Kapitel 13 (Ein liegender Ausblick)

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Hm... irgendetwas kitzelte meine Nase und bewegte mich somit dazu auf zu wachen. Also... warum fühlte sich der Untergrund, auf dem ich lag, so hart und unbequem an. Aber was noch viel verstörender war, wieso hatte ich dieses unbehagliche Gefühl, als würde etwas ziemlich Schweres direkt auf mir drauf liegen? Langsam öffnete ich meine Augen, blinzelte einige Male und brauchte eine halbe Ewigkeit, bis ich meine Umwelt nicht mehr total verschwommen wahrnahm. Okay, besonders viel konnte ich jetzt eigentlich auch nicht erkennen, also versuchte ich mich irgendwie so zu drehen, dass ich eventueller Weise ein wenig mehr sehen konnte. So zumindest der Plan... dessen Umsetzung fiel dann eher mangelhaft aus, denn als das unbekannte Objekt, welches mich gewissermaßen einengte, anfing sich bei meinen Drehversuchen zu bewegen, erstarrte ich augenblicklich in meinem Vorhaben und ließ meine Augen gefährlich langsam leicht nach unten wandern. Was ich entdeckte verschlug mir ernsthaft die Sprache. Blonde Haare, die nur einer Person gehören konnten. Und dieser besagte, faule Vampir hatte seelenruhig seinen Kopf auf meinem Busen... ja, auf meiner verdammten Oberweite... gebettet und schlief! Der pennte einfach mal auf mir drauf! Wie zur Hölle war es so weit gekommen?! Egal Kaida, sprach ich in Gedanken beruhigend zu mir selbst, Ruhe bewahren und versuchen ihn vorsichtig aufzuwecken... du schaffst das schon irgendwie. Na gut, einmal tief durchgeatmet, also so tief wie es eben in meiner momentanen Situation ging, schon befreite ich meinen linken Arm aus seinem kühlen "Gefängnis" und stupste den Schlafenden vorsichtig an, während ich leise und freundlich flüsterte
"he... Shuu, aufwachen."
Der Angesprochene jedoch rührte sich keinen Millimeter von seinem Platz. Musste ich nun zu härteren Mitteln greifen?
Nach einer weiteren halben Ewigkeit seufzte ich frustriert auf, legte meinen Kopf zurück in den Nacken und starrte in den wolkenlosen Nachmittagshimmel. Ja... irgendwie hatten die anderen nicht gemerkt, dass das Faultier und ich nicht mit ihnen zurück zum Anwesen gefahren waren und das zu meinem Leidwesen. Wie genau ich auf diesem furchtbar harten, unbequemen Boden eingeschlafen war, wusste ich jetzt auch nicht mehr so richtig. Aber da ich keine Schmerzen im Halsbereich oder anderen verlockenden Körperstellen hatte, konnte mich der älteste Sakamaki nicht gebissen haben. Immerhin ein positiver Aspekt an dieser Situation. Irgendwann nahm ich mir aus Langweile ein paar Strähnen des Blonden und begann, diese zu flechten. Wie konnte man nur so abnormal weiches Haar haben, es war schon fast unnatürlich fluffig. Nachdem ich mit dem ersten Zöpfchen fertig war, fing ich leicht schmunzelnd an, ein weiteres zu machen. Immerhin musste ich die wahrscheinlich sehr lange Zeit, bis diese Schlafmütze aufwachen würde, ja überbrücken.
Langsam kehrten auch meine Erinnerungen an den letzten Abend zurück und mir wurde ein wenig mulmig zumute. Der Blauäugige hatte mit seiner Feststellung über meine Gefühlswelt genau ins Schwarze getroffen... er durchschaute mich komplett und kannte nun somit meine größte Schwachstelle. Würde er dieses Wissen für sich behalten, oder seine Brüder informieren? Mittlerweile war ich so in meinen Gedanken versunken, dass ich dem Schlafenden nur noch sanft durchs Haar strich und die Tatsache, dass er nach wie vor auf mir drauf lag, schon fast vergessen hatte. Wie konnte er in diesem Zustand nur so friedlich aussehen und mich im nächsten Augenblick schon unbekümmert aussaugen? Und warum war er letzte Nacht nicht in Versuchung gekommen, mich zu beißen? Sein Verhalten konnte ich einfach nicht zuordnen, so sehr ich mich auch bemühte. Mir blieb es ein unerklärliches Rätsel. Durch meine eigene Ablenkung merkte ich nicht, wie der junge Mann langsam zum Leben erwachte und mich anblickte.
Plötzlich erhob er seine tiefe Stimme und sagte einfach nur
"Kaida...".
Ich erstarrte mitten in der Bewegung, sah ihn mit einem gespielt desinteressierten Ausdruck in den Augen an und erwiderte
"ja, Shuu?"
"Hör auf irgendjemanden irgendetwas vorzumachen, das ist wirklich erbärmlich mit an zu sehen,"
antwortete er kühl und drehte sich so, dass er mich besser ansehen konnte. Empört blies ich meine Backen auf und entgegnete
"Freundchen, gleich flechte ich dir noch mehr Zöpfchen."
"Das kannst du gerne tun, es entspannt mich nämlich,"
meinte der Blauäugige daraufhin nur recht trocken. Ich verdrehte die Augen, legte meinen Kopf zurück auf den Boden, stierte höchst konzentriert den Himmel an und sprach nach einigen Minuten des Schweigens
"wir sollten zum Anwesen zurück."
"Zu anstrengend...,"
kommentierte mein Gesprächspartner nur.
"Aber du kannst dich doch teleportieren oder so was in der Art,"
versuchte ich zu kontern. Jedoch erwiderte der Vampir monoton
"dazu brauche ich Energie."
"Das ist ja mal eine nette Umschreibung um zu sagen, dass du Blut von mir abzapfen willst,"
lachte ich sarkastisch und machte meinen Pferdeschwanz auf, da dieser wirklich penetrant zu drücken begann.
"Beweg' dich nicht, das ist unangenehm,"
bemerkte der älteste der Brüder, kam mit einem Mal meinem Hals gefährlich nah, hielt dabei meine Oberarme fest und raunte mir ins Ohr
"sonst beiße ich dich."
"Ich will ja nicht nerven,"
antwortete ich unbeeindruckt, sah den Blonden eindringlich an und fuhr fort
"aber könntest du uns freundlicher Weise zurück zum Anwesen teleportieren? Langsam schlafen nämlich meine Beine ein."
Der Angesprochene schloss kurz die Augen, näherte sich erneut meinem Hals und flüsterte
"beweg' dich nicht, sonst wird das für dich sehr unangenehm."
Dann biss er zu und kurze Zeit später spürte ich etwas Weiches unter mir.

