Kapitel 40 (Unbehagen)

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"Manchmal,"
fing ich an, streckte mich und sah mein Gegenüber dabei prüfend an,
"manchmal frage ich mich, worin in der ganzen Sache eigentlich der Sinn liegt."
"Nun,"
erwiderte der Brünette, band sich seinen Dutt neu und sah gen Himmel,
"zum einen wird dein Lehrer dich damit bestimmt triezen wollen, zum anderen aber brauchst du wohl einfach noch eine Note."
"Aber Yuma, das ist doch völliger Blödsinn. Ich bin mit sehr großer Sicherheit die Einzige, die überhaupt mehr als nur körperlich in seinem Unterricht anwesend ist."
"Na dann wird er bestimmt wollen, dass du in den anderen auch ein gewisses Interesse am Fach weckst,"
zuckte der Großgewachsene die Achseln und biss von seinem Apfel ab. Augenrollend setzte ich mich auf, stibitzte mir ebenfalls eine der selbst angebauten Leckereien und entgegnete
"bei diesen unterbelichteten Primaten Interesse für Geschichte wecken, das muss einem Wunder gleichkommen."
"Nun übertreib mal nicht, Kaida. Und wer hat dir eigentlich erlaubt einen meiner mühselig gezüchteten Äpfel zu nehmen?"
tadelnd beäugte mich der schlaksige Vampir und schüttelte anscheinend sehr enttäuscht den Kopf.
"Jetzt mach mal halblang, ich hab mir doch nur einen einzigen besonders kleinen genommen. Daran wird schon niemand sterben,"
antwortete ich wenig beeindruckt und biss nun von der roten Köstlichkeit ab,
"einfach himmlisch."

Am Abend machte ich mich wieder zurück auf den Weg zum Anwesen der Sakamakis, da Yuma anscheinend keinen Nerv mehr für mein Äpfel klauendes Verhalten hatte und mich irgendwann freundlich gebeten hatte zu gehen. Dabei hätte ich so gerne noch ein paar der roten Früchte stibitzt, schade. Nun konnte ich aber auch nichts mehr daran ändern und nach einem kurzen Fußmarsch durch den Wald – auf Teleportation konnte ich nämlich an diesem Tag gut und gerne verzichten – erreichte ich die weitläufigen Ländereien der sechs Vampirbrüder. Wie üblich lag eine erdrückende Stille über dem alten Herrenhaus und nur vereinzelt konnte man erahnen, dass in manchen Zimmern schon das ein oder andere Licht schimmerte. Unwillkürlich musste ich doch etwas lächeln, mittlerweile fühlte ich mich bei diesen Chaoten doch heimisch, wenn nicht sogar wirklich gemocht. Ein wenig leichtfüßiger lief ich nun am See entlang, den Blick weiterhin ein wenig erfreut auf mein Ziel gerichtet bis mich ein Knacken zu meiner linken zum Stehenbleiben bewegte. Irritiert haftete sich mein Blick auf das kleine Waldstück, aus welchem ich das Geräusch vermutete, erkennen konnte ich jedoch nichts. Dafür fühlte ich mich mit einem Mal aber auf eine leicht unheimliche Art und Weise beobachtet. Als würde jemand nur darauf warten, dass ich mich umdrehe, um mich dann hinterrücks zu überwältigen, dachte ich unwillkürlich und schluckte schwer. Ich wollte mir auf keinem Fall meine plötzliche, leichte Angst anmerken lassen, weshalb ich tief durchatmete und dann meinen Weg fortsetzte. Zu meinem Glück schaffte ich es unversehrt in das Anwesen hinein, ein mulmiges Gefühl blieb trotzdem.

"Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt behaupten du bist auf mein köstliches Blut aus und verfolgst mich deshalb andauernd. Da ich mittlerweile aber genauso untot bin wie du pervers, muss es einen anderen Grund geben. Also,"
ich drehte mich um und musterte den Rothaarigen, welcher mit einem reichlichen Abstand hinter der nächstgelegenen Abbiegung des Schulflures verharrte und anscheinend nicht auffallen wollte,
"sprich, mein adretter Hutträger."
Seufzend kam der Angesprochene aus seinem Versteck, zuckte mit den Schultern und blieb letztendlich vor mir stehen,
"vielleicht wollte ich mal sehen, wie du dich immer bei deinen Beschattungsaktionen fühlst."
"Das halte ich für eine billige Ausrede mein Lieber,"
entgegnete ich und stemmte die Hände in die Hüften,
"also spuck's schon aus."
"Na schön, eventuell macht sich Shuu leichte Sorgen, dass dir etwas passieren könnte und da er seine zwanzig Stunden Schlaf am Tag braucht, hat er mich damit beauftragt auf dich aufzupassen,"
gab der Vampir zu und rückte seinen Hut zurecht. Wenig überzeugt zog ich meine Augenbraue hoch,
"das, mein Lieber, klingt nach einer der dümmsten Ideen, und Lügen, die mir jemals aufgetischt worden sind. Warum sollte mein werter faultierhafter Freund gerade dich mit sowas beauftragen. Immerhin bist du die wohl zwielichtigste Person, die man sich nur vorstellen kann."
"Ich tu jetzt mal so, als hätte mich das nicht verletzt, Fiesling,"
mein Gegenüber griff sich theatralisch an die Stelle im Brustkorb, wo er wohl sein nichtschlagendes Herz vermutete und tat so, als würde ihm ebendieses sehr stark schmerzen.
"Mal davon abgesehen, dass du in Sachen menschlicher Anatomie keine Ahnung hast – das Herz ist auf der linken Seite und auch etwas weiter oben – wird mir das hier jetzt doch zu seltsam... ok Tschüss,"
sagte ich im Umdrehen und machte mich dann blitzschnell aus dem Staub. Dies jedoch gelang mir wenig grazil, da ich beim Abbiegen in den nächsten Gang wenig glamourös in etwas, oder besser gesagte jemanden, hineinlief. Mich unbeholfen entschuldigend aufrichtend blickte ich in die kühlen seltsamer Weise irgendwie goldfarbenen Augen eines großgewachsenen weißhaarigen Mannes, dessen Alter ich nicht genau ausmachen konnte. Dafür machte sich aber gleich in mir ein sehr unbehagliches Gefühl breit, als mein Gegenüber mich nur fast schon ausdruckslos anstierte und keinerlei Anstalten machte, etwas zu erwidern. Als würde er direkt in mich hineinsehen können, dachte ich unwillkürlich, räusperte mich verlegen, verabschiedete mich dann peinlich berührt leise und entfernte mich so schnell es mir möglich war von dem anscheinend stummen Langhaarigen. Nachdem ich mir sicher war genug Abstand zwischen ihn und mich gebracht zu haben, blieb ich stehen und atmete mich an eine Wand lehnend tief durch. Hoffentlich würde ich diesem Schalträger nie wieder begegnen müssen.

"Mir ist heute etwas richtig Seltsames im Schulflur passiert,"
fing ich an und legte mich zu Shuu auf sein Bett. Der Angesprochene seufzte leise, öffnete eines seiner Augen und blickte mich abwartend an.
"Sei mal nicht so ungeduldig,"
tadelnd stupste ich ihn an,
"auf jedem Fall, nachdem ich Laito, welcher mich auf seine typisch gruselige Art gestalkt hat, vertrieben hab und sorglos weiter gehen wollte, bin ich in einen richtig seltsamen Typen reingelaufen."
"Inwiefern seltsam?"
anscheinend hatte ich nun die ungeteilte Aufmerksamkeit meines Freundes, denn dieser setzte sich nun auf und nahm sich sogar seine Kopfhörer aus den Ohren, dabei sah er mich zum Fortfahren auffordernd durch seine tiefblauen Augen an. Schulterzuckend kratzte ich mich leicht am Hinterkopf,
"naja, erstens war da die Farbe seiner Augen, sie waren irgendwie golden oder so, richtig seltsam. Aber das irritierendste war sein Verhalten. Ich bin ja mit ihm zusammengestoßen und wollte mich dementsprechend entschuldigen, jedoch hat er mich einfach nur angestiert und nichts gesagt, als würde er mir direkt in die Seele schauen wollen."
"Kaida, du hast keine Seele,"
stellte Shuu trocken fest und legte sich zurück auf sein Kissen. Ein paar Mal ungläubig blinzelnd blickte ich ihn an,
"das ist das Einzige, was du dazu zu sagen hast?"
Das Schweigen der überdimensionalen Schlaftablette war Antwort genug.
"Einfach unglaublich,"
murmelte ich leise vor mich hin, bevor ich mich dann letztendlich zu dem Blonden legte und ein wenig müde meine Augen schloss.

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Nach fünf Monaten ein neuer Part, hurra!

Langsam aber sicher begeben wir uns zum Höhepunkt der Geschichte, also freut euch auf Action, Spannung, Schmerz, Gefühl, dies, das, Ananas.

Ich hoffe ihr seid mir nicht zu böse, dass so lange nichts kam. Aber ihr müsst leider damit leben, dass mein sehr vorbildlich engagiertes Studenten-Ich viel zu viel zu tun hat, um regelmäßig ein Update zustande zu bringen (Animal Crossing spielen und so, versteht sich, ja?)

Ich wünsch euch was

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Where stories live. Discover now