Kapitel 14 (Das ist nicht witzig)

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Manchmal litt ich unter extremen Aggressionsproblemen. Zumindest war das so, als ich noch nicht bei den Sakamakis lebte. Jetzt konnte ich fast täglich einem von diesen sechs inkompetenten Wichtigtuern an die Kehle springen. Woran das lag? Wer zum Teufel küsst einen schon, ignoriert dann die abgeknutschte Person eine komplette Woche lang und lässt sie einfach so von seinen unsozialen Brüdern aussaugen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken! Darüber konnte ich mich richtig aufregen und das lag definitiv nicht daran, dass mich das auch nur in irgendeiner Art und Weise verletzte, weil ich hatte mich in dieses faule blonde Stück auf keinem Fall verliebt oder sonst der Gleichen getan. Ich fand dieses unerwachsene Verhalten lediglich zum Haare ausreißen. Um mich von meinen aggressiven Mordgedanken abzulenken verbrachte ich seit neuestem meine Tage in diesem Haus mit durchgehender, lauter Musik auf den Ohren und tanzte passend zu dieser hin und wieder mal in den Fluren umher, um von a nach b zu gelangen. Dass mir Reiji deswegen schon einige Male gedroht und daraufhin seine Fänge in meiner Haut vergraben hatte, juckte mich eindeutig nicht im Geringsten. Wenn ich mal nicht auf den Gängen herumlungerte, fristete ich mein einfaches Dasein in der Bibliothek oder mit voll aufgedrehter Musikbox in meinem Zimmer und vegetierte lesend, beziehungsweise dösend, irgendwie vor mich hin.
   Irgendwann jedoch wurde mir auch dies zu langweilig und ich klopfte, leider zu meinem Leidwesen, an Reijis Zimmertür.
"Was willst du,"
fragte er mich sehr reserviert, nachdem er mir geöffnet, ich in seinen Raum getreten und mich auf einen der gemütlich aussehenden Sessel gefläzt hatte.
"Würde es dich großartig stören, wenn ich heute mal einen Nachmittag lang weg bin?"
fragte ich untypisch höflich.
"Wer garantiert mir, dass du zurück kommst?"
erwiderte der Schwarzhaarige ruhig und setzte sich mir gegenüber.
"Ich hab sämtliche meiner überaus wichtigen Sachen da, also werde ich wohl kaum abhauen und selbst wenn ich das vor hätte, würdet ihr mich mit euren... sehr fairen... Mitteln in nicht einmal fünfzehn Minuten ausfindig machen und mich wieder zurückbringen,"
entgegnete ich schulterzuckend.
"Zehn Minuten, wenn überhaupt, und wir würden dich umbringen, falls du derartige Dinge vorhaben solltest,"
antwortete mein Gesprächspartner kalt und schob seine silberne Brille zurecht.
"Oder so in der Art,"
meinte ich daraufhin, fuhr mir durch die Haare und fügte hinzu
"ich möchte nur einen Nachmittag oder von mir aus auch Abend durch eine Stadt bummeln, ein paar neue Klamotten kaufen und frische Luft tanken."
"Für letzteres kannst du auch raus in den Garten gehen,"
konterte der Rotäugige monoton.
"Ich denke nicht, dass das in der Nacht besonders lohnenswert ist... oder auch nur annähernd intelligent,"
argumentierte ich und lehnte mich armeverschränkend zurück.
"Meinetwegen,"
erwiderte der Vampir total überraschend und fuhr fort
"dann ist hier für ein paar Stunden wenigstens mal Ruhe."
"Danke Reiji-kun,"
antwortete ich zuckersüß, sprang auf und stolzierte aus dem Zimmer des Möchtegerngentleman.

