches wie Komplizen in einer geheimen Mission, denn bis jetzt wussten nur wir was es nun genau mit dem Blut in meinem Körper auf sich hatte. Reiji und Shuu musste ich später nur noch in das Geheimnis einweihen, aber das sollte bestimmt kein Problem darstellen. Ich konnte es kaum noch erwarten meiner überdimensionalen Schlaftablette von meinem Abenteuer zu erzählen und in den Morgenstunden endlich wieder neben ihm einzuschlafen. Das hatte ich wirklich vermisst.

Mittlerweile hatte ich den weitläufigen See des Anwesens erreicht, ließ für einen kurzen Moment den Blick über das im Mondschein glitzernde Wasser schweifen und atmete die frische frühlingshafte Nachtluft ein. Im Herrenhaus vor mir brannten in einigen Zimmern die Lichter. Die Sakamakis mussten vor wenigen Augenblicken wohl aus der Abendschule zurückgekehrt sein und bereiteten nun bestimmt das mitternächtliche Essen vor. Ein freudiges Lächeln schlich sich auf meine Lippen und bewegte mich dazu, mich wieder in Bewegung zu setzen - dieses Mal mit noch schnelleren Schritten. Ehe ich mich versah hatte ich es in die noch immer perfekt gepflegte Parkanlage des Anwesens geschafft. Enthusiastisch passierte ich den leise vor sich hin plätschernden Springbrunnen und erklomm wenig später die ausgetretenen Steinstufen zum Hintereingang. Nochmals atmete ich tief durch, bevor ich entschlossen das Portal aufstieß und in einer beachtlichen Lautstärke rief,
"Bitches! Ratet mal wer endlich back in da Hood ist!"

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Where stories live. Discover now