Chapter 6 | the drawing.

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Pov: Taddl
Mit diesen Worten löste er seinen Arm und stand auf. Er warf mir ein Lächeln zu und dann verschwand er aus meinem Zimmer. Ich fühlte mich tatsächlich ein wenig besser. Ich war ihm so dankbar, er war einfach schon immer da gewesen, wenn ich ihn brauchte. Der beste Bruder der Welt.

Seufzend stand ich auf und lief aus dem Zimmer, die Treppe herunter, in die Küche, wo ich meine Mutter fand.

"Ma? Hast du mal was zu essen für mich? Ich sterbe gleich vor Hunger..."

Das tat ich wirklich. Mein Magen hatte schon geknurrt, als Freddy vorhin an der Tür klopfte. Während sie mir etwas in der Mikrowelle warm machte und mir zwischendurch immer mal wieder ein Lächeln zuwarf, sah ich aus dem Fenster.

Was? Es war schon dunkel. Ein Blick auf die Uhr verriet mir die Zeit: Halb neun. Ich hatte entweder ziemlich lange geschlafen oder ziemlich lange geredet.

Nach dem Essen ging ich wieder hoch. Ich konnte jetzt unmöglich schlafen. Hellwach war ich. Kein Wunder.

Also beschloss ich, mich an den Tisch zu setzen und einem meiner wenigen Hobbies nachzugehen. Ich holte den Zeichenblock und ein paar Bleistifte aus meiner Tasche. Dann begann ich einfach. Ich kritzelte so vor mich hin, vergaß die Zeit. Dachte nicht einmal darüber nach, was ich zeichnete.

Plötzlich wurde ich durch ein Donnern aufgeschreckt. Ich schaute aus dem Fenster. Es regnete sehr leicht. Ich ging an das Fenster, kippte es und spürte sogleich die kühle, angenehme Luft in mein Zimmer strömen. Ich liebte Gewitter. Am liebsten wäre ich jetzt draußen.

Ich ging wieder an meinen Schreibtisch und setzte mich. Doch als ich meine Zeichnung sah, fuhr ich zusammen.

Es handelte sich um eine der präzisesten Zeichnungen, die ich je gemacht hatte. Es war so genau... Die Person, die das Bild zeigte, war perfekt getroffen. Die funkelnden Augen, die schöne Nase, die zarten, weichen Lippen... Sie gehörten... Ardy?! Was zum...?! Ich hatte Ardy gezeichnet. Ardy, wie er am Tisch saß und aus dem Fenster starrte. So, wie ich ihn in der Schule beobachtet hatte.

Verwirrt schüttelte ich leicht den Kopf. Ich konnte mir nicht erklären, warum ich plötzlich ausgerechnet ihn gezeichnet hatte. Aber na ja, schließlich machte ich mir schon den ganzen Tag Gedanken um ihn. Langsam sollte es aber mal damit reichen. Ich kannte Ardy nicht mal und dennoch war der einzige Gedanke in meinem Kopf.

Ich beschloss, die Zeit die mir noch bis zum Weckerklingeln blieb, im Bett zu verbringen, in der Hoffnung, doch noch ein Mal einzuschlafen.
Doch ich wälzte mich bloß herum, bis ich dann doch ins Bad ging, um zu duschen.

Ich ließ mir ziemlich viel Zeit, schließlich hatte ich noch eine Stunde, bis ich hätte aufstehen sollen. Erst, als ich eine Zimmertür zuschlagen hörte, bewegte ich mich langsam aus der Dusche, zog mich an und machte mich auf den Weg in die Küche.

Als ich sie betrat, sah ich, wie konnte es auch anders sein, meine Mutter, die am Küchentisch bereits ihren Kaffee genoss. Heute musste sie wieder arbeiten, deswegen saß sie jetzt schon hier.

"Oh, du bist wach? So früh?", fragte sie erstaunt.

Mit Recht, schließlich war ich eigentlich ein richtiger Morgenmuffel. Umso verwunderlicher war es dann, mich um diese Uhrzeit zu sehen. Nach kurzem Nachdenken entschied ich mich für die grobe Wahrheit: "Ja. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Ich hab' ja schließlich gestern den ganzen Tag im Bett verbracht." Nicht die ganze Wahrheit, aber auch keine Lüge. Sie musste ja nicht erfahren, wer der Grund war.

Sie lachte auf. "Stimmt. Geht's dir denn heute besser?" Ich nickte leicht. "In der Schule gestern... Sie waren nicht nett zu dir? Haben sie...-" Ich stoppte sie: "Nein, Ma. Sie haben nichts getan. Du musst dir keine Sorgen machen. Es ist nichts. Mir... ging es einfach nicht gut. Ich werd' auch heute wieder hingehen." Sie runzelte die Stirn. "Lea? Hast du an Lea gedacht? Ist es das, was dich so fertig macht?"


Trust me. || Tardy FanfictionWhere stories live. Discover now