Chapter 20 | broken.

5.1K 316 49
                                    


Pov: Ardy

Ich konnte schwören, dass wahrscheinlich irgendein fremder Mann sie in der Kneipe angesprochen hatte und ihren Zustand ausnutzen wollte. Wäre nicht das erste Mal. Aber sie lernte ja nicht! Das durfte ich nicht zulassen! Schnell tippte ich ihre Nummer ein und berührte den grünen Hörer.

Es piepte, piepte und piepte. Eine ganze Minute lang, dann legte ich auf. Wahrscheinlich war es jetzt sowieso schon zu spät und er hatte sie längst.

Ich merkte, wie ich zitterte. Der Griff um mein Handy verstärkte sich. Ich wurde wütend. Mein Handy vibrierte. In diesem Augenblick holte ich aus und warf es mit aller Wucht gegen die Wand. Es teilte sich und lag letztendlich auf dem Boden.

"Verdammt!", schrie ich. Ich merkte, wie meine Augen feucht wurden. Langsam lief ich zum Handy und sammelte die Teile ein. Glück gehabt. Der Akku war raus geflogen, hatte aber keine großen Schäden genommen. Dafür der Bildschirm. Ein großes, spinnennetzähnliches Muster war zu erkennen. Na ja, erahnen traf es besser, denn ich sah nur noch verschwommen.

Ich setzte mich auf mein Bett, steckte ungeschickt den Akku wieder hinein, befestigte die Verkleidung wieder und betätigte den Knopf. Es funktionierte noch. Während es sich anschaltete, ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Was sollte ich machen? Ich konnte ihr nun sowieso nicht mehr helfen. Diese Vorstellung, ich würgte.

Ich musste das loswerden. Mein erster Gedanke: Taddl. Mein Handy war fertig. Ich öffnete Taddls Chat. Drei Nachrichten.

[19:35]: "Eigentlich war es eher langweilig, als gut. Hätte lieber mit dir geschrieben... :/"
[19:36]: "Was hast du so gemacht?"
[19:52]: "Ardy...?"

Ich tippte, ohne darüber nachzudenken. "Ich... brauch deine Hilfe. Können wir uns treffen?" Wenige Augenblicke später erhielt ich bereits die erhoffte Antwort.

"Klar, Bruder. Spielplatz?" - "Spielplatz."
Er hatte den Spielplatz vorgeschlagen, weil das erstens so ziemlich der einzige Ort hier war, den er kannte, weil er hier jeden Tag vorbei lief, um nach Hause zu gelangen. Außerdem lag der Spielplatz ziemlich mittig, so hatten wir beide die selbe Weglänge.

Ich steckte mein Handy in die Hosentasche, zog mir einen anderen Hoodie über, schnappte mir ein paar Schuhe und verließ wenige Sekunden später das Haus. Es war schon recht dunkel, schließlich ging es auf den Winter zu. Niemand mehr auf den Straßen. Ich bog in eine Gasse, hier war es stockdunkel. Erst am Ende konnte ich eine Straßenlaterne schwach leuchten sehen. Mein Schritt beschleunigte sich automatisch. Die Tränen flossen immer noch. Und schon wieder würde ich vor Taddl weinen. Was dachte er bloß bei der ganzen Heulerei über mich?

Nach fünf Minuten laufen, ja, fast rennen, erkannte ich endlich das Tor zum Spielplatz vor mir. Ich betrat das Gelände, schloss das Tor hinter mir und ließ meinen Blick schweifen. Dort hinten konnte ich die Umrisse einer Gestalt erkennen. Ich sah sein Gesicht nicht, doch die Haltung und der Körperbau insgesamt verrieten mir, dass es Taddl war.

Langsam lief ich auf ihn zu. Ich machte mir nicht mal die Mühe, mir die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, das würden wohl sowieso nicht die letzten sein. Taddl stand an eine Tischtennisplatte gelehnt. Als ich kurz vor ihm stand, bewegte er sich vorsichtig und kam das letzte Stück auf mich zu, bevor er mich in seine Arme schloss.

Mir war kalt gewesen. Doch jetzt umgab mich Wärme. Ich spürte, wie sich seine Brust hob und senkte, wenn er atmete. Es war nicht gerade regelmäßig, dennoch beruhigte es mich ein wenig. Wir standen einige Zeit so da, bis er sich löste. Jetzt, da ich direkt vor ihm stand, konnte ich ihn besser sehen. Er blickte mir direkt in die Augen. Jetzt nahm er seine Hand von meiner Schulter, wischte mit seinem Daumen über meine Wange und damit die letzte Träne weg. Er ließ seinen Daumen auf meiner Wange liegen. Wieder gingen mir diese Gedanken durch den Kopf. Mein Gewissen verlangte, dass ich mich sofort von ihm löste. Aber ich sträubte mich. Ich wollte mich nicht lösen.

Trust me. || Tardy FanfictionWhere stories live. Discover now