Chapter 10 | wall.

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Pov: Taddl
Als es dann endlich klingelte, nahm ich wahr, wie Ardy nach seiner Tasche griff. Er schlängelte sich zwischen Wand und meinem Stuhl durch, streifte dabei meinen Rücken. Ich bekam Gänsehaut.

Ich tat es ihm gleich, schnappte mir meinen Rucksack, hängte ihn mir über die Schulter und verließ den Raum. Dort sah ich, wie Ardy bereits um die Ecke verschwand. Ich blickte mich kurz um und rannte ihm hinterher. Am Ende der Treppe, die nach unten ins Foyer führte, erreichte ich ihn.

Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Schulter, woraufhin er ruckartig stehen blieb. Ich versuchte, meinen Atem wieder zu regulieren. Doch das meine Hand auf seiner Schulter ruhte, trug nicht gerade dazu bei, mich zu beruhigen.

"Ehm...Ardy?"

Er drehte sich um und sein Stirnrunzeln verwandelte sich augenblicklich in ein erwartungsvolles Grinsen, als er mich sah.
"Hast... du irgendwas vor? Ich meine... na ja, ich wüsste nicht, wo und mit wem ich meine Pause verbringen könnte und da dachte ich... ich würde... aber du kannst natürlich auch..." - "Ja, ich denke, ich würde mich über etwas Gesellschaft freuen.", er lachte.
Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Pov: Ardy
Man sah Thaddeus seine Erleichterung wirklich an.

"Komm mit", sagte ich und nickte mit dem Kopf in Richtung der Tür zum Hof.
Wir liefen dicht nebeneinander, ich drückte meine Schulter von hinten gegen seine und konnte ihn so ein wenig manövrieren.

Als wir aus dem Gebäude traten, wurde es draußen wieder schlagartig still. Einige schlugen sich die Hand vor den Mund, andere tuschelten. Sie rissen die Augen weit auf und starten uns an. Ich merkte, wie Thaddeus unruhig wurde. Er blieb stehen und schaute sich unsicher um.

Durch unseren immer noch bestehenden Körperkontakt spürte ich, dass er ein wenig zitterte. Langsam beugte ich mich an sein Ohr vor - etwas in mir verkrampfte sich, denn sofort stieg mir sein guter Geruch in die Nase - dann flüsterte ich: "Geh weiter, als wäre nichts. Da, zur Mauer. Lass dir nichts anmerken."

Ich hörte, wie er schluckte, dann nickte er vorsichtig und ging geradewegs auf die Mauer zu. Dabei löste er sich von meiner Schulter. Shit. An der Mauer angekommen hielt er an und starrte auf den Boden. Ich schwang mich auf die Mauer.

"Thaddeus?", ich wedelte mit meiner Hand vor seinem Gesicht herum. Er schaute auf.

"Taddl, bitte.", flüsterte er kaum merklich.
"Sorry. Aber setz dich doch jetzt bitte."

Mit der Hand, die sich eben noch vor seinem Gesicht befand, wies ich neben mich. Er setzte sich. Dann schaute er mir in die Augen, deutete mit ihnen kurz in die Menge, die sich derweil wieder etwas gefangen hatte, und blickte mich fragend an. Ich verstand.

"Das ist immer so.", bemerkte ich kurz.

"Warum? Gibt es einen Grund dafür?" - "Weiß nicht... Sie scheinen mich nicht besonders zu mögen. Keine Ahnung, warum."

Natürlich wusste ich, warum. Wer mochte schon Homos? Außerdem lief ich gerade sehr dicht an ihm. Die würden sich ihren Teil schon denken. Wenn ich Thaddeus das erzählen würde, würde er sich auch von mir abwenden. Also erwähnte ich das besser nicht.

Thaddeus nickte, ich war froh, dass er nicht weiter nachhakte.
Darauf folgte ein kurzes Schweigen, bis Taddl fragte: "Sitzt du immer hier?" - "Meist." - "Meist?" - "Mhm. Wenn mir die Biester hier mit ihrem Gestarre zu sehr auf die Nerven gehen, setz' ich mich gern in den Hinterhof. Da ist nie jemand. Selbst im Sommer fällt dort nur der Schatten hin. Aber dort ist es wenigstens ruhig, muss mich dann nicht so aufregen."

Bei dem letzten Satz lachte mein Gegenüber kurz auf. Warum? Er bemerkte meinen fragenden Blick und räusperte sich. "Du und aufregen? Geht das? Bisher warst du ja 'n ziemlich ruhiger Typ." - "Oh, oh, man merkt, dass du mich noch nicht richtig kennst", da musste auch ich kurz lachen. Jetzt war jedoch Thaddeus der, der mich verwirrt musterte.

Trust me. || Tardy FanfictionWhere stories live. Discover now