Chapter 3 | highway to hell.

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Pov: Ardy
Ich jedoch hatte es nie so eilig und war immer einer der letzten, die das Gebäude verließen.

Das Haus, das meine Mutter und ich bewohnten, war nur etwa zehn Minuten Fußmarsch von der Schule entfernt. Dennoch brauchte ich für meinen Weg meist 20 Minuten.

Ich war froh um diese Zeit und nutzte sie dementsprechend. Es waren Minuten, an denen ich frei war. Nicht im Haus, nicht bei meiner Mutter.

Ich konnte 20 Minuten lang entspannen, musste aber aufpassen, dass ich nicht doch fünf Minuten später war. Sonst würde meine Mutter wieder die Beherrschung verlieren. Sie war Alkoholikerin.
Das machte unseren Tagesablauf so bestehend und monoton. Wenn ich von der Schule zurück kam, saß sie meist auf der Couch im Wohnzimmer und blickte mir schon erleichtert ins Gesicht, wenn ich den Raum betrat. So, als hätte sie Angst gehabt, ich würde nicht mehr wiederkommen.
Ich umarmte sie dann kurz und verschwand in mein Zimmer. Ich wollte nicht genau wissen, was sie in der Zeit tat, bis sie in mein Zimmer kam und sich verabschiedete, um in die nächste Bar zu gehen.

Es begann, ein paar Wochen nachdem mein Vater mit seiner neuen, schwangeren Freundin weggezogen war.

Anfangs ließ es meine Mutter scheinbar kalt, sie vergoss keine einzige Träne, zumindest nicht, wenn mein Bruder und ich dabei waren.
Sie war stark, versuchte, es zu bleiben. Nach einigen Wochen dann besuchte sie Abends häufiger Bars und Kneipen, kam immer später zurück.

Mein Bruder ließ es sich ein ganzes Jahr gefallen, dann zog er aus. Er sagte mir, dass es ihm leid tue, aber er hielte es nicht mehr aus. Ich konnte ihn verstehen. Jedoch hätte er sie nicht mit mir allein lassen dürfen.

Das Loch, in das sie fiel, wurde noch größer.
Sie häufte einen Alkoholvorrat an. Der musste von ihr immer häufiger neu befüllt werden. Sie trank nicht mehr nur abends, in ihren Bars oder Kneipen. Manchmal war sie schon betrunken, wenn ich von der Schule kam. Nicht immer, dennoch oft genug.

Oft hörte ich sie auch schluchzen, wenn ich in meinem Zimmer saß. Manchmal schrie sie. Es war auch schon vorgekommen, dass sie etwas zerschlug.

[Flashback:]
Ich lag in meinem Zimmer auf meinem Bett und hörte Musik, als ich plötzlich aufschreckte. Ich hatte ihren Schrei und einen Klirren durch die Kopfhörer gehört.

Ich sprang auf, riss meine Tür auf und fand sie schließlich in der Küche. Mehrere Scherben lagen auf dem Boden. Ich lief langsam zu ihr, wollte sie beruhigend umarmen.
In dem Moment, als ich ihren Arm berührte, schrie sie.

"Lass deine Finger von mir!" Ich starrte sie an.

Plötzlich spürte ich, wie ihre Hände mich an meinen Schultern gegen eine Wand drückten. Wütend blickte sie mir in die Augen. Im nächsten Moment landete ihre Hand knallend in meinem Gesicht. Ich rührte mich nicht, starrte sie nur entsetzt an.
Sie rümpfte die Nase und brüllte dann, ich solle sie einfach in Ruhe lassen. Doch als ich sie nur weiter entsetzt anstarrte, schlug sie mir mit voller Wucht ihre Faust in den Magen.

Ich schrie auf. Heiße Tränen liefen mir die Wangen runter. Auf einmal war sie es, die entsetzt schaute. Erst auf ihre Hand, dann auf mich, wie ich mich vor Schmerz zusammenkrümmte, dann zurück auf ihre Hand.

Dann wimmerte sie: "Geh".

Sie brach auf dem Boden zusammen, blieb sitzen, wie erstarrt.


Trust me. || Tardy FanfictionWhere stories live. Discover now