Enthusiastisch stieg ich aus der schick adretten Limousine, atmete die frische Abendluft ein und wandte mich zu dem Fahrer um, welcher sein Fenster hinuntergekurbelt hatte und, bevor er wieder losfuhr, sagte
"ich hole Sie in drei Stunden hier wieder ab, Miss."
Seltsamer Kauz, dachte ich, blickte dem schwarzen Wagen noch kurz hinterher, drehte mich schließlich um und machte mich gemütlich auf den Weg Richtung Stadt. Der Handschuhträger hatte mir vor meiner Abfahrt noch eingebläut, dass ich noch nicht einmal in meinen finstersten Träumen daran denken sollte, auch nur zu irgendjemanden Kontakt aufzunehmen. An Paraneuer mangelte es diesem Typen definitiv nicht. Aber wie sagte ein altes Zitat von "Nirvana" so schön? Richtig: Just Because You're Paranoid Doesn't Mean They're Not After You. Ach, ich liebte es einfach, meine Lebenssituationen mit Liedtexten zu beschreiben. Als ich endlich so etwas Ähnliches wie eine Fußgängerzone erreicht hatte, gönnte ich mir an einem Eisstand einen Milchshake und hielt danach unter dem Laufen nach einem Laden Ausschau, der Kopfhörer verkaufte. Ich brauchte dringen neue, da meine keinen guten Basssound wiedergaben, das war zumindest meine Meinung. Nachdem ich auch diesen Einkauf erledigt hatte durchstöberte ich noch seelenruhig einige Klamottenstores nach schicken Outfits und fand sogar das ein oder andere Teil, welches natürlich sofort in meinem imaginären Warenkorb landete. Das hieß jetzt nichts anderes, als dass ich mir natürlich die schicken, modischen Sachen kaufte. Man genehmigte sich ja sonst nichts im Leben. Allgemein war dieses Städtchen richtig knuffig. Alte, bräunliche Steinhäuser säumten die gepflasterte Einkaufsstraße, inmitten eines riesigen Platzes vor der Stadtkirche stand ein wunderschöner Brunnen, an dem noch ein paar Menschen saßen, um den spätsommerlichen Abend zu genießen, und sämtliche Cafés waren rappelvoll. Eine äußerst gemütliche Atmosphäre lag über dieser Kleinstadt und ich gab mir Mühe, jeden einzelnen Eindruck gierig in mir aufzusaugen. Wer wusste schon, wann ich zum nächsten Mal frei ausgehen durfte.

Letztendlich waren meine drei Stunden der Freiheit leider viel zu schnell vorbei und viel schneller, als ich eigentlich wollte, saß ich schon wieder in der dunklen Limousine der Sakamakis und fuhr zurück zu dem Anwesen der sechs Vampire. Eine undurchdringlich... ja... nahezu erdrückende Stille lag auf dem Grundstück, als ich aus dem Wagen stieg und langsam in Richtung Eingangsportal schritt. Irgendetwas hier war anders als sonst. Fragte sich nur noch, was genau das sein konnte. Aber ich würde das wahrscheinlich eh noch früh genug herausfinden, dachte ich, als ich in Gedanken versunken die schwere Holztür öffnete und... fast in Yui und einen blauhaarigen Typen hinein lief, der die Blonde gerade aussaugte.
"Was zur...,"
entfuhr es mir und ich sah abwechselnd zwischen den beiden hin und her. Ich war wohl mal wieder im falschen Film. Jetzt ohne Scheiß, auf diese Situation hier gerade kam ich mal sowas von gar nicht klar.
"Ach, hier leben zwei M Neko-chans? Wer von ihnen ist Eve?"
erhob plötzlich ein junger blonder Mann, den ich erst jetzt entdeckte, die Stimme und warf Yui und mir verführerische Blicke zu. Oh nee, das war mit Sicherheit so ein zweiter Laito. Auf das konnte ich gut und gerne verzichten.
"Hä?"
machte ich nur und war mir dabei sicher, dass die tausend Fragezeichen über meinem Kopf sichtbar waren.
"Müssen wir... also... beide mitnehmen?"
sprach ein langhaariger Typ mit etlichen Verbänden um seinen Körper. Okay, jetzt wurde es hier ein wenig sehr seltsam. Haha... das hatte ich ein paar Sekunden zu früh gedacht.
"Oi, Ruki! Was brauchst du so lange!"
rief jemand nicht weit rechts von mir. Halt Stopp, der Klang dieser Stimme kam mir ein wenig zu bekannt vor. Langsam drehte ich mich in die Richtung der Geräuschquelle und erblickte, wie ich es schon vermutet hatte, den langen Lulatsch, in den ich neulich mit meinem Automatenkaffee gerannt war. Jetzt erkannte der Brünette auch mich, sah mich irgendwie verdutzt an und sagte schließlich
"Kaida?"
"Hey Yuma,"
erwiderte ich gespielt aufgedreht und winkte ihm zur Begrüßung.

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Endlich wieder ein Update.
Hierbei wollte ich vielen lieben Dank für die Kommentare unterm letzten Part sagen und auch mal so danke an alle Leser. Ich weiß wie schwer es ist für Geschichten abzustimmen, bin da selbst nicht besser und meist als "schwarzleser" unterwegs.
Btw falls sich jemand fragen sollte wieso so lange nichts kam. Wattpad funktionierte auf meinem Handy gefühlt zwei Wochen lang nicht aber jetzt bin ich wieder da.

Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Where stories live. Discover now