"Shuu, wo sind wir,"
presste ich unter zusammengebissenen Zähnen hervor und versuchte dabei vergebens, den Vampir irgendwie von mir weg zu drücken. Dieser ließ endlich von meiner Halsbeuge ab, sah mich an und erwiderte monoton
"in meinem Zimmer."
Ungläubig starrte ich ihn einfach nur in die tiefblauen Augen und antwortete
"was zum Teufel machen wir in deinem Zimmer."
"Hier ist es gemütlich und nicht störend,"
erklärte der Blonde kurz und bündig, während er mit seinen eisigen Fingern sorgfältig über die frische Wunde strich. Durch diese unerwartete Berührung zuckte ich leicht zusammen.
"Tch, ich hatte dir doch gesagt, dass du dich nicht bewegen sollst,"
bemerkte der junge Mann mit einem anklagenden Unterton in der Stimme. Erstaunt über sein ungewohntes Verhalten mir gegenüber nuschelte ich ein kurzes
"Entschuldigung"
und blickte zur Seite. Langsam wanderten die Hände des Vampirs hinunter zu meiner Taille, umklammerten diese und sein Kopf beugte sich erneut seelenruhig zu meinem Hals vor. Ich wollte mich schon auf die Schmerzen eines erneuten Bisses vorbereiten, erstarrte jedoch unwillkürlich als ich die weichen Lippen des Blonden auf meiner empfindlichen Haut spürte.
"Shuu, was tust du da,"
erhob ich mit hochrotem Kopf meine Stimme. Der Angesprochene ließ kurz von mir ab sah mich an und antwortete
"ist dir das etwa unangenehm?"
"Ja gut... das jetzt nicht unbedingt... ungewohnt trifft eher zu,"
erwiderte ich und sah gekonnt an meinem Gegenüber vorbei. Zu meiner Überraschung drehte der Vampir meinen Kopf jedoch so, dass ich gezwungen war, in die blauen Augen dieser Person zu blicken.
"Wenn das so ist, dann lass mich dir einen völlig neuen Ausblick zeigen,"
meinte der älteste der Brüder und legte seine Lippen fordernd auf meine.

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Bis(s) Sie Mir Den Letzten Nerv Rauben (Diabolik Lovers FